Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren hat sich der philippinische Regisseur Lav Diaz vom Geheimtipp in Fachkreisen zu einem der wichtigsten Gegenwartsregisseure etabliert. Dass die Filme des Regisseurs bislang selten in deutschen Kinos zu sehen sind, hat vor allem mit seiner künstlerischen Idee zu tun: Charakteristisch ist die extreme Länge seiner Spielfilme.
In Lav Diaz' Filmästhetik geht es darum, Zermürbung und Leid erfahrbar zu machen. Häufig verhandelt er philippinische National- und Kolonial-geschichte. Anlässlich des Kinostarts von Diaz' aktuellem Film ANG BABAENG HUMAYO (The Woman Who Left, PH 2016) ehrt das Kino des Deutschen Filmmuseums den Regisseur mit einem Querschnitt seines Filmschaffens. Am Dienstag, 27. Februar, wird Lav Diaz persönlich in Frankfurt anwesend sein.
Donnerstag, 22. Februar, 20 Uhr und Dienstag, 27. Februar, 18:30 Uhr
ANG BABAENG HUMAYO The Woman Who Left
Philippinen 2016. R: Lav Diaz. D: Charo Santos-Concio, John Lloyd Cruz, Michael De Mesa. 228 Min. DCP. OmU
Nach 30 Jahren Gefängnishaft für einen Mord, den sie nie begangen hat, erfährt Horacia (Charo Santos-Concio), dass ausgerechnet ihr reicher Liebhaber aus Jugendzeiten sie damals unrechtmäßig hinter Gitter brachte. Durch die neue Beweislage wird sie entlassen und macht sich auf, um das Unrecht zu rächen. THE WOMAN WHO LEFT, in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, ist von einer Novelle Tolstojs inspiriert und erzählt in für Diaz bemerkenswerter Geradlinigkeit von Klassenunterschieden in der philippinischen Gesellschaft. Dabei fragt der Film nach der Grenze des Glaubens an das Gute in einer unbarmherzigen und korrupten Welt.
Daß Lav Diaz überhaupt in Deutschland ist,hat mit der Berlinale zu tun, wo sein neuestes vierstündiges Werk im Wettbewerb aufgeführt wurde, was nicht nur wie immer in Schwarz-Weiß gedreht ist, sondern erstmals die Dialoge gesungen werden.
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Zu Gast am Dienstag, 27 Februar: Lav Diaz
Link zur kompletten Filmreihe mit sechs Werken von Lav Diaz: deutsches-filminstitut.de/blog/lav-diaz