f nilhilton2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Oktober 2017, Teil 7

Filmheft

Berlin (Weltexpresso) - Wie kamen Sie zu dieser bemerkenswerten Rolle? Tarik und ich sind schon länger gute Freunde und er sprach schon vor einer ganzen Weile mit mir über die Idee zu diesem Film. Zunächst wollte er aber noch ein anderes Filmprojekt umsetzen. Ich las bereits den ersten Drehbuchentwurf und sagte ihm, dass er fantastisch sei. Er musste diesen Film drehen.


Bitte stellen Sie uns Ihre Figur kurz vor. Was für ein Polizist und was für ein Mensch ist Noredin?

Noredin ist ein komplizierter Charakter und kein einfacher Mensch. Als Polizist entspricht er der Norm, wie man als Polizist in Ägypten sein muss. Ich bin kein Ägypter, aber wir waren da, um die Dreharbeiten vorzubereiten. Wir wollten ja ursprünglich dort drehen. Da konnte ich die Cops miterleben und wie sie mit den Menschen umgingen. Ich denke, als Polizist nimmt man eine gewisse Rolle ein. Das ist weltweit so. Aber in einigen Teilen der arabischen Welt ist es spezifischer. Ich erkannte, dass man als Polizist in Ägypten, es durchaus akzeptiert, die eigene Macht auch auszunutzen.

Mein größtes Problem mit der Rolle des Noredin war, seine menschlichen Züge aufzuzeigen. Egal was er tut und wie er sich zunächst verhält, nach einer Weile wächst ihm der Fall über den Kopf und die Dinge werden größer als er. Er möchte etwas dagegen tun und merkt, wie ihm das System zusetzt. Dann wird er menschlicher. Da ist diese feine Balance, über die Tarik und ich sehr viel diskutiert haben.


Anfangs lässt sich Noredin ohne Probleme bestechen. Später besticht er selbst, um die Wahrheit zu erfahren. Wie sehen Sie diesen Wandel?

Am Anfang ist Bestechung für ihn ganz normal. So wird das eben gemacht. Dann wird das Ganze aber größer und er wird emotional involviert. Es geht um Kontrollverlust. Plötzlich hat er die Dinge nicht mehr unter Kontrolle. Geld ist auf einmal nicht mehr wichtig, sondern die Aufklärung des Falls wird zu einem persönlichen Ziel, etwas, was er unbedingt tun möchte.


Was bringt Noredin dazu, diesen Fall so ernst zu nehmen?

Ich denke, spätestens als er die Sängerin Gina kennenlernt, beeinflusst ihn das. Es erinnert ihn daran, dass immer echte Menschen hinter den Fällen stehen. Auf einmal beginnt er zu verstehen und gleichzeitig verliert er die Kontrolle über die Situation. Man kann am Anfang sehen, dass er das ganze Bestechungsgeld eigentlich gar nicht braucht. Es gehört nur eben dazu und ist sein Lifestyle. Die Bestechungen auf den Straßen hatte er im Griff und dann wird alles anders. Aber es macht ihn neugierig.


Am Ende steht Noredin allein gegen alle, eine klassische Situation für einen einsamen, melancholischen Helden.

Ja, das stimmt. Eigentlich hatten wir noch ein anderes Ende geplant und wir waren uns nicht sicher, welches wir letztendlich nehmen. Wir haben uns dafür entschieden, Noredin so zu zeigen, dass er welches wir letztendlich nehmen. Wir haben uns dafür entschieden, Noredin so zu zeigen, dass er nicht als Opfer gesehen wird. Dies geschah auch aus Respekt vor den vielen Menschen, die sich der Revolution anschlossen. Noredin steht inmitten der Revolution und eigentlich geht seine Geschichte jetzt erst los.


Was für ein Regisseur ist Tarik Saleh?

Er ist ein sehr intellektueller, ausgeglichener, aber auch forschender und offener Regisseur. Ich habe eine extrem enge Arbeitsbeziehung zu ihm. Ich denke, das sollte man mit allen Regisseuren haben. Es gab einen sehr guten und offenen Meinungsaustausch zwischen uns. Ein guter Regisseur sollte immer auch zuhören können. Man dreht einen Film zusammen und hat auch gemeinsame Ideen. Das funktioniert für alle am besten.


Sagen Sie bitte ein paar Worte über Ihre Schauspiel-Partner.

Es war großartig mit den ägyptischen Schauspielern zusammenzuarbeiten. Es war mein erstes Mal. Ich wuchs im Libanon auf. Meine Familie zog nach Schweden als ich vierzehn Jahre alt war. Das ägyptische Kino ist das Hollywood der arabischen Welt. Ich bin also damit aufgewachsen. Und plötzlich diesen Film gemeinsam zu drehen, war sehr interessant für mich. Alle sind herausragende Schauspieler. So viele Leute, mit so unterschiedlicher Herkunft, lassen ihre eigene Energie einfließen. Das war wundervoll. Ich liebe auch den Kameramann. Es war nicht immer einfach, aber immer großartig.


Der Film ist weit mehr, als ein üblicher Krimi. Sehen Sie das auch so?

Absolut. Es gibt natürlich zusätzlich den politischen Aspekt und der ist sehr wichtig. Wir waren uns einig, dass wir uns auch darauf konzentrieren sollten. Weil es eben auf wahren Ereignissen beruht und auch einen politischen Hintergrund einschließt, der die arabische Welt verändert hat. Der Arabische Frühling war und ist, angefangen in Tunesien, über ein so großes Land wie Ägypten und dann Syrien, ein einschneidendes Ereignis. Und einen Film zu machen, der auch nur die Oberfläche dessen berührt, ist sehr wichtig.


DIE NILE HILTON AFFÄRE ist eine europäische Produktion. Wie authentisch ist die Geschichte?

Es ist sehr weit entfernt von meiner eigenen Welt, aber die Authentizität des Films ist sehr genau. Es war zum Beispiel wichtig für uns, dass – ausgenommen von mir – alle Darsteller, die Ägypter spielen auch aus Ägypten stammen. Sie waren auch Teil der Revolution oder haben sie miterlebt. Wir waren außerdem in Kairo und versuchten, dort so viele Informationen zu sammeln und Vorbereitungen zu treffen, wie wir konnten.

Foto: © Verleih

Info:

Dies ist keine ägyptische Produktion. Die Ereignisse spielen nur dort. Es ist eine schwedische-deutsch-dänische Koproduktion. Nachdem in Kairo alles für die Dreharbeiten vorbereitet war, wurden diese kurzfristig verboten und es ging in Nordafrika, in Casablanca, weiter. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, als in Dubai eine Popsängerin ermordet wurde und sich ein politisch-gesellschaftlich-kriminelles Geflecht ergab.

Darsteller:

NOREDIN                  Fares Fares
SALWA                      Mari Malek
KAMAL MOSTAFA    Yaser Maher
HATEM SHAFIQ        Ahmed Seleem
GREEN EYED MAN  Slimane Dazi
GINA                         Hania Amar
NAGY                        Hichem Yacoubi
MOMO                      Mohamed Yousry
CLINTON                  Ger Duany