Serie: Eine Ausstellung des Deutschen Filmmuseums in Zusammenarbeit mit der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Los Angeles vom 14. November 2012 bis 28. April 2013 in Frankfurt am Main, Teil 8

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In der Ausstellung beginnt es mit dem ersten Regieoscar 1929, den Frank Borzage für Beste Regie für SEVENTH HEAVEN bekommen hatte. An ihm überprüfen wir die Details des Ritters und finden, daß man die Filmrolle mehr ahnt als sieht. Aber darum geht es gar nicht.

 

Die Idee ist alles, der Entwurf das Entscheidende, die inventio, sagte schon die Renaissance. Und dieser Oscar, der nur Ehre und kein Geld bringt, kann aussehen wie er will, seine Verleihung ist das Entscheidende, was den Prämierten aus dem Filmgeschehen herausgebt. Obwohl alle sagen, noch entscheidender sei die Nominierung, denn ab dieser seien Filmschauspieler eben Filmstars und kosteten ab da mehr Geld! Der zweite Oscar in der Ausstellung gehörte Ernest Haller, der ihn für seine Kameraführung (Farbe) 1940 in VOM WINDE VERWEHT bekam, ein Film, der mit zehn Oscars geradezu abräumte, aber sogar für 15 Positionen nominiert war. Interessanterweise gab es damals sowohl einen Kameraoscar für Farbfilme wie für Schwarzweißfilme.

 

Den nächsten Oscar finden wir für die Beste männliche Nebenrolle in der Statue von Harold Russell 1946 für DIE BESTEN JAHRE UNSERES LEBENS, einem Kriegsdrama. Zwei Besonderheiten gibt es dazu. Er ist der einzige Träger von zwei Oscars für ein und dieselbe Rolle. Außer der schauspielerischen Auszeichnung erhielt er für den gespielten Kriegsheimkehrer auch den Ehrenoscar, mit dem er als Symbolfigur für die Veteranen geehrt wurde. Er war nämlich körperbehindert, weil ein Unfall bei der Ausbildung von Rekruten passierte, die er durchführte. Die Explosion riß ihm beide Hände ab und er trug ab da Prothesen. Schaut man die hier stehende Statue genau an, kann man leichte Kratzspuren an der Brust und an den Beinen deutlich sehen: Gebrauchsspuren vom Zeigen oder Putzen!

 

Der vierte Oscar steht hier für den BESTEN FILM, der 1955 MARTY hieß. Der fünfte Oscar kommt aus dem Bereich, der wie andere neu hinzukam: die Technik Es war 1953 als er für das neue Breitwandverfahren vergeben wurde. Der nächste Oscar gehörte John Huston, der ihn als Regisseur für sein Filmdrama DER SCHATZ DER SIERRA MADRE von 1948 überreicht bekam. Vorsicht, da kommt man leicht durcheinander, weil die Verleihung der Oscars immer für das Vorjahr gilt. Man muß demnach tatsächlich die Verleihung terminlich vom eigentlichen Preis trennen. Der 21. Academy Award fand also im März 1949 statt, wo die Oscars für das Jahr 1948 verliehen wurden.Eigentlich logisch.

 

Den Oscar für den Besten Film 1962 erhielt Produzent Sam Spiegel für LAWRENCE VON ARABIEN. Er steht hier als siebter Oscar, dem der achte für Billy Wilder folgt. Er bekam ihn für die Regie des 1962 gedrehten Films DAS APPARTEMENT. Und weil Billy Wilder, einer von denen, die aus Österreich-Deutschland geflohen, in den USA wie einige der verfolgten Juden eine sagenhafte Karriere machte, sei hier auch daran erinnert, welche Verheerungen das Dritte Reich auch im Bereich der Kunst anrichtete, indem sie die besten Begabungen vertrieb oder mordete. Daß Billy Wilder hier eine größere Ecke eingerichtet erhielt, gefällt uns.

 

Höhepunkt des Oscar-Reigens sind dennoch wohl für jeden die Doppelstatuen als Nummer 9 – Bette Davis - und 10 – Clark Gable -, die hier zusammenstehen, weil sie Steven Spielberg auf einer Auktion für 1, 2 Millionen Dollar gekauft hatte und sie – als Academymitglied – der Academy schenkte. Bette Davis hatte sogar zwei Oscars als Beste Schauspielerin erhalten und war insgesamt zehn Mal nominiert. Dieser Oscar hatte sie für ihre Rolle der Jezebel in DIE BOSHAFTE LADY erhalten. Bette Davis ist nicht nur wegen mit der Namensgebung des Oscars mit der Trophäre der Academy Award verbunden, sondern war sogar als erste Frau deren Präsidentin. Fortsetzung folgt.

