ff transitoFilmfestival mit Live-Musik, Vorträgen und Diskussion vom 14.-17. Dezember 2017 in Frankfurt am Main

Roman Herzig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Festival ist eine einzigartige Annäherung an das fragmentarische Erbe der neapolitanischen Film-Pionierin Elvira Notari (1875 - 1946) und gewährt Einblicke in die süditalienische Film- und Musikkultur der Stummfilmzeit sowie deren Wirkung in Übersee. Ihre einzigen erhaltenen Spielfilme 'A Santanotte, E’ Picerella und Fantasia 'e Surdato zeigt das Festivals in teils aktuell restaurierten Fassungen.

Die Uraufführungen der neu komponierten Musik zu den Filmen (Auftragswerke der ZDF/ARTE Filmredaktion) werden mit prominenten italienischen Musiker*innen live präsentiert. Eingebettet in ein vielfältiges Film- und Vortragsprogramm mit internationalen Filmhistoriker*innen, werden die Arbeiten Notaris sowohl geschichtlich verortet als auch aktualisiert.

Die Kinothek Asta Nielsen e.V. nimmt Sie mit auf eine Zeitreise in das Neapel der 1910er und 1920er Jahre: Die erste italienische Regisseurin Elvira Notari drehte in dieser Zeit als Inhaberin ihrer eigenen Produktionsfirma, der Dora Film, lebensnahe Stummfilme mit einer ganz eigenen Handschrift. Durch ihre realistische Inszenierung des Lebens der armen Leute – insbesondere der Frauen – im subproletarischen Neapel bekam sie in den 20er Jahren Schwierigkeiten mit der Filmzensur des Mussolini-Regimes. Ihre Frauenfiguren stehen für den Blick der Regisseurin auf ein Milieu, in dem Leidenschaft, Eifersucht und männliche Gewalt sich verbinden.

Das besondere an den Filmen ist, dass sie auf Musik, vor allem auf dem neapolitanischen Volkslied, basieren. Im ständigen Wechsel zwischen melodramatischen und dokumentarischen Momenten versetzt Notari die wirklichkeitsgetreuen Filmaufnahmen der männlich bestimmten Lebensverhältnisse in den Straßen Neapels mit dem Ausdruck verborgener weiblicher Leidenschaften. So gewann sie ein treues Publikum unter den süditalienischen Emigranten in Amerika, die Notaris Filme für ihre Authentizität liebten und bei ihr Filmaufnahmen aus ihren Heimatregionen bestellten. In der Stummfilmzeit war die 1875 in Salerno geborene Pionierin weiblicher Filmarbeit daher eine der wenigen Regisseurinnen von internationalem Rang.

Von Elvira Notaris rund 60 Spielfilmen und 200 kurzen Dokumentarfilmen sind lediglich drei ihrer Langfilme bis heute erhalten: 'A Santanotte, E’ Picerella und Fantasia 'e Surdato. Das Festival zeigt erstmals die restaurierten Fassungen der letzteren beiden Werke. Sie werden mit neu komponierter Musik (u.a. Auftragswerke der ZDF/ARTE Filmredaktion) und prominenten italienischen Musiker*innen live präsentiert:

Am Donnerstag, den 14.12., 20.30 Uhr, Pupille – Kino in der Uni: 'A Santanotte (Welturaufführung der Musik, Lucilla Galeazzi, Gesang) Am Samstag, den 16.12., 16.00 Uhr, Pupille – Kino in der Uni: Fantasia 'e Surdato (Welturaufführung der Musik, Dolores Melodia mit Michele Signore) Am Samstag, den 16.12., 20.00 Uhr, Pupille – Kino in der Uni: E’ Picerella (Welturaufführung der Musik von Enrico Melozzi, Enrico Melozzi und Ensemble)


Über Elvira Notaris Kino der Passage

Migration ist der rote Faden der insgesamt 13 Filme umfassenden Programmauswahl des Festivals: Migration als entscheidende Kraft der Veränderung in Gesellschaften und Kulturen, die sich in Transito, in einem Übergang, befinden. Das Filmfestival will das Kino Elvira Notaris würdigen, soweit es durch erhaltene Filme und filmarchäologische Arbeit zugänglich ist, und seine Aktualität sichtbar machen.

Assoziierte Veranstaltungen im November und Dezember 2017, u.A. im Filmtheater Friedrichsdorf-Köppern, im Kino im Lederpalast – Ledermuseum Offenbach und im Murnau Filmtheater Wiesbaden, werden das Festival begleiten.


Foto: © Kinothek Asta Nielsen

Info: 

Das Festival wird gefördert durch Kulturfonds Frankfurt RheinMain, HessenFilm und Medien, Frankfurter Stiftung: Maecenia für Frauen in Wissenschaft und Kunst und das Italienische Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Partner sind ZDF/ARTE, Pupille – Kino in der Uni und das Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Über die Kinothek Asta Nielsen e.V.

Die Kinothek Asta Nielsen e.V. wurde 1999 in Frankfurt am Main gegründet. Sie widmet sich in besondere der Filmarbeit von Frauen in Geschichte und Gegenwart und deren Sichtbarmachung im Kino sowie der Aufführung von Filmen in ihren Originalformaten.

Dieses Jahr wird der Verein mit dem Binding-Kulturpreis 2017 ausgezeichnet. Seine Mitbegründerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann erhalten einen der höchstdotierten Kunstpreise Deutschlands. Verliehen wurde der mit 50.000 Euro dotierte Binding-Kulturpreis am 2. September im Frankfurter Römer.

Der Verein wird gefördert vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main und finanziert sich durch Zuwendungen weiterer Institutionen und Sponsorenmittel.


www.kinothek-asta-nielsen.de