Lida Bach

„Die Chinese sagen: Wo Eisen ist, ist auch Rost.“, heißtes in „The Man with the Iron Fists“. Für den Titelcharakter gilt das ebenso wie für Rapper, Filmdistributor und Produzent RZA, der mit dem Kung-Fu-Spectakel sein Regiedebüt abliefert; nicht nur deshalb, weil beide die selbe Person sind: denn Von Schauspielerei zu sprechen wäre ungerecht gegenüber er Darbietung, irgendwo zwischen filmischer Selbstverehrung und kindlicher Heldenfantasie. 

 

Darin tauscht RZA seinen Bühnennamen für rund 95 Minuten gegen den Leinwand-Namen The Blacksmith. Der Sklaverei entflohen verdingt sich der Sohn einer farbigen Mutter (Pam Grier) und eines weißen Südstaatenfarmers im China Ende des 19. Jahrhunderts als Waffenschmied in Jungle Village. In dem Inbegriff aller Klischees eines altchinesischen Sündenpfuhls versorgt er die rivalisierenden Klan-Chefs, die nach der Ermordung des bisherigen Machthabers Golden Lion (Chen Kuan-tai) um die Vorherrschaft und einen staatseigenen Goldschatz kämpfen, mit dem nötigen Mordwerkzeug. Auf dem unehrenhaften Pfad wandelt The Blacksmith allein au Liebe zu einer Freundin Lady Silk (Jamie Chung), die er aus dem Bordell von Madam Blossom (Lucy Liu) freikaufen will. In deren Etablissement laufen die Fäden und Fehden des Plots zusammen und gastiert der britische Stammkunde Jack Knife (Russell Crowe). Er schätzt Opium und Kurtisanen genauso wie blutige Messerkämpfe, was ihn mit „The Man with the Iron Fists“ eint; sowohl der so benannten Figur als auch dem Film.

 

Darin trägt Golden Lions Thronfolger Zen-Yi (Rick Yune) das Alias The X-Blade und der Erzschurke das Alias Poison Dagger (Daniel Wu). Ohne Kampfnamen sind die Figuren inkomplett, darin gleichen die alten Chinesen modernen Wrestlern. Bei denen im Ring fand RZA Brass Body (David Bautista), dessen Alias eher uncool ist, weil die Aliase im Laufe der Handlung immer peinlicher werden: „Führer des Klans der elf Nagetiere“... Da The Blacksmith seines zuletzt kriegt ist es das peinlichste und obendrein der Name des Films. Die Idee zu letztem kam RZA bei der Soundtrack-Komposition für „Kill Bill“. 30 Tage machte er sich am Set von Quentin Tarantino, der in den Credits als Präsentator auftritt, Notizen, den einen mit inszenatorischen Spielereien, lässigen Sprüchen und Genre-Anspielungen protzenden Kult-Hit zu fabrizieren kann so schwer nicht sein, oder? Doch, beweist das unebene Drehbuch, mitverfasst von Eli Roth, der vermutlich die bei jedem Kampf sprudelnden Blutfontänen beitrug. RZA ersann dafür laut Roth „jeden Klan, jeden Kampfstil, jedes Kostüm.“ Entsprechend plump, brachial und vulgär ist die Optik des grellen Kampfsport-Kinos.

 

Spätestens wenn der männliche Part eines Killer-Duos (Andrew Lin, Grace Huang) seine Partnerin wie beim Rock´n´Roll in die Luft wirbelt ist offensichtlich, dass die Kämpfe nur Tanznummern in einem pompösen Martial-Arts-Musical sind. Dabei ist „The Man with the Iron Fists“ so humorlos wie the Blacksamith, dem der theatralische Silver Lion (Byron Mann) die Arme abhacken lässt. Doch jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und der der Titelcharakter hat noch ein Eisen im Feuer, aus dem besagte Fäuste werden. Wenn die fliegen, verlieren die Getroffenen nicht Zähne, sondern Augäpfel. Wer denkt, der dramaturgische Holzhammer könne nicht derber sein, sollte den Riesenpfeiler sehen, den Brass Body am Ende heranschleppt. Der unfreiwillige Camp-Faktor solcher Szenen entgeht nicht mal dem selbstverliebt chargierenden Crowe; einzig RZA, der mimisch, musikalisch oder durch seinen redundanten Off-Kommentar permanent präsent ist.

 

Je mehr er seine Verbindung zum authentischen Eastern betonen will, desto augenfälliger wird seine Verwurzelung in Mainstream-Unterhaltung von „Karate Kid“, „Streetfighter“ und „Kill Bill“ bis zu „Kung Fu Panda“. Manches sei gefährlich, manches unpraktisch, erklärt der Regisseur seinen vor schäbigen Masken- und Spezialeffekten strotzendes Debüt: „Also macht man besser CGI!“ Oder noch besser, macht es gar nicht.

 

Oneline: Haudrauf-Inszenierung eines Tarantino-Abklatsches ohne Schlagkraft.