 

bis 28. April 2013

 

Die Nominierungen für den Oscar 2012 werden am 10. Februar 2013 bekanntgegeben. Dann organisiert das Deutsche Filmmuseum einen OSCAR TIP zum Besten Film. In einer langen Nacht am Sonntag, 24. Februar kann man verfolgen: „And the Oscar goes to...“ und gehört potentiell zu den Siegern.

 

Katalog:

 

And the OSCAR goes to ...85 Jahre Bester Film . Eine Ausstellung der deutschen Filmmuseums in Zusammenarbeit mit der Academy of Mition Picture and Sciences, Deutsches Filmmuseum, hrsg. von Deutsches Filminstitut – DIF e.V., Frankfurt am Main 2012. Edel. Edel ist die erste Eigenschaft, die man dem Katalog beim Aufblättern zuerkennt. Schon der Titel – diesmal DIN A 4 im Querformat – ist ein Hingucker. Wie die männlichen Torsi der griechischen Klassik, ist auch dieser Oscar eine muskulöse Büste, die im Gesicht bis zur Nase reicht und an den schmalen Hüften aufhört. Dazwischen aber breite Schultern und die Arme vor der Brust um eine Filmrolle gedreht. Goldbronze auf schwarzem Grund. Blättert man auf, bronzener Goldgrund. Blättert man weiter. Schwarzer Lack.

 

Das Entscheidende ist die vollständige Aufzählung der Oscars aller Jahre in der Kategorie Bester Film von 1927/28 bis 2011, was bedeutet, daß der Oscar anfängt mit einem der letzten Stummfilme und die Ausstellung und der Katalog enden mit THE ARTIST, ebenfalls ein Stummfilm, der gegen große Konkurrenz den Oscar gewann und auch in der Erinnerung ein wunderschöner Film bleibt. Die lange Reihe von Jahren wird in vier Etappen bewältigt: bis 1939, von 1940 bis 1967, 1968 bis 1999, 2000 bis 2011, wobei man wissen muß, daß die Preisverleihung inzwischen im Jahr darauf im Februar stattfindet, für uns also der Gewinnerfilm THE ARTIST, Sieger des 84. Academy Awards 2011 ist.

 

Die Oscars für den Besten Film, die also eigentlich ACADEMY AWARDS heißen und von den Produzenten entgegengenommen werden, sind in der selben Manier dargestellt. Zum Jahr und dem Titel des Films sind zusätzlich alle weiteren Nominierten aufgeführt, mit Produktionsfirmen und den Regisseuren, sowie dem Original- und dem deutschen Titel, aber auch einem Filmbild. 1927/28 hieß der Sieger WINGS – Flügel aus Stahl, ein Kriegsdrama und auf der rechten Seite ist das Erstaufführungsplakat zu sehen neben der Silhouette eines Oscars mit dem deutschen Filmtitel, so daß man auch als Überblick gleich die rechten Seiten durchblättern kann und immer auf die Gewinner stößt. Nur drei Filme standen im ersten Jahr am Schluß zur Wahl, schon im nächsten wurden es fünf, was bis ins Jahr 2008 blieb, dann aber sind die Nominierungen für den Besten Film seit 2009 auf zehn Filme ausgeweitet worden.

 

Eingeleitet ist der Band mit der Gründungslegende, die ja in unseren Zeiten stattfand, von daher gar nichts Legendenhaftes hat, sondern gut protokolliert ist, mit der einen Dame – Mary Pickford – und den 17 anwesenden Herren, zu denn nochmal 18 Herren dazukamen, so daß dies Gruppenbild mit Dame geradezu verdoppelt werden muß. Die Bilder vom Gründungsbankett zeigen, daß die Einrichtung des Oscars durchaus wirtschaftliche Gründe hatte, den Film als Gattung und auch als Kunstgattung gesellschaftlich aufzuwerten. Übrigens auch an den Tischen beim Bankett: überwiegend Männer. Ganz wichtig sind die eingestreuten Essays, die bestimmt Themen vertiefen, wie beispielsweise das jährliche Procedere ist, oder Aussagen von Oscargewinnern weitertragen und vor allem ausführlich die Oscarnacht zu Wort und Bild kommen lassen. Eine rundherum runde Sache, denn dies ist ein Buch, das einen im Leben weiterbegleitet.

 

 

www.deutsches-filminstitut.de

www.deutsches-filmmuseum.de