Emma Stone als Billy Jean King und Steve Carell als Bobby Riggs Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. November 2017, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Anfang der 1970er Jahre ist Billie Jean King (Emma Stone) die Nummer eins im Frauen-Profitennis. Als sie vom Tourpromotor und Gründer der Association of Tennis Professionals (ATP) Jack Kramer (Bill Pullman) gleiche Bezahlung für Frauen im Profitennis verlangt, lässt er sich kalt lächelnd abblitzen und bietet der Siegerin gerade mal 1/8 des Preisgeldes der Männer an.

Mit der Hilfe von Billie Jeans Mann Larry (Austin Stowell), einem Rechtsanwalt und zusammen mit Gladys Heldman (Sarah Silverman), der Herausgeberin des World Tennis Magazine, gründet sie daraufhin einen eigenen Tennisverband für Frauen, der als Virginia Slim Series gegründet und später im Women's Tennis Association (WTA) umbenannt wird.

Heldman engagiert den ehemaligen Tennisspieler und jetzigen Designer für Tenniskleidung für Frauen Ted Tinling (Alan Cummings), der zum ersten Mal farbige Tenniskleidung für die 9 Frauen des neuen Verbandes kreiert. Bei einem Fotoshooting trifft die verheiratete Billie Jean auf die Friseuse Marilyn Barnett (Andrea Riseborough) und fühlt sich zu ihr hingezogen.

Robert "Bobby" Riggs (Steve Carell) ist ein ehemaliger US-Open- und Wimbledon-Sieger im Tennis, der auch die Nummer Eins der Weltrangliste war. Jetzt ist er Anfang 50 und spielt immer noch im Senioren Circuit. Außerdem ist er ein Schwindler, Spieler und angeberischer Macho, der allerdings weiß, wie er sich vermarkten kann.

Der ehemalige Champion will den Ruhm früherer Tage wieder aufleben lassen und bietet Billie Jean ein Match an. Sie lehnt ab. Da sie kurz darauf gegen die Australierin Margret Court (Jessica McNamee) verliert, ist diese jetzt die Nummer Eins im Frauentennis. Sie nimmt das Angebot von Riggs an, für 35 000 $ gegen ihn zu spielen. Sie verliert schnell in 2 Sätzen mit 6:2 und 6:1, auch weil sie sich nicht auf ihre Stärken konzentriert, wie die anderen Tennisspielerinnen sofort erkennen.

Kurz danach ist King wieder die Nr. 1 und Riggs erhöht ihr gegenüber sein Angebot für ein Preisgeld von 100 000 $ gegen ihn zu spielen. Nachdem Riggs sich wieder chauvinistisch geäußert hat und meinte, dass Tennis-Spielerinnen den männlichen Spielern unterlegen seien und dass er selbst mit seinen 55 Jahren gegen jede der Sportlerinnen gewinnen könne, nimmt Billie Jean King seine Herausforderung unter bestimmten Bedingungen an. Riggs selbst erzählt jedem, dass er nach seinem Sieg für 1 Mill. Dollar gegen die aufstrebende damals 19jährige Chris Evert spielen will.

Während Riggs seinen neuen Bekanntheitsgrad genießt, sich als Macho filmen lässt, für seinen Sponsor Werbung macht und kaum trainiert, versucht Billie Jean sich auf das Match zu konzentrieren und hart zu trainieren, da ihr die Bedeutung des Spiels für das Frauentennis klar ist. Zur gleichen Zeit steht sie zwischen ihrem loyalen Ehemann Larry und ihrem Interesse an Marilyn Barnett.

Dann findet am 20. September 1973 im Houston Astrodome das als "Battle of the Sexes" bezeichnete Match zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs unter großem Medieninteresse und vor über 30 000 Zuschauern statt...


In Hollywood gibt es schon lange Kritik an der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen. Deshalb passt dieser Film, der das gleiche Thema anspricht, wunderbar in diese Diskussion. Denn beim Tennis bekommen inzwischen auch bei den traditionsreichen Turnieren der Welt Männer und Frauen das gleiche Preisgeld.

Die Regisseure Valerie Faris und Jonathan Dayton verfilmten das Drehbuch zu "Battle of the Sexes" von Simon Beaufoy. Dabei spielt das Spiel selbst eigentlich nur eine Nebenrolle (und findet auch nur während der letzten 20 Minuten statt). Im Film geht es zum Einen um den Kampf um Gleichberechtigung von Frauen - nicht nur auf dem Tennisplatz - und zum Anderen um Billie Jean Kings ambivalente Haltung zu ihrer eigenen Sexualität (sie lässt sich z.B. erst 1987 von ihrem Mann Larry King scheiden).

