Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Januar 2013, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Von den heute – nur – sieben anlaufenden Filmen kommen alleine fünf aus den USA. Das ist typisch für die deutschen Kinos. Daß die beiden übrigen Filme aus Deutschland/Österreich kommen, paßt ins Schema, daß die Übermacht Hollywoods in unseren Kinos zeigt und schmerzhaft deutlich werden läßt, daß wir kaum etwas aus Italien sehen, wie auch aus Spanien und Portugal, gar Griechenland und hat Polen und Rußland keine Filmproduktion? Von den anderen Kontinenten zu schweigen.

 

 JACK REACHER

 

Nicht so günstig für den Filmhelden, wenn man die Romane kennt. Das schreibt derzeit jeder, denn in der Tat in den Krimis von Lee Child dort der Rächer, ein Gutmensch – wogegen wir nichts haben - wie er im Buche steht, ein baumlanger Kerl mit nichts als ein paar Klamotten am Leib und seinem Ausweis – und auch das erst jüngst, also nach dem Terror von N.Y., denn die Figur erfand Lee Child schon 1997. Nun also Tom Cruise. Erstaunlicherweise bleibt er die Unperson, die auch das Wesen im Buch charakterisiert. Er spiegelt nur seine Umwelt, nicht sich selbst. In einer Welt, in der es nur um Egoismen und Selbstsucht geht, um Innenschau und psychoanalytische Klärung, wer man ist und was man will hienieden auf Erden, hat Lee Child einen Charakter kreiert, der nur über seine Schuldgefühle – wie im letzten Roman UNDERGROUND – Gefühle zeigt.

 

Ansonsten hat er keine Angst und macht das, was ein Mann tun muß: rächen. Die Geschichte ist schnell erzählt, auch deshalb, weil es um die eigentlich gar nicht geht, sondern um die Abläufe, die gekonnt von Regisseur und Drehbuchschreiber Christopher McQuarrie in Szene gesetzt werden, so daß durch ständige Ereignisse immer etwas auf der Leinwand passiert. Einer soll fünf Menschen umgebracht haben, das ist eindeutig, meint die Polizei, die ihn erwischt hat und der, als er endlich aussagen möchte, nur den Zettel weitergibt: „Holt Jack Reacher“.

 

Der gilt als Phänomen – auch für die Polizei, zudem hat er keine Adresse, denn er lebt instabil, obwohl er als physisch-psychische Person die Stabilität in Person ist. Außerdem ist der Verhaftete genau der, den er aus anderen Gründen – Irak – eigentlich verfolgt, denn er bleibt auch als Privatperson der, der er als Militärpolizist in der US-Army war , die er freiwillig verließ- hier jedoch feststellt, daß der Beschuldigte zum Sündenbock gemacht wird, weshalb Jack tatsächlich eingreift und auf eine alte Familiengeschichte und eine alte Fehde kommt. Dessen Kopf ist Werner Herzog. So ungewöhnlich schon Tom Cruise in seiner Schlichtheit und 0/8/15-Verkörperung in Übereinstimmung mit der literarischen Figur des doch eigentlich heldenhaften Jack wirkt, was für den Film einnimmt, wird man vollends gefangen, wenn es um dessen Widerpart, die Verkörperung des Bösen, geht.

 

Denn die hat Werner Herzog übernommen, der als alter Zec, der einst in Sibirien gefangen war, wie eine Spinne im Netz sitzt und handeln läßt. Es ist sein starrer Gesichtsausdruck, also eigentlich das Nichtspielen, das Herzog tatsächlich als gefährlichen Bösewicht erscheinen läßt. Das Hinreißendste allerdings ist sein Sprechen. In einem Englisch, das so klingt, wie einst mein Vater die Bundeshauptstadt als Waschinktonn aussprach, ist es die leicht flüsternde, langsame Sprechweise, die ihn zum Vertreter außerhalb der amerikanischen Norm macht. Und das muß ja gefährlich sein!

 

Ein grandioses Duo, Jack Reacher und The Zec, personifiziert durch Tom Cruise und Werner Herzog. So wurde für uns ein Film, von dem wir nicht viel erwarteten ein Ereignis. Spektakulär wurde der Film dann dadurch, daß seine US-Premiere durch das Massaker in Connecticut verschoben wurde.