f das leben einfestSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Februar 2018, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Kaum zu glauben, woher die Franzosen ihre Ideen für ihre Komödien herhaben, so unaufhörlich sprudeln die Ideen. Dabei gibt es hervorragende Filme und es gibt die, die man dann doch leicht über hat – und ganz wenig richtig schlechte. Aber DAS LEBEN IST EIN FEST gehört zu den guten!

So gelacht habe ich selten, dabei hatte ich keine großen Erwartungen. Und das war ein Fehler, denn wir haben es bei den beiden: Regisseure und Drehbuchschreiber nicht mit Nachahmern zu tun, sondern es sind die Originale Olivier Nakache und Eric Toledano. Also diejenigen, die mit ZIEMLICH BESTE FREUNDE den jüngsten Welterfolg der französischen Komödie einleiteten.

Diesmal steht im Mittelpunkt ein Hochzeitsplaner und seine Tätigkeit. Ein sehr ungewöhnliches Filmpersonal. Hochzeiten gibt‘s ja wie Sand am Meer in den Filmen der Welt. Aber da geht es immer um das zukünftige Paar, bei dem ja oft ein Teil noch vor der Hochzeit stiften geht. Das kennt man. Hier sind es  Pierre (Benjamin Lavernhe) und Helena (Judith Chemla), deren Hochzeit außerhalb von Paris, in einem bezaubernden Schloss aus dem 17. Jahrhundert, das Ereignis werden soll, das die Ehe über das Paar begleiten soll. Das ist das Ziel, für das nun eine ganze Mannschaft ihr Bestes gibt. Denn dieser Film ist einer, bei dem es um den Planer geht und auch alle diejenigen, die hinter den Kulissen solche Ereignisse zu dem Fest machen, das man ein Leben lang nicht vergißt.

Von daher erlebt man völlig unabhängig von der Geschichte so viele spannende, auch urkomischen Einsichten in den Berufsalltag von Hochzeitsfotografen – Katastrophe für diesen Arbeitsplatz angesichts der vielen Handys – von Hochzeitsmusikern, von denen die einen eigentlich eine Bühnenkarriere wollten, die anderen nur das Notdürftigste annehmen, damit sie über die Runden kommen, aber ansonsten einen feinen Lenz feiern. Es ist so herrlich, beim Personal so unterschiedliche Menschen, Männlein und Weiblein, zu erleben, die eigentlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben, weil jeder ein Unikum ist, ein Satellit, der irgendwo kreist, die aber in der gemeinsamen Aufgabe zu einer echten, einer verschworenen Gemeinschaft werden.

Und genau diesen Prozeß schildert dieser Film minutiös und zwar nicht, in dem er etwas behauptet, sondern indem er uns teilnehmen läßt am turbulenten Geschehen, das erst einmal allein um Max kreist. Max ist derjenige, der als Hochzeits- und Festplaner, das Gehirn des Unternehmens darstellt, das Herz auch und noch dazu auch derjenige, der die schwierigen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen im Kopf hat, die Rechnungen stellt, sein Personal, das er erst einmal anheuern mußte, dann auch auszahlt, und den Gewinn über das Finanzamt minimiert. Denn Max ist nicht nur der Chef, er ist der Eigentümer des kleinen, aber schlagkräftigen Unternehmens.

Und hier wird es spannend. Denn normalerweise ist im Kino die Position von Unternehmern nicht gerade im Focus. Er ist meist der verlachte Idiot, der für sich selbst das Geld zusammenscharrende Kapitalist, aber auch der einfühlsame Helfer oder eben, wie vor allem aus Hollywood bekannt, der geniale Unternehmer, der vom Tellerwäscher zum Millionär wird und dabei ein Riesenimperium aufbaut, das Tausende von Arbeitsplätzen sichert.

Aber solch einen Kleinunternehmer wie Max hat das Kino noch nicht gesehen – oder? Hier stellt Jean-Pierre Bacri seinen Max derart vielschichtig dar, daß auch die Emotionen des Zuschauers ständig wechseln und sich dann zunehmend auf seine Seite schlagen. Er ist wie ein Zirkusdirektor, der die wilden Tiere zähmt, die Schwachen aufrichtet, die Verletzten heilt – und dabei doch das Interesse der Veranstaltung, ein tolles Fest er erleben, als gemeinsame Aufgabe sieht und erfüllt. Er ist der Melancholiker vom Dienst, er sieht schon so aus – und auch diese Diskrepanz zum Gegenstand: dem Fest, das ja fröhlich sein soll, ist eine Quelle von Erkenntnis, von Witz und von Trauer gleichzeitig.

Wenn hier nur von den Voraussetzungen der Arbeit gesprochen wird und nicht die Geschichte linear erzählt wird, hat das damit zu tun, daß diese sich so selbstverständlich entwickelt und man gleichzeitig nicht zuviel verraten will. Denn am Schluß ist alles ganz anders. Dazwischen hat ein humaner Chef die einen qualifiziert, die anderen diszipliniert und wie ein Schiedsrichter die Regeln für alle nicht nur festgelegt, sondern auch überwacht und im Notfall sanktioniert. Und das alles, damit Feste fest gefeiert werden.

Foto:
©Verleih

Info:
DIE BESETZUNG

Max         Jean-Pierre Bacri
James     Gilles Lellouche
Guy         Jean-Paul Rouve
Julien      Vincent Macaigne
Samy      Alban Ivanov
Pierre      Benjamin Lavernhe
Adèle      Eye Haidara
Josiane   Suzanne Clément
Helena    Judith Chemla