kpm kosslick 2Vorstellung des Programms der 68. Berlinale mit 385 Filmen. Vor der Berlinale (4)

Hanswerner Kruse und Hannah Wölfel

Berlin (Weltexpresso) - „Wahrscheinlich kommt Ed Sheeran auch“, meinte Festspielleiter Dieter Kosslick betont beiläufig bei der Vorstellung des Berlinale-Programms 2018. „Wer?“, riefen die Kolleginnen und Kollegen aus dem dicht besetzten Saal der Bundespressekonferenz. „Na, ja, die Älteren von Euch kennen ihn wohl nicht, aber er ist der derzeit bekannteste Musiker der Welt und wird seinen Film ‚Songwriter’ vorstellen“, rief Kosslick dann doch recht stolz. Vorher hatte er schon Isabelle Huppert, Joaquin Phoenix, Emily Watson, Bill Murray sowie viele weitere in- und ausländische Filmschaffende angekündigt.

Mit gereizter Stimme fragte eine Kollegin, was er denn täte, wenn eine Frau im Mantel über den roten Teppich käme. Höflich wies Kosslick sie nicht darauf hin, dass Nina Hoss ja im letzten Jahr so erschien, sondern meinte, es gebe keine Dress Code bei den Festspielen: „Die Frauen können ruhig mit flachen Schuhen und die Männer in High Heels kommen, das ist uns völlig egal.“ Und nein, eine Resolution zu #MeToo wolle er auch nicht initiieren, so die Forderung einer anderen Kollegin. Es seien einige Veranstaltungen, unter anderem von Speak Up geplant, in denen es darum ginge, den Umgang mit Sexismus in der Branche zu verändern; das schließe übrigens auch Beratungsangebote für Betroffene ein.

kpm kosslick„Wie immer spiegelt die Berlinale die Welt so, wie sie ist“, sagte Kosslick zu den ausgewählten Filmen, „einen roten Faden gibt es aber nicht.“ Auffallend sei das Thema Zivilcourage und es gebe viele Künstlerfilme. In dem Wettbewerbsbeitrag „3 Tage in Quiberon“ zeichne - beispielsweise - Filmemacherin Emily Atef das Lebensdrama Romy Schneiders nach.

Eröffnet wird die 68. Berlinale übermorgen in einer Woche mit Wes Andersons Animationsfilm „Isle of Dogs“. Dazu sagte Kosslick: Filme können uns helfen herauszufinden, wo wir herkommen, wer wir sind und vielleicht auch, wo wir hinwollen würden, wenn wir die Wahl hätten. Letzteres kann man übrigens auch von Hunden lernen. Wes Anderson lässt nämlich einen Hund die Sache auf den Punkt bringen: ‚Wer sind wir? Und wer wollen wir sein?’“

Das Heft zur Pressekonferenz ist über 100 Seiten dick, beim Durchblättern wird deutlich, dass der Wettbewerb mit seinen 24 Filmen, davon 5 außer Konkurrenz, wirklich nur die Spitze des Berlinale-Eisbergs ist. 385 Filme werden in einem Dutzend verschiedener Sektionen des Festivals gezeigt, in denen ebenfalls viele Preise für Kinder- und Jugendfilme, Kurzfilme usw. verliehen werden. Grob gerechnet kann man sagen, dass jeweils ein Drittel der ausgewählten Filme deutsche Produktionen sind und etwa ein Drittel Dokumentarfilme. Frauen und Männer sind noch nicht gleichberechtig vertreten - 37,5% der Filme sind von weiblichen, 59,2 % von männlichen Regisseuren.

Fotos:
© Hanswerne. Kruse