Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Januar 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Leider ist es uns im Jahr 2012 wieder nicht gelungen, einmal die Filmtitel aufzulisten und nachzuzählen, die im Titel irgendwie und irgendwas zur LIEBE sagen! Überhaupt merkt man, daß die Ideen für Filmtitel oft ausgehen und ob die englischen Originaltitel, die derzeit 'in' sind, die Zuschauer erreichen?

 

PARADIES: LIEBE

Als Idee fällig und ja auch immer wieder mal inszeniert. So wie Männer für Geld LIEBE kaufen, so können Frauen das auch. Im Film müssen diese Männer, außer den häuslichen Puffs, immer wieder nach Asien fliegen, wo sie für Geld anschmiegsame, biegbare Frauen einhandeln. In Asien wären angesichts der Geschlechterklischees allerdings Frauen, die Männer kaufen, fehl am Platz. Solche Frauen fliegen nach Afrika, wo knackige Afrikaner welkes Fleisch bearbeiten sollen.

 

Ganz schön zynisch also ein Film über den Sextourismus und doch wahr. Regisseur Ulrich Seidel ist Österreicher und legt mit diesem Film den ersten Teil seiner Trilogie GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG vor. Der Film geht damit durchaus menschlich um und schiebt der Hauptperson Teresa – mutig in der Darstellung Margarete Tiesel – eben auch die Gefühle unter, die Frauen beim Sextourismus unterscheiden – so heißt es wenigstens, denn es ist immer schwierig, über etwas zu urteilen, was man persönlich gar nicht kennt - : Frauen wollen nicht allein Sex, sie wollen Liebe. Liebe aber kann man nicht kaufen. Nur Liebemachen kann man kaufen.

 

Also versucht Teresa, die übrigens damals noch nicht zielgerichtet an Kenias Stand kam, sondern das herumlaufende Angebot annahm, also versucht Teresa ihren Liebhabern, den Beach-Boys – Hauptdarsteller Peter Kazungu soll selbst einer sein – beizubringen, was für eine Frau an Streicheleinheiten und Sonstigem nötig ist, soll es auch zur erotischen Erregung und gar zum Orgasmus kommen. Das ist höchst köstlich inszeniert und auch kaum peinlich, wenngleich die tapsige Nacktheit und Halbnacktheit der Dicken und Nichtjungen auf Dauer wehtut. Wunderbar dagegen wie er sie hinter dem Schleiertuch geschönt darbietet.

 

Der Sachverhalt ist richtig und auch wichtig. Aber es können bei der Darstellung der Wirklichkeit eigentlich nur die Dinge herauskommen, wie sie wirklich in Kenia und anderenorts passieren: da kommen Frauen, kaufen sich Männer, was mit ihrem eigenen Selbstbild, Liebe gegen Geld kaufen zu müssen, kollidiert, denn sie wollen um ihrer selbst willen geliebt werden, werten sich also in ihren eigenen Augen genau durch das ab, was sie aufwerten soll und ihnen Lust und Vergnügen bereiten soll. Dasselbe widerfährt ihren Sexpartnern. Eigentlich begehren sie diese und verachten sie gleichzeitig, daß sie für Geld käuflich sind.

 

Der Widerspruch liegt also im System, das mit Klischees arbeiten muß, will es über sexuelle Ausbeutung, käufliche Liebe zwischen Mann und Frau und Frau und Mann einen Film machen. Dieser Film ist erst einmal erstaunlich, auch schön – wunderbare Landschaftsaufnahmen – und warmherzig gespielt. Die Geschichte ist aber schnell erzählt.

 

FOR ELLEN

 

Ein Mann, ein Rockmusiker, der nicht weiß, was das Wort Verantwortung heißt, fährt zu seiner Scheidung und erlebt zum ersten Mal einen ganzen Tag seine Tochter, auf die er anschließend für immer verzichten muß, dafür das halbe Haus erhält. Berührend gemacht und gespielt.

 

THE SESSION – WENN WORTE BERÜHREN

 

Ein Mann, poliokrank, muß sterben, will aber zuvor das erste Mal mit einer Frau schlafen. Zusätzliches Problem: er liegt in einer eisernen Lunge. Die Vorschläge im Film sind handfest und zart berührend gleichzeitig.

 

SILVER LININGS

 

Eine Komödie, die zeigt, was Menschen alles gegeneinander unternehmen können und wie sich Aggression und leichte Verrücktheit vererbt. Aber eben auch ein Film, der dafür plädiert, die Menschen leben zu lassen, wie sie es für richtig halten.

 

THE LONIEST PLANET

 

Ein Film, der ein Liebespaar nach Georgien begleitet, wo eine unglaubliche Landschaft tiefe Gefühle fördert, aber auch in Frage stellt und uns mit Fragen an das Leben zurückläßt.

 

 

MÜNCHEN IN INDIEN

 

Nein, die bayerische Stadt wird nicht verlagert, sondern der Erfolgszug des Kunstmalers Hannes Fritz-München 1932-37 in Indien nachvollzogen, wo er Hofmaler der indischen Maharadschas wurde. Sein Enkel folgt den Spuren in dieser Doku.