N.N.
London (Weltexpresso) - Die Figur des Reynolds Woodcock ist inspiriert von den vielen Modemachern, denen Anderson und Day-Lewis bei ihrer Recherche begegneten – insbesondere von den weniger bekannten Modeschöpfern, die in London nach dem Krieg ihrer Kunst nachgingen. Woodcock nahm Gestalt an als überzeugter Junggeselle, der – halsstarrig und eingefahren in seiner Art – außerordentlich talentiert und fähig war, die feinsten Gewänder für die Schönen und Reichen der Londoner Gesellschaft zu entwerfen.
Reynolds’ dominante Schwester Cyril schirmt ihn vor der Außenwelt ab, damit er seine exklusiven Entwürfe in absoluter Ruhe erschaffen kann. Sie leitet ihr kleines Modehaus in Mayfair in der Manier realer Couturiers wie Hardy Amies. In einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit, die sich über Monate entwickelte, bevor der Film im Frühjahr 2017 gedreht werden konnte, schrieb Anderson das Drehbuch, und Daniel Day-Lewis wurde zu Reynolds Woodcock. Während dieser Zeit lernte er, wie man schneidert, drapiert und näht, und Anderson schickte ihm immer wieder neue Seiten des Buchs.
Anders als der Film There Will Be Blood, dessen Drehbuch bereits weit vorangeschritten war, bevor Day-Lewis anfing, sich die Figur des Daniel Plainview anzueignen, vollzog sich die Entwicklung von Reynolds Woodcock in Schüben im Verlauf von zwei Jahren, bevor das Drehbuch schließlich fertiggestellt war und der Dreh beginnen konnte. „Diesmal gab es erst ein halbes Konzept und viele Gedanken und Ideen auf der Suche nach einer Struktur“, merkt Anderson an. „Wir spielten uns die Bälle gegenseitig zu. Ein paar Wochen schrieb ich in London an dem Drehbuch, dann stellte ich Daniel das Material in New York vor, schrieb wieder ein paar Sachen und legte sie ihm dann wieder vor.“
Daniel Day-Lewis erlernte in dieser Zeit die Feinheiten des Kleidermachens. Er studierte Dutzende von Büchern über das Thema, besuchte das Anna Wintour Costume Center des Metropolitan Museum of Art in New York City, wo er archivierte Kleider von Weltklassemodemachern unter die Lupe nahm, und unter der Anleitung von Marc Happel, Director of Costumes des New York City Ballet, lernte er, wie man näht. „Sie haben ihm einfach alles beigebracht. Von den Grundlagen des Nähens und Schneiderns bis hin zum etwas komplizierteren Vorgang des Drapierens und Maßnehmens“, berichtet Anderson. „Am Ende seiner Ausbildung bestand er die Feuerprobe, indem er eine fantastische Kopie eines Balenciaga-Anzugs schneiderte.“
Was sich aus dieser Zusammenarbeit herausschälte, war eine Figur, die absolute Kontrolle über ihre Umwelt hat – Reynolds Woodcock war ein „Stilsüchtiger“, nicht viel anders als Beau Brummell, Cristóbal Balenciaga oder der obsessive Witwer Maxim de Winter aus Hitchcocks Rebecca, den Anderson so sehr liebt. „Reynolds ist ein Mann, der sich aus sich selbst heraus verzehrt, absolut ichbezogen und von sich selbst abhängig“, meint Anderson. „Als das Drehbuch und die Figur Form anzunehmen begannen, richtete sich mein Interesse immer auf die Frage, was das für ein Mann sein mag, der es sich in einer solchen Struktur eingerichtet hat. Eine Figur, die so viel Wert auf Kontrolle legt, ist es wert, Stück um Stück auseinandergenommen zu werden. Was passiert, wenn ein solcher Mann zum ersten Mal in seinem Leben eine Schwäche zulässt oder entdeckt, dass er einen anderen Menschen an seiner Seite brauchen könnte?“seiner Seite brauchen könnte?“
Und Day-Lewis fügt hinzu: „Ich bin im Jahr 1957 geboren. Unser Film spielt also in der Zeit, in der ich groß geworden bin und zu der ich eine enge Beziehung habe. Wie sich die Dinge damals in England entwickelten, das war sehr speziell. In vielen Teilen der Gesellschaft gab es immer noch große Einschränkungen. Den Designern, über die wir recherchierten, gelang es irgendwie, gegen den Strom der Entwicklung in der Gesellschaft zu schwimmen. Die Unmöglichkeit, sich gegen den Strom zu stellen, hatte als Herausforderung einen großen Reiz.“
Im Frühjahr 2017 erhielt das bisher namenlose Projekt den Namen PHANTOM THREAD, der sich auf die Zwickmühle bezieht, in der sich Näherinnen in East London im viktorianischen Zeitalter befanden, die es gewohnt waren, viele Überstunden unter miserablen Bedingungen in einem Fertigungssystem zu machen, das sie körperlich, emotional und psychisch an den Rand der Erschöpfung trieb. Nach Marathonschichten, in denen sie wunderbare Gewänder für das Königshaus und andere Blaublütige nähen mussten, ging es vielen der Arbeiterinnen so, dass sie auch außerhalb ihrer Arbeit wie Automaten noch weiter Nähbewegungen machten und einen unsichtbaren Faden vernähten – den „Phantomfaden“.
Der Titel bezieht sich auch auf eine übernatürliche Macht, auf eine Geschichte außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft, in der die Figuren auf der Erde keine Macht über die äußeren Kräfte haben, die auf sie einwirken. Kontrollieren wir die Kunst oder kontrolliert die Kunst uns? Alle Elemente fügten sich zusammen zu einer klassischen Gothic Romance, die von Paul Thomas Anderson und Daniel Day-Lewis mit einem Höchstmaß an Präzision und Können maßgeschneidert wurde.
Foto:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Rolle Schauspieler Synchronstimme
Reynolds Woodcock Daniel Day-Lewis Benjamin Völz
Alma VICKY KRIEPS Vicky Krieps
Cyril LESLEY MANVILLE Karin David
Dr. Hardy BRIAN GLEESON Timmo Niesner
Biddy SUE CLARK Denise Gorzelanny
Barbara HARRIET SANSOM HARRIS Arianne Borbach
Princess Mona Braganza LUJZA RICHTER Victoria Frenz
Lady Baltimore JULIA DAVIS Sabine Falkenberg
Registrar IAN HARROD Matthias Scherwenikas
Countess Henrietta Harding GINA MCKEE Elisabeth Günther
Foto:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Rolle Schauspieler Synchronstimme
Reynolds Woodcock Daniel Day-Lewis Benjamin Völz
Alma VICKY KRIEPS Vicky Krieps
Cyril LESLEY MANVILLE Karin David
Dr. Hardy BRIAN GLEESON Timmo Niesner
Biddy SUE CLARK Denise Gorzelanny
Barbara HARRIET SANSOM HARRIS Arianne Borbach
Princess Mona Braganza LUJZA RICHTER Victoria Frenz
Lady Baltimore JULIA DAVIS Sabine Falkenberg
Registrar IAN HARROD Matthias Scherwenikas
Countess Henrietta Harding GINA MCKEE Elisabeth Günther