Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Februar 2018, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - In der Nacht vom 10. Juli 1973 wird der 16jährige John Paul Getty III (Charlie Plummer) in Rom entführt. Er ist der Enkel des Öl-Milliardärs J. Paul Getty (Christopher Plummer). Die Entführer um Cinquanta (Romain Duris) und seine Kidnapperbande, Mitglieder der 'Ndrangheta, der Kalabrischen Mafia, fordern 17 Millionen Dollar für die Freilassung des Jungen.
Doch der zu dieser Zeit reichste Mann der Welt ist nicht bereit, auch nur einen einzigen Cent zu zahlen. Denn - wie er sagt - er hätte 14 Enkel und dann würden gleich weitere entführt. Stattdessen beauftragt er den für ihn als Sicherheitsberater arbeitenden ehemaligen CIA-Agenten Fletcher Chase (Mark Wahlberg), sich um den Fall zu kümmern. Gail Harris (Michelle Williams), die Mutter des Jungen hat selbst kein Geld und der Vater John Paul Getty II (Andrew Buchan) ist ein drogensüchtiges Wrack.
Fletcher Chase vermutet zuerst, dass sich Paul absichtlich entführen ließ, um Geld von seinem Großvater zu erpressen. Doch als klar ist, dass er sich geirrt hat, verbündet er sich mit Gail, die unermüdlich um die Freilassung ihres Sohnes kämpft und versucht den alten Mann zu überreden, ihr doch das Lösegeld zu geben.
Dadurch zieht sich die für alle Parteien zunehmend strapaziöser werdende Situation über Monate hin. Dann allerdings handeln die Kidknapper und senden ein Ohr des Jungen an eine Zeitung in Rom...
"Alles Geld der Welt" wird vermutlich nicht in erster Linie als ein spannender und gut gemachter Thriller in die Filmgeschichte eingehen, sondern als der Film, in dem die mit Kevin Spacey gedrehten Szenen ab dem 20. November 2017 an Originalschauplätzen in Rom und London innerhalb von 9 Tagen nachgedreht wurden, da Spacey sich Anschuldigungen über sexuelle Belästigung ausgesetzt sah. Spacey sollte im Film die Nebenrolle von J. Paul Getty spielen. Regisseur Ridley Scott hatte Christopher Plummer gebeten einzuspringen. Scott betonte auch, dass Plummer schon vorher seine erste Wahl für die Rolle gewesen sei.
Wenn man sich die ersten Trailer ansieht, in denen Kevin Spacey den alten Getty mit Hilfe von aufwändigem Make-up inklusive einer Prothese gespielt hat, war das vermutlich auch vom künstlerischen Standpunkt eine richtige Entscheidung. Christopher Plummer ist ganz sicher die bessere Besetzung für den arroganten und geizigen Egomanen J. Paul Getty. Plummer erhielt für seine Rolle bei den Golden Globe Awards eine Nominierung als bester Nebendarsteller ebenso wie Regisseur Ridley Scott als bester Regisseur und Michelle Williams als beste Hauptdarstellerin in einem Drama. Christopher Plummer wurde zusätzlich noch bei den Academy Awards als Bester Nebendarsteller nominiert.
Beide Darsteller haben ihre Nominierungen verdient. Plummer zeigt einen exzentrischen Milliardär, der vor allem daran interessiert ist, immer mehr Geld zu verdienen. Ansonsten ist ihm seine Bilder- und Skulpturensammlung wichtiger als Menschen - seine Familie eingeschlossen. Plummer gelingt das Kunststück, gleichermaßen glaubwürdig und grotesk rüberzukommen, ohne zu überspielen oder zur Karikatur zu verkommen.
Sehenswert sind besonders auch die Szenen mit Michelle Williams als John Pauls Mutter Gail. Sie ist nicht nur die verzweifelte Mutter, sondern sie nimmt auch den Kampf mit ihrem reichen Ex-Schwiegervater auf, bei dem sie Scharfsinn und Biss beweist. Ihre Darstellung gehört sicher zu den denkwürdigsten des Films.
Alle weiteren Schauspieler müssen hinter den Leistungen der beiden zurücktreten. Dies gilt sowohl für Mark Wahlberg als Gettys Sicherheitsberater Fletcher Chase als auch für Andrew Buchan als John Paul Getty II, den ewig zugedröhnten Vater des Jungen, oder Romain Duris als Cinquanta, den Sprecher der Entführer.
Im Film heißt es "nach einer wahren Begebenheit". Wenn man den Film mit der realen Entführung des jungen Getty vergleicht, erkennt man, dass sich Scott für die Spannung des Films einige Freiheiten herausgenommen hat. Dies hat dem Film nicht geschadet. Allerdings waren die Bedingungen, unter denen der Junge gefangen gehalten wurde, noch viel schlimmer als im Film gezeigt.
Auch wenn das Ende der Geschichte bekannt sein sollte, ist "All The Money In The World" ein spannender Thriller, der auch bewusst nichts darüber erzählt, was nach der Rückkehr mit den handelnden Personen geschehen ist.
Insgesamt ist "Alles Geld der Welt" ein klassischer Hollywoodfilm mit einer guten und spannend erzählten Geschichte, schönen Bildern und einem abwechslungsreichen Score, der unbedingt sehenswert ist.
Foto 1: Plakat © Tobis Film GmbH
Foto 2: Michelle Williams als Gail Harris und Mark Wahlberg als Fletcher Chace © Tobis Film GmbH
Info:
Alles Geld der Welt (USA 2017)
Originaltitel: All The Money In The World
Genre: Drama, Thriller
Filmlänge: 132 Min.
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: David Scarpa
Darsteller: Michelle Williams, Christopher Plummer, Mark Wahlberg, Charlie Plummer, Romain Duris u.a.
Verleih: Tobis Film GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 15.02.2018