Afrika Alive – vom 1. bis 7. Februar im Filmforum Frankfurt Höchst, TEIL 4
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Hilfreich ist, daß Fernsehsender wie ARTE, auch 3Sat immer wieder einmal afrikanische Filme zeigen. Aber diese Vereinzelung, über die man froh ist, kann dennoch nicht das vermitteln, was große Leinwände Tag auf Tag fertigbringen: eine intensive Beschäftigung mit den Geschichten, der Musik, den Personen und Farben Afrikas.
Das Kongo Tribunal
Milo Rau, CH/ D 2017, 105 min.
Mi 7.2 um 18.30 Uhr
DAS KONGO TRIBUNAL durchleuchtet vor Ort im Ostkongo und in Berlin die Gründe und Hintergründe für den seit bald 20 Jahren andauernden Krieg im Gebiet der Großen Seen. Dabei entsteht ein menschlich erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung. Das Tribunal versammelte die zentralen Akteure und Analytiker des Kongokriegs in Bukavu – der Provinzhauptstadt der vom Krieg am direktesten betroffenen Provinz Süd-Kivu – und wenig später in Berlin, zu einem großen zivilen Volkstribunal, das als Reaktion auf die Passivität der Internationalen Gemeinschaft der jahrzehntelangen Straflosigkeit in der Region entgegenwirken sollte. Längst geht es nicht mehr um ethnische Gegensätze, sondern vor allem um die Kontrolle über Rohstoffe. Die Toten gehen in die Millionen, die Täter bleiben straffrei. Unter großem Zuspruch der regionalen Bevölkerung entstand ein einzigartiges künstlerisches Großereignis. Inszeniert und doch hyperreal und politisch höchst relevant. Mehr als hundert Journalisten aus der ganzen Welt nahmen an den Tribunalen in Ostafrika und Europa teil.
Zin ́naariya! - The Wedding Ring
Ramatou Keita, Niger 2016.
Mo 5.2 um 20.30 Uhr
Tiyaa stammt aus einer aristokratischen Familie im Sultanat Damagaran in Niger und studiert in Frankreich, wo sie ohne das Wissen ihrer Eltern mit ihrer Liebe zusammenlebt. In den Winterferien kehrt sie in die Heimat zurück und erwartet dort den Besuch ihres Zukünftigen. Die Zeit bis zu seinem Eintreffen verbringt Tiyaa mit ihren Freundinnen, denen sie von ihrer noch heimlichen Liebe in Paris erzählt. Sie hört Geschichten anderer, älterer Frauen von Leidenschaft und Trennung. Ihr wird erzählt, dass Liebe und Heirat in ihrer Gesellschaft zwei verschiedene Dinge sind: Liebe kommt aus dem Körper, die Heirat liegt in Gottes Hand. Beides zusammen kann man nicht haben. Doch Tiyaa will das nicht akzeptieren, sie setzt alle Hoffnung in den Neumond ...
Das grüne Gold
Joakim Demmer, Schweden/ Finnland/ D 2017, 84 min.
Di 6.2 um 18.30 Uhr
Fruchtbares Ackerland wird immer knapper, weil die wachsende Zahl von Menschen auf der Erde ernährt werden muss – kein Wunder also, dass das Geschäft mit dem „grünen Gold“ immer profitabler wird. Die Auswirkungen des Ansturms auf Ackerland bekommen jedoch hauptsächlich die Menschen in den Entwicklungsländern zu spüren, wie Dokumentarfilmer Joakim Demmer in DAS GRÜNE GOLD zeigt. In Äthiopien etwa sind Lebensmittel knapp, in der Folge kommt es immer wieder zu Hungersnöten, was jedoch auch daran liegt, dass die Regierung viele Millionen Hektar Land an ausländische Unternehmen verpachtet hat, um an den Exporten mitzuverdienen. Noch schwerwiegender ist jedoch die Tatsache, dass viele Bauern ihr Ackerland nicht freiwillig abgegeben haben, sondern mit brutalen Mitteln von ihren Höfen vertrieben wurden und dass Aktivisten unterdrückt werden...
Medan vi lever – Tant qu ́on vit – Solange wir leben
Dani Kouyaté, Schweden 2016, 90 min.
Di 6.2 um 20.30 Uhr
Kandia, geboren in Gambia, lebt seit dreißig Jahren in Schweden. Sie arbeitet als Ärztin und muss ihren Sohn Ibbe nach dem frühen Tod ihres schwedischen Mannes alleine großziehen. Doch er entgleitet ihr immer mehr und interessiert sich nur für seine Karriere als Hip-Hopper. Kandia fühlt sich zunehmend fremd und alleine in der schwedischen Gesellschaft und beschließt, in ihre alte Heimat zurückzukehren. Ibbe bleibt zunächst allein in Schweden zurück, folgt ihr überraschenderweise nach einer Enttäuschung jedoch bald nach. Aber die Erfahrungen, die Mutter und Sohn in Gambia machen, sind anders, als sie es sich vorgestellt haben. Der Film beleuchtet vielschichtig die Suche nach Identität – ein sehr universelles Thema.
Kemtiyu – Cheikh Anta Diop
Ousmane William Mbaye, Senegal FR 2016, 74 min.
Mi 7.2 um 20.30
„Der universelle Mensch“, „Der Wissensgigant“ lauteten die Schlagzeilen als Cheikh Anta Diop am 7. Februar 1986 starb. Diop, geboren 1923 im Senegal, studierte Geschichte, Physik, Chemie und Anthropologie in Paris und kehrte nach seiner Promotion zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1960 in den Senegal zurück. Anders als die damals maßgeblichen Politiker um den späteren Präsidenten Leopold Senghor, die ein modernes Afrikabild unter Einschluss der französischen Kolonialzeit vertraten, wollte Anta Diop Afrikas Unabhängigkeit auf eigene Wurzeln aufbauen. Auf dem FESPACO Festival 2017 wurde KEMTIYU als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Foto:
Kongo Tribunal © filmforum hoechst
Info:
Filmforum Höchst
Emmerich-Josef-Str. 46a, 65929 Frankfurt a.M.
Vorstellungsbeginn
Hauptprogramm täglich 18.30 Uhr und 20.30 Uhr Kinderprogramm Fr 14.30 Uhr und So 15 Uhr
Eintritt 7 € (Frankfurt Pass 3,50 €) Kartenreservierung unter Telefon 069 212-45714
Weitere Informationen und das Gesamtprogramm findet sich unter: www.africa-alive-festival.de
Gefördert wird Africa Alive von der HessenFilm und Medien GmbH. Africa Alive ist Mitglied des Hessischen Filmfestivalverbundes.