Emma Stone sieht mit dunklem Haar und Brille Billie Jean King nicht nur äußerlich ähnlich. Stone spielt King als eine starke Frau, die sich bewusst für die Gleichstellung von Frauen auf dem Tennisplatz einsetzt und sich dabei auch sehr gut gegen die chauvinistischen Sprüche der Tennisfunktionäre wie Jack Kramer wehren und auch durchsetzen konnte. Daneben muss sie aber auch an einer zweiten Front kämpfen und lernen sich ihre sexuelle Orientierung einzugestehen, obwohl ihr Mann Larry immer loyal zu ihr steht. Berührend ist dabei eine Szene ganz zum Schluss des Filmes, wenn ihr Designer für Tenniskleidung Ted Tinling ihr ins Ohr flüstert, dass sie beide sicher später ihre sexuelle Orientierung frei ausleben können. Die beiden Regisseure geben damit ihrer Hauptfigur und auch deren Kampf um Gleichberechtigung etwas ebenso Dynamisches wie Fesselndes.

Steve Carell, der mit Brille Bobby Riggs übrigens erstaunlich ähnlich sieht, stellt in diesem Film wieder mal sein besonderes Talent für Komödien unter Beweis und ist sich auch nie zu schade, sich zum Affen zu machen. Er zeigt aber auch die Ambivalenz der Figur hervorragend auf, denn Riggs ist nicht nur ein Maulheld und Chauvinist, sondern auch ein Zocker, der nicht in der Lage und auch nicht bereit ist, sich seiner Spielsucht zu stellen. Gerade wurde er von seiner vermögenden Frau Priscilla (Elisabeth Shue) vor die Tür gesetzt, fällt dann bei seinem erwachsenen Sohnes Larry (Lewis Pullman) ein und schläft auf dessen Couch.

Auch das übrige Ensemble ist hervorragend besetzt. Sarah Silverman ist als Gladys Heldman, der Mitbegründerin und Besitzerin der Frauentennis-Organisation, spitzzüngig aber immer loyal. Andrea Riseborough zeigt als Marilyn Barnett immer Zurückhaltung, da sie weiß, dass sich hier wohl mehr als Freundschaft entwickelt, als es die konservative Gesellschaft der frühen 1970er Jahre verträgt. Dabei werden die Probleme von Kings Sexualität immer stärker zu einem zentralen Bestandteil des Films.

Als Doubles für Stone und Carell wurden Profitennisspieler ausgewählt. So kann man im Film den ehemaligen Profi Vincent Spadea als Carells Stunt-Double sehen, der daneben auch Emma Stone beibrachte, wie Billie Jean King Tennis zu spielen, und mit Steve Carell an dessen Tennis Sequenzen gearbeitet hat. Emma Stones Stunt-Double ist die Profispielerin Kaitlyn Christian.

Der Tennisschaukampf zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs mag eine Zirkusveranstaltung gewesen sein, aber sie ist gleichzeitig ein historischer Sportmoment von hoher Symbolik, denn durch Kings Sieg und vor allem wie sie ihn errungen hat, nötigte sie Sportreportern aber auch Zuschauern höchsten Respekt ab und diente damit nicht nur dem Frauentennis, sondern auch der Gleichberechtigung der Frauen im Allgemeinen.

Dabei zeigt auch eine kurze Szene vor dem Match die Macht, die Billie Jean King schon errungen hat, denn sie konnte durchsetzten, dass Jack Kramer, trotz seines Bekanntheitsgrades aus dem TV-Team, das über das Match berichten wollte, ausgeschlossen wurde, da er ein bekannter Gegner des Frauentennis war.

"Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" ist nicht nur eine spannende Tennisstory, sondern auch eine Emanzipationsgeschichte, die hinsichtlich der zentralen Thematik eine klare Stellung bezieht und die ganz sicher nicht nur für Sportfans sehenswert ist.

Zusatz: "Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" ist nicht der einzige Tennisfilm, der in diesem Herbst in die Kinos kommt. Am 19.10. lief bereits "Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren" an. Dort geht es um das Herren-Einzel Endspiel in Wimbledon vom Juli 1980, das Björn Borg nach fünf Sätzen gewann. Damit wurde er zum fünften Mal hintereinander Wimbledon-Sieger, das hatte vor ihm noch niemand erreicht.

Foto: Emma Stone als Billy Jean King und Steve Carell als Bobby Riggs © 20th Century Fox Germany

Info:
Battle of the Sexes - Gegen jede Regel (Großbritannien, USA 2017)
Originaltitel: Battle of the Sexes
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: 121 Min.
Regie: Valerie Faris & Jonathan Dayton
Drehbuch: Simon Beaufoy
Darsteller: Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, Sarah Silverman, Bill Pullman, Elisabeth Shue, Alan Cumming u.a.
Verleih: 20th Century Fox Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.11.2017