f alte jungsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Januar 2018, Teil 1

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Eigentlich denkt man, über männliche Senioren, über Seniorenwohnheime, von schlicht bis zur Luxusresidenz, sei schon alles gesagt und da kommt so ein letzeburgischer Film daher und mischt das dortige Altenheim mal kräftig auf.

Na ja, korrekter ausgedrückt: der Film transportiert das nur, denn das Aufmischen, das übernehmen die vier „Jungs“: der 65jährigeNUCKES ( André JUNG), der 70jährige FONS (Marco LORENZINI), LULL (Pol GREISCH) ist schon 82 Jahre und JÄNGI (Fernand FOX) sogar 84 Jahre. Abgelebt, aber unternehmungslustig und wenn der eine mal schwächelt, ziehen ihn die anderen wieder hoch. Eine muntere Truppe, die der Widerstand gegen den Alltag im Altersheim jung macht. Denn dort sind diese vier Rentner zwischen den Bevormundungen durch ihre eigenen Kinder und den Reglements im Seniorenheim auf den Status von abhängigen Unselbständigen zurückgeworfen. Nein, dazu sind sie nicht so alt geworden, jetzt wie Kinder beaufsichtigt zu werden.

Das geht jedem so. Ein wenig. Wenn man aber wie diese vier Jungs ein schräges Leben geführt hat, dann kann man sich einfach nicht daran gewöhnen. Sie sind in den 68ern im Ansatz zu dem geworden, was dann als gemachte Männer mit Sex, Drugs und Rock‘n Roll halt doch zur Schablone wird. Aber wie die Vier ihren Abgang durchziehen, das hat was. Herrlich, wie unterschiedlich die Vier sind. Überhaupt ist das Anderssein und auch so leben zu dürfen, bzw. es einfach zu tun vergnüglich anzusehen. Zuerst erleben wir aber, wie sie noch im Altersheim über die Stränge schlagen.

Zum Geburtstag eine Prostituierte zu schenken, d.h. sie persönlich dem Geburtstagsgreis zu übergeben, widerspricht – leider für den Beschenkten – dem Prozedere im Heim. Aber versuchen kann man‘s ja und der, der es dabei am dollsten treibt ist Nuckes. Denn der hat sich gleich die formellen Möglichkeiten verschafft: er ist Nachtportier und im Dunkeln kann man gut munkeln. Er besorgt die verbotenen Zigaretten, den Schnaps sowieso, aber auch den Zugang zu offiziell nicht gewollten Fernsehkanälen bringt er fertig. Ein regelrechter Macher.

Der Unsinnstreiber ist Fons, der ist schon zweimal aus Altersheimen geflogen. Und hat immer Vorschläge parat, wie man sich durchschummelt. Mit zu Lulls Problemen führt seine Nikotinsucht,. Freiheit ist sein Motto, eben auch die Freiheit zu rauchen. Über die Freiheit von Nichtrauchern macht er sich keine Gedanken. Und überhaupt hat ja gerade das Rauchen, das immerhin draußen im Pavillon erlaubt ist, ihn zu Nelly, mit 66 Jahren richtig jung, geführt.

Und da ist noch Jängi. Der lebte bisher mit seinen 84 Jahren in einer Hütte in einer Kleingartensiedlung, die aufgelöst wird, weil dort gebaut werden soll. Darum weiß er nicht, wohin. Kein Altersheim auf jeden Fall. Aber so lange sie da ist, die Hütte, ist sie sozusagen das Widerstandsnest, wo alles ausbaldowert wird. Da bietet sich doch die AltersWG an und in diese Richtung läuft dann die Chose, vergnüglich, hintersinnig, nicht abgedroschen und von tiefer Lebenslust durchdrungen. Und dies bringt nicht die Geschichte, sondern die schauspielerische Leistung des Ensembles zuwege. Hut ab. 

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Allein schon wegen des Autos lohnt der Film. Daß es das noch gibt: NUCKES’ AUTO1

Obwohl der Regisseur keinen Führerschein hat, hat er eine Leidenschaft für Autos, besonders für Oldtimer, und, wenn möglich, Kultautos. Seine Vorliebe für Vans hat sich bereits in einigen anderen Filmen gezeigt, zum Beispiel in TROUBLEMAKER. Es war abzusehen, dass Nuckes nichts anderes fahren würde als ein Kultauto. Hier handelt es sich um einen General Motors Van, einen Chevrolet Beauville Sportvan 1981 (G-20 series), 5.7 Liter V( (190 – 219 hp), (142 – 157 kW). Bild nächster Artikel.

Foto: © Verleih

Info:

BESETZUNG

NUCKES         André JUNG
FONS              Marco LORENZINI
LULL               Pol GREISCH
JÄNGI             Fernand FOX
NELLY            Josiane PEIFFER
HENRIETTE    Monique REUTER
MAISY            Myriam MULLER
PITT                Pitt SIMON
SABINN          Marie JUNG
JACKIE           Valérie BODSON
LUKA Martin et Samuel BICHON
u.a.