Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. November 2017, Teil 11
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Miguel Rivera ist 12 Jahre alt und lebt in dem kleinen Dorf Santa Cecilia in Mexiko. Er möchte nicht wie seine ganze Familie Schuhmacher werden, sondern Musiker wie sein großes Idol Ernesto de la Cruz.
Doch leider ist jede musikalische Betätigung im Hause Rivera strengstens verboten, seit sein Ururgroßvater einst seine Frau Imelda und seine Tochter Coco verlassen hat, um seine Karriere als Musiker voranzutreiben. Miguels Großmutter Abuelita wacht strengstens darüber, dass das Verbot auch eingehalten wird.
Miguel hat sich heimlich mit Hilfe alter Filme von Ernesto de la Cruz das Gitarrenspielen beigebracht und möchte bei einem lokalen Musikwettbewerb am Día de los Muertos, dem Tag der Toten, teilnehmen. Als seine Großmutter seine Gitarre zertrümmert, versucht Miguel die Gitarre seines Idols aus dem Schrein auf dem Friedhof zu "leihen".
Doch plötzlich landen der Junge und sein tierischer Freund, der streunende Hund Dante, im Land der Toten. Er muss das Land bis zum Sonnenaufgang wieder verlassen haben, denn sonst wird er ebenfalls zum Skelett wie alle Bewohner dort. Schnell trifft er auf seine verstorbenen Verwandten, u.a. auch auf seine Ururgroßmutter Imelda, die ihn zurück in die Welt der Lebenden befördern kann, sie stellt dafür aber die Bedingung, dass Miguel nie mehr Musik macht.
Da Miguel aber auf einem Bild seine Ururgroßmutter mit ihrem Mann (dessen Kopf abgerissen ist) und einer Gitarre, die genauso aussieht, wie die die er im Grab seines verstorbenen Idols gesehen hat, vermutet er, dass Ernesto de la Cruz sein Vorfahre ist und will ihn im Reich der Toten suchen.
Doch zuerst trifft Miguel auf den netten Schwindler Hector, der um seine Chance kämpft, nicht vergessen zu werden. Denn die Toten bleiben nur solange im Totenreich wie sich noch ein Lebender an sie erinnert.
Hector weiß ein paar Tricks, wie der Junge an sein Idol herankommen kann. Doch während Miguels Zeit im Reich der Toten langsam abläuft, erlebt er eine große Überraschung...
Día de los Muertos ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage, an dem traditionell der Toten gedacht wird. Die Feierlichkeiten finden in den Tagen vom 31. Oktober bis zu Allerseelen am 2. November statt. Denn nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Dabei geben bunte Farben und fröhliche Festlichkeit den Ton an.
Das Thema wurde bereits in dem Animationsfilm "Manolo und das Buch des Lebens" von 2014 thematisiert. Auch "Coco - Lebendiger als das Leben!" führt in die Tradition des Tages der Toten ein und liefert damit einen lebendigen Einblick in die mexikanische Folklore.
Regisseur von "Coco" ist Lee Unkrich, der auch zusammen mit Adrian Molina das Drehbuch geschrieben hat. Während ihrer Recherche haben die beiden immer wieder Mexiko bereist und dort Museen, Kirchen, Friedhöfe und örtliche Märkte besucht. Diese Arbeit zeigt sich auch im Film, denn dort wird die mexikanische Kultur und die örtlichen Traditionen mit viel Liebe zum Detail dargestellt. Dabei ist der Tod zwar allgegenwärtig, aber der Film ist trotzdem nicht traurig, sondern voller fröhlicher Einfälle, denn es ist die Aufgabe der Lebenden die Erinnerung an die Toten wach zu halten. Ist die Erinnerung an einen Toten verblasst, löst er sich endgültig im Totenreich auf.
Vor allem animationstechnisch ist der Film unübertroffen. Das Highlight ist dabei sicher die orangefarbene Brücke aus Ringelblumen-Blütenblättern, die das Reich der Lebenden mit dem der Toten verbindet und das die Toten am Día de los Muertos überqueren dürfen. Während das Reich der Toten mit leuchtenden Farben, strahlenden Hintergründen und einem Gewusel aus Skeletten und Fabelwesen dargestellt wird, zeigt sich Miguels Heimatdorf mit viel Kerzenlicht und warmen Farbtönen als heimeliger Ort, an dem es sich zu leben lohnt.
Als echter Disney Film, der sich auch mit der Liebe zur Musik beschäftigt, enthält "Coco" auch einige Lieder, die teilweise vom Drehbuchautor Adrian Molina verfasst wurden. Es ist eigentlich schade, dass sie in der deutschen Synchronisation eingedeutscht wurden. Da sie nicht notwendig für den Fortgang der Geschichte sind, hätte man sie im Original (evtl. untertitelt) lassen können.
Auch wenn die Geschichte sich hauptsächlich mit den Toten beschäftigt und in vielen Szenen sehr emotional ist, ist der Film nie traurig. Denn es gibt immer wieder lustige Side-Kicks, wie z.B. der mexikanische Nackthund Dante.
"Coco - Lebendiger als das Leben!" wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Er ist als Familienfilm unbedingt sehenswert.
Foto: Hector und Miguel © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Info:
Coco - Lebendiger als das Leben! (USA 2017)
Originaltitel: Coco
Genre: Animation, Familienfilm
Filmlänge: 100 Min.
Regie: Lee Unkrich
Drehbuch: Lee Unkrich, Adrian Molina
Originalsprecher: Anthony Gonzalez, Benjamin Bratt, Gael García Bernal, Alfonso Arau, Cheech Marin u.a.
Deutsche Sprecher: Heino Ferch u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 30.11.2017