hwk badgeHanswerners Berlinale Tagebuch (1)

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Geht’s jetzt los? Ha! Bereits seit zwei Wochen bin ich in Berlin. Morgens in der japanischen Psychiatrie treffe ich japanisch sprechende Menschen, die sich gegen eine Invasion von Aliens wehren. Später nehme ich an einer Goldenen Hochzeit in Polen teil, die Akteure sprechen natürlich polnisch. Im ländlichen Iran heiraten die 13-jährige Hendi und der 16-jährige Hormoz; wenn überhaupt, dann reden sie Farsi. Seitdem ich hier bin, erlebe ich täglich im Kino Traumreisen um die Welt.

Für uns Journalisten gab es bereits viele Vorab-Aufführungen aus den meisten Sektionen der Berlinale. Die Wettbewerbsstreifen werden natürlich noch nicht gezeigt. Zum ersten Mal war ich vor dem Festival hier und konnte bereits über 40 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sehen. Selten habe ich mir die Streifen ausgesucht, sondern (meist) alle angesehen, die es täglich in der jeweiligen Sektion gab.

Zu meiner Überraschung gefielen mir Filme, die ich mir nie angeschaut hätte - denn eigentlich mag ich Dokus nicht, bei anderen Werken interessierten mich die Themen nicht. Auf Grund der dichten Abfolge der Filme im Wettbewerb und den folgenden Pressekonferenzen, konnte ich früher kaum etwas in anderen Sektionen angucken. Diesmal erlebte ich erstmalig die große Spannweite dieser Festspiele augennah.

Interessant finde ich, wenn Filmschaffende aus Afrika oder Südamerika zeitgenössische globale Filmtechniken nutzen, um regionale Themen darzustellen. Dazu ist mir die Originalsprache - mit Untertiteln - sehr wichtig, denn es gibt nichts Absurderes als perfekt deutsch sprechende Akteure in abgelegenen peruanischen oder nigerianischen Gegenden. Außer im Wettbewerb haben die Filme allerdings selten deutsche, sondern meist nur englische Untertitel. Doch in den letzten Tagen ist dadurch mein mieses Englisch richtig gut geworden.

So, die Sonne scheint. Der Badge (Ausweis) ist abgeholt. Für die Presse kostenlose Tageszeitungen eingesammelt: Die Traumreise geht weiter...

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