Call Me1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. März 2018, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Elio Perlman (Timothée Chalamet) ist 17 Jahre alt und langweilt sich im Sommer 1983 in der Villa der Familie aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Gardasees. Er ist jüdischer Abstammung, sein Vater (Michael Stuhlbarg) ist Archäologie-Professor und seine Mutter Annella (Amira Casar) Übersetzerin.

Die meiste Zeit verbringt Elio damit, klassische Musik auf dem Klavier zu spielen und zu transkribieren, zu lesen oder schwimmen zu gehen. Er trifft sich auch mit anderen Jugendlichen des Ortes oder flirtet mit seiner französischen Freundin Marzia (Esther Garrel). Obwohl er altklug und erwachsen wirkt, ist er sexuell doch noch recht unerfahren.

Elios Vater hat - wie in jedem Jahr - für sechs Wochen einen Assistenten. Dieses Jahr ist es der 24-jährige amerikanische Doktorand Oliver (Armie Hammer), der wie die Familie Perlman jüdischer Abstammung ist. Elio, der Oliver sein Zimmer überlassen muss, findet den jungen selbstsicheren Mann anfangs arrogant. Da seine Eltern ihn gebeten haben, Olivier die Umgebung zu zeigen, freunden sich die Beiden dann doch an und erkunden mit Fahrrädern die Umgebung.

Doch Elio entwickelt nach und nach Gefühle für Oliver und beginnt mit zögerlichen Annäherungsversuchen, die dieser aber zurückweist. Erst später nähern sie sich wieder an und schlafen sogar miteinander, halten ihre Beziehung allerdings geheim. Sie beginnen beim Sex sich mit dem Vornamen des anderen anzusprechen.

Doch dann sind die sechs Wochen herum und Oliver fährt wieder nach Amerika zurück. Der Sommer hat allerdings Elios Leben für immer verändert...


Call Me2Regisseur von "Call Me By Your Name" ist der Italiener Luca Guadagnino, der auch zusammen mit James Ivory das Drehbuch geschrieben hat. Das Script beruht auf dem Roman gleichen Namens, der 2007 in den USA erschienen ist. Der Roman ist unter dem Titel Ruf mich bei deinem Namen seit dem Februar 2018 als Taschenbuch bei dtv erhältlich.

Autor des Romans ist der amerikanische Literaturwissenschaftler André Aciman, der in einem französischsprachigen Zuhause als Nachfahre sephardischer Juden in Ägypten geboren wurde, und in Italien und den USA aufgewachsen ist. Er ist übrigens im Film in einer kleinen Rolle als Mounir zu sehen, ein Teil eines homosexuellen Pärchens, das die Familie Perlman besucht.

Die Dreharbeiten fanden in der lombardischen Stadt Crema, in der der Regisseur Luca Guadagnino lebt, und in Bergamo statt. Passend zu der Hitze des italienischen Sommers wählte Guadagnino ein langsames Erzähltempo einer sommerlichen, liebesfokussierten Geschichte über das Erwachsenwerden. Dabei ist es eigentlich nicht wichtig, in wen man sich verliebt und mit wem man Sex hat, denn sowohl Oliver als auch Elio haben Sex mit Frauen und Männern.

Luca Guadagnino hat bewusst explizite Sexszenen ausgespart, wohl auch weil beide Hauptdarsteller Kontrakte unterzeichnet haben, die frontale Nacktheit untersagten. Trotzdem gelingt es dem Regisseur, Begierde, sexuelle Sehnsucht und die dazugehörigen Verwicklungen auf überzeugende Weise darzustellen.

Dies gelingt auch dank der beiden Hauptdarsteller Armie Hammer als Oliver und dem 21jährigen Timothée Chalamet, der für seine Darstellung des Elio zu Recht mit einer Oscarnominierung ausgezeichnet wurde. Hammer wurde zwar bei den Academy Awards übergangen, erhielt aber z.B. eine Nominierung als bester Nebendarsteller bei den Golden Globe Awards. Michael Stuhlbargs Rolle als Elios Vater ist zwar klein, aber er hat gegen Ende des Films eine bemerkenswerte Szene, wenn er mit seinem Sohn über die Möglichkeiten der Liebe spricht.

Kameramann Sayombhu Mukdeeprom hat hinreißende Bilder der italienischen Landschaft geschaffen. Dadurch erzählt der Film nicht nur von einem langen, ereignisreichen, heißen und wundervollen Sommer in Italien, sondern er fühlt sich auch so an.

Wunderschön in den Film eingepasst sind auch drei Lieder des amerikanischen Singer-Songwriters Sufjan Stevens, die inhaltlich den Film auch immer wieder voranbringen. Es sind dies mit Visions of Gideon und dem Oscar-nominierten Mystery of Love zwei neue Songs sowie eine Neuaufnahme von Futile Devices. Besonders die Szenen mit Oliver und Elio während Mystery of Love gespielt wird, sind ausgesprochen sehenswert.

Der Film hat außer vielen weiteren Nominierungen auch vier zur Oscarverleihung 2018 erhalten. Neben Timothée Chalamet als Bester Hauptdarsteller und Sufjan Stevens für Mystery of Love als Bester Filmsong wurde James Ivory für das Beste Drehbuch nominiert. Auch der Film selbst ist in der Endauswahl in der Kategorie Bester Film.

Insgesamt mag "Call Me By Your Name" mit 132 Minuten in manchen Szenen etwas lang sein, aber es ist ein fantastischer, emotionaler und sinnlicher Film über die erste Liebe und er ist deshalb unbedingt sehenswert.

Foto 1: Filmplakat © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Foto 2: Elio (Timothée Chalamet) und Oliver (Armie Hammer) © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Info:
Call Me By Your Name (Italien, Frankreich, USA, Brasilien 2017)
Originaltitel: Call Me by Your Name
Genre: Drama
Filmlänge: 132 Min.
Regie: Luca Guadagnino
Drehbuch: James Ivory, nach einem Roman von André Aciman.
Darsteller: Armie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel u.a.
Verleih: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 01.03.2018