Hanswerners Berlinale Tagebuch (2)
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Die 68. Berlinale begann gestern Abend mit „Isle of Dogs“, dem zweiten Animationsfilm des renommierten Regisseurs Wes Anderson. Die Hauptfigur, ein Hund, konfrontierte uns mit der erstaunlich philosophischen Frage: „Wer sind wir? Wer wollen wir sein?“
Als ich klein war, hießen die Animationsfilme noch Zeichentrickfilme und waren hauptsächlich für Kinder. Der erste, den ich sah, war Walt Disneys „Bambi“, in dem ich schrecklich weinen musste.
Vor dieser Berlinale konnte ich zum ersten Mal tagelang Kinder- und Jugendfilme in der Sektion „Generationen“ sehen. Die begann mit dem Roadmovie „303“, in dem zwei junge Erwachsene nach Portugal reisen, viel philosophieren und schließlich ein Paar werden. Das kam mir nicht wie ein Jugendfilm vor, aber die Sektionsleiterin sagte, die Übergänge zu anderen Bereichen seien fließend. Von den Berlinale-Nörglern wird ja immer behauptet, es gebe keine Kooperation zwischen den Sektionen.
Der krasseste Jugendfilm war „Cobain“, in dem der gleichnamige Fünfzehnjährige erlebt, wie seine hochschwangere, drogenabhängige Mutter stirbt. Beherzt macht er mit einem Messer einen Kaiserschnitt und rettet seinen Halbbruder. Ein berührender Film, der lange nicht so blutrünstig ist, wie es sich hier liest. Wie in vielen anderen Filmen dieser Reihe ging es um Liebe sowie um kleine und große Helden.
Zwischen all den dramatischen Filmen, die ich vorab sah, war es wunderbar, einfach mal echte oder animierte Kinderfilme zu sehen. Mein Liebling war der holländische „Dikkertje Dap“. Raf, die Giraffe und Dikkertje, das Kind, kommen am gleichen Tag zur Welt. Am vierten Geburtstag kommt der Junge in die Schule, doch Raf darf nicht mit. Was machen die beiden?
Es gibt erstaunliche Zahlen zur Sektion Generationen: 2017 besuchten 70.000 Kids diese Filmreihe, das waren 20 % der Gesamtzuschauer der Berlinale! In diesem Jahr werden hier 71 Filme (von 385) gezeigt.
Die erwähnten Generationenfilme wurden alle von der ARD mitproduziert und werden im TV laufen.
Foto: „Cobain“
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