von Lida Bach    

                                                                                           

„Die Sprache habe ich immer bei mir.“, sagt „Valerie“. Die Sprache und die Kamera, mit der die alternde Protagonistin von Josef Rusnaks Filmmonolog ein Videotagebuch für ihren komatösen Partner (Guido Föhrweißer) aufnimmt. Das schleppende Textdrama, das für die Titelfigur zum seelischen Kehraus wird, ist der Abschluss einer Trilogie von Monolog-Filmen, die Hubertus Meyer-Bruckhardt 2002 mit Hannelore Elsner als zentraler Darstellerin von „mein letzter Film“ initiierte und Ben Becker als „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ fortsetzte.

 

Gleich seinen filmischen Vorgängern ist auch „Valerie“eine Ego-Show, allerdings weniger die Franka Potentes als die des Produzenten. Als solcher fungiert Meyer-Bruckhardt, der die Inszenierung von Roger Willemsens Roman „kleine Lichter“ an Rusnak abgab. Das Resultat ist ein ungeachtet des erbitterten Bemühens um Authentizität unendlich arriviertes Melodram, nicht das Künstlerisches mit Künstlichem verwechselt. Die Liebe wolle sie erklären, wie man den Krieg erklärt, sagt Valerie. In alten Vokabeln. Es ginge nicht anders. Derartige Phrasen wirken zugleich wie eine indirekte Selbstrechtfertigung der Inszenierung, die ihre emotionale Leere durch beständige Variation der Stilmittel zu kaschieren versucht.

 

Schwarz-Weiß, Infrarotbilder, Zeitlupe, Zurückspulen und die Kamera sitzt neben der badewanne, wird mit Boxhandschuhen beschossen oder filmt aus dem Kühlschrank, unterbrochen von chronologischen Titelkarten: „DIENSTAG“. Dank der hochtrabenden Spielereien empfindet man gegenüber „Valerie“ wie sie gegenüber ihrem Partner: „Ich habe dich so lange angesehen und gefragt, was kann ich tun?“ Die Antwort nimmt ihr Monolog vorweg: den Kopf wegdrehen und woandershin schauen. Aber kneifen gilt nicht! Schließlich soll ein „ambitionierter Kunstfilm“, wie Potente die cineastische Mixtur aus Gesprächs- und Selbsttherapie unbescheiden nennt, entstehen.

 

„Meine Geduld ist unerschöpflich.“, versichert Valerie beispielhaft. Die Geduld des Zuschauers nicht. Ihm bleibt nur die Zustimmung zu dem romantischen Fazit Valeries: „Besonders schmerzhaft sind tiefe Erfahrungen mit flachen Menschen.“

 

Oneline: Banal Lieben, um banaler davon zu erzählen

 

 

Titel: Valerie – Die Geschichte einer Liebe

Land/ Jahr: Deutschland, USA 2009

Regie: Josef Rusnak

Drehbuch: Roger Willemsen

Kamera: Benedeict Neuenfels

Schnitt: Antje Zynga

Musik: Jessica de Rooij

Darsteller: Franka Potente, Stephanie Stumph, Maria Hartmann, Guido Föhrweißer

Verleih: Farbfilm Rerleih

Kinostart: 22. September 2011