Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. November 2017, Teil 6
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Wenn ein Film mit weltbekannten Namen um sich schmeißt und dann auch schon wieder einmal US-Geschichte transportiert, dann sind wir in Hollywood zugegen, wo wieder einmal die ganze Welt zu Abnehmern der Filmproduktion gemacht wird, weil sie es wohl nicht anders will, diese Welt – oder sind einfach die Verträge für Verleiher, Agenturen, Kinos so gestaltet, daß die amerikanischen Filme Selbstläufer sind.
Doch, das schreiben wir mit leicht genervten Gedanken und Gefühlen, denn schon öfter hatten wir gemutmaßt, daß sich inzwischen das Kinopublikum der Welt mit amerikanischer Geschichte besser auskennt, als mit der eigenen, wozu kommt, daß sich dies Kinopublikum mit den amerikanischen Lebensverhältnissen inzwischen auch besser auskennt, denn sie erleben diese ständig bei Gegenwartsfilmen auf der Leinwand. Das prägt. Man macht es nach. Ja, tatsächlich. Wir sind längst selbst alle Amerikaner, ob wir es merken oder nicht. Zugegeben, mal mehr oder weniger.
Das gilt erst recht dann, wenn einem der Film von Seiten der Regie, des Drehbuchs, der Produktion: alles George Clooney und den Darstellern Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaak etc. eher positiv scheint und unser Bauchgrimmen der Tatsache an sich gilt, wie sehr die Hollywoodfilme den Markt überschwemmen, ja ihn ausmachen. Und sicher wirkt auch positiv, wenn man anmerkt, daß George Clooney auf eine Idee der Brüder Joel & Ethan Coen aufbaut, diese weiterentwickelt. Und der Stoff klingt auch gut, nämlich aufklärerisch, wenn man hört, es geht um Gauner, um Gaunereien, um Lügen und Betrügen, um Entlarven und Bloßstellen.
SUBURBICON, so heißt die Vorstadt, wo, wie wir aus vielen amerikanischen Romanen der 50-80er Jahre lesen, zufriedene, ja glückliche Familien leben, wo die Welt noch in Ordnung ist, die Geschlechterfrage auch und die Rassenfrage nicht vorkommt, weil es eine von Weißen dominierte Welt war. Die wurde auch deshalb für wunderbar, friedlich und gemütlich empfunden, weil die Kriege, die doch Amerikas Bild von sich selbst ausmachten, daß es sich in der Welt nicht einmischt und auf die amerikanische Gesellschaft beschränkt, endlich vorbei waren. Dies Bild eines friedlichen und prosperierenden Amerika von sich selbst gilt vor allem für die Fünfziger Jahre, wo alles heil schien und um diese Zeit, genau 1959, geht es jetzt. Denn schon damals, das wundert einen heute, kamen die ersten Brüche und mit ihnen knallharter Rassismus. In SUBURBICON trifft es die Familie Meyers (Karimah Westbrook, Leith Burke, Sohn: Tony Espinosa) , die trauen sich als erste Schwarze in dieses behagliche weiße Nest zu ziehen.
Die Folgen bestehen erst einmal in einer Petition der weißen Bewohner, wieder wegzuziehen, was dann nachdrücklich verstärkt wird, wenn die glücklichen und friedlichen weißen Bewohner vor der Haustür der Meyers wüten. Aber nicht nur die trifft es. Zwei Einbrecher tyrannisieren zur selben Zeit die Familie Dodge. Da kann selbst Familienvater Gardner nichts ausrichten, wenn diese Typen geradezu genüßlich die Familienmitglieder vor den Augen des Familienbosses und diesen, doch angeblich das Familienoberhaupt, vorführen, quälen und mißbrauchen. Und dann auch noch alle mit Chloroform betäuben, wobei sie die Dosis bei der im Rollstuhl sitzenden Mutter (Julianne Moore) zu hoch ansetzen, denn diese stirbt daran. Ihre Schauspielerin allerdings spielt im Film weiter mit, denn sie verkörpert auch die eigene Zwillingsschwester Margaret, die überlebt.
Bei der Beerdigung - das schreckliche Erlebnis war für Sohn Nicky (Noah Jupe) unerträglich, ja traumatisch – versucht dann der Bruder der Toten und der Lebendigen, Onkel Mitch (Gary Basaraba), den Jungen aufzumuntern und trotz der schlimmen Erfahrungen für ein echtes Jungenleben zu interessieren, aber Vater und Tante wollen stattdessen den Jungen von allem abschirmen, wollen ihn keiner potentiellen Gefahr aussetzen und nur im Haus halten. Übrigens hatten sich die beiden Nachbarsjungen Andy Meyers und Nicky angefreundet, gegen den Willen der Eltern. Gardener kann seinen guten Job nach dem Vorfall weiterbetreiben und Margret zieht als Ersatz für die verstorbene Schwester in Gardeners Eigenheim, damit der Junge alles wie zuvor hat, eine intakte Familie.
Und nun kommt es. Die Polizei hat ermittelt und hat Spuren sichergestellt, sie ausgewertet und zwei Verdächtige gefaßt. Die Zuschauer merken den Plot, wenn sich bei der Gegenüberstellung der Täter mit den Opfern Vater Gardener und Schwester Margret herausstellt, daß diese die Verbrecher angebliche nicht erkennen. Aber den Plot merkt auch der Sohn, der ungewollt hinzukommt und nun fassungslos zuschaut, wie die Täter von seinem Vater nicht identifiziert werden. Zu seinem Anfangsverdacht gesellen sich nach und nach andere Vorkommen, die ihm sagen: da war etwas nicht echt, da wurde etwas inszeniert. Aber warum? Auch das wird schnell klar, wenn aus der neuen Konstellation Mann+Frau tatsächlich ein Paar geworden ist.
Aber die Meyers sind nicht aus dem Blick. Denn die Beleidigungen und Drohungen nehmen täglich zu und in Selbstjustiz sollen die Meyers beispielsweise im Supermarkt für die Waren höhere Preise zahlen. Das ist schön subtil, wie weiße Amerikaner die schlimmste Bestrafung vornehmen: über das Geld,
Wir lassen die Vorstadtgemeinde jetzt alleine. Wollen nur hinzufügen, daß schon länger der Polizeichef Hightower (Jack Conley) Verdacht geschöpft hat, daß da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Zusätzlich hat auch die Versicherung in Gestalt Bud Coopers (Oscar Isaac) vor, aufzurollen, wie das mit dem Tod der Mutter nun genau war, denn auf sie war eine hohe Todesfallpolice abgeschlossen worden....
Foto: ©
Info:
DIE BESETZUNG
Matt Damon (Gardner Lodge)
Julianne Moore (Rose Lodge / Tante Margaret)
Noah Jupe (Nicky Lodge)
Glenn Fleshler (Ira)
Alex Hassell (Louis)
Gary Basaraba (Onkel Mitch)
Oscar Isaac (Bud Cooper)
Jack Conley (Hightower)
Karimah Westbrook (Mrs. Meyers)
Tony Espinosa (Andy)
Leith Brooke (Mr. Meyers)