Unsere Erde2 1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. März 2018, Teil 1

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt (Weltexpresso) - Tagesanbruch in der Steppe in Kenia. Der Serval versucht nach seinen nächtlichen Streifzügen doch noch eine Beute im hohen Gras zu schlagen.

Dies ist der Beginn der Tierdokumentation "Unsere Erde 2". In dem Film werden im Verlauf eines Tages ganz verschiedene Tiere in vielen verschiedenen Teilen der Erde vom Nord- bis zum Südpol und vom Meer bis zu den hohen Gebirgen gezeigt.

Dabei hat der Film keine durchgehende Handlung, sondern er stellt die Tiere im Rhythmus des Tages und der Nacht vor.

Frühmorgens jagt nicht nur der Serval in der Savanne, sondern auch die Galapagos-Nattern verfolgen die gerade ausgeschlüpften Meerechsen, bevor diese die rettenden Felsen am Meer erreichen können.

Während des Vormittags wird eine Mutter des Großen Pandas, die sich ausschließlich von Bambusstängeln ernährt, mit ihrem Jungen in China beobachtet sowie ein Zebrafohlen, das seiner Herde über einen reißenden Fluss folgen muss. Daneben zeigt der Film wie Narwale in der Arktis sich einen Weg durch das zurückweichende Packeis suchen oder wie Braunbären in Kanada durch das Kratzen an Bäumen sowohl ihren Winterpelz als auch Parasiten los werden wollen.

Zur Mittagszeit ist es in Afrika so heiß, dass selbst die Löwen keine Lust zur Jagd haben. Als der junge Giraffenbulle allerdings den Chef der Herde herausfordert, kommt es zum Kampf, der vor allem mit Schlägen der langen Hälse ausgetragen wird. Auf einer kleinen Insel vor der Küste von Panama verfolgt das Männchen des Dreifinger-Faultiers den Ruf eines Weibchens und schwimmt dafür sogar durch den trennenden Fluss. Pech für ihn ist, dass das Weibchen ein Junges hat und deshalb erst wieder in einigen Monaten paarungsbereit sein wird.

Am späten Nachmittag versucht ein Zügelpinguin-Männchen trotz der starken Brandung auf die der Antarktis vorgelagerten Insel Zavodovski zu seinem Weibchen und seinen Jungen zu kommen, um sie zu füttern. Auf der Insel befindet sich eine der größten Kolonien dieser Tiere. Zur gleichen Zeit kämpft im Urwald in Ecuador ein daumennagelgroßer Kolibri gegen Honigbienen, die das Tierchen von den Blüten vertreiben wollen und eine Zwergmaus versucht in Europa nicht nur Nahrung für sich und ihre Jungen zu finden, sondern auch einer Schleiereule zu entkommen.

Am Abend beginnen Millionen von Eintagsfliegen auf der Theiß in Ungarn ihre Fortpflanzungstänze. Die sehr seltenen Hellköpfigen Schwarzlaguren in der chinesischen Provinz Guangxi verlassen ihre Futterplätze und beginnen den gefährlichen Aufstieg, um in kleinen Höhlen in der Sicherheit der Steilwände zu übernachten. Und dies obwohl ihre nächtlichen Feinde längst verschwunden sind.

Nachts werden ganz andere Tiere munter. Aber auch jetzt ist es nicht unbedingt dunkel, denn es gibt Pilze und Käfer, die mit Hilfe der Biolumineszenz Tiere zur Befruchtung oder auch als Nahrung anlocken. Allerdings wirken sich besonders die Lichter in den Städten negativ auf viele Tiere aus, denn diese Städte haben das Verhältnis von Tag und Nacht verändert. Natürlich gibt es aber auch Tiere wie die Waschbären, die von den neuen Gegebenheiten profitieren...


Unsere Erde2 2"Unsere Erde 2" ist eine gefilmte Fortsetzung der BBC-Produktion "Unsere Erde" von 2007, das zu den erfolgreichsten Naturdokumentationen der deutschen Kinogeschichte gehört und weltweit knapp 110 Mill. Dollar eingespielt hat. Sprecher der verschiedenen Versionen waren z.B. Patrick Stewart, Ