Lecture von Prof. Lorenz Engell im Kino des Deutschen Filmmuseums am Donnerstag, 29. November 2012
Konrad Daniel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Also wirklich. Mit dem Angebot des Kinos des Deutschen Filmmuseums kommt man kaum nach. Noch brütet man, welche der oscarprämierten Filme man anschauen will, kommt in Konkurrenz zu den Filmen, die im Städel am 8. Dezember gezeigt werden, bereitet sich auf Verso Sud vor und dann kommt so ein Knüller wie dieser.
Der Vortrag von Lorenz Engell beginnt um 20:15 Uhr
WEEK-END zeigt an zentraler Stelle zwar nicht den längsten, gewiss aber einen der eindrucksvollsten Verkehrsstaus der Filmgeschichte. Die besondere Beziehung zwischen Automobil und Film ist schon mehrfach analysiert worden – beide liefern bewegte Bilder, bewegen den im Sitzen stillgestellten Körper, beide entstammen dem späten 19. Jahrhundert, und das Automobil ist wohl eines der Lieblingsmotive des Films überhaupt. Der Beitrag entfaltet vor diesem Hintergrund und mithilfe einer speziellen Theorie filmischer Motive, was bei Godard aus dem Film wird, wenn das Motiv Ketten zu bilden und zu wuchern beginnt und der automobile Verkehr zum Erliegen kommt. Lorenz Engell liest WEEK-END als eine Soziographie gemischter Ensembles aus Menschen und Artefakten und als Reflexion auf das bewegte Bild.
Lorenz Engell ist Professor für Medienphilosophie an der Bauhaus-Universität Weimar und gemeinsam mit Bernhard Siegert Direktor des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (Käte Hamburger Kolleg – IKKM).
Den Film gibt es danach um ca. 21:15 Uhr
WEEK-END Weekend
Frankreich/Italien 1967. R: Jean-Luc Godard.
D: Mireille Darc, Jean Yanne. 105 Min. BluRay. OmeU
Das junge Pariser Paar Corinne und Roland reist mit dem Auto in die Provinz, um sich das Erbe von Corinnes Vater zu sichern. Aber irgendwas hat sich gegen sie verschworen. Im Verlauf ihrer Fahrt entpuppt sich das Land als Hort bizarrer Gestalten und zerstörerischer Kräfte; sie begegnen fiktiven und historischen Persönlichkeiten, Wahnsinnigen und Kannibalen. Sie sind in einen Unfall verwickelt und müssen zu Fuß weiter. Sie erleben weitere Unfälle von anderen. Sie erreichen trotzdem das Haus von Corinnes Eltern. Doch zu spät. Der Vater ist bei einem Autounfall gestorben und vererbt hat er alles seiner Frau.
Godard führt seine Protagonisten in eine Sackgasse, an deren Ende sich der Abgrund der Menschlichkeit befindet. Seine virtuose tour de radicalité schließt mit einem Schlusstitel, der sowohl das Ende der Geschichte als auch das Ende des Kinos bezeichnet.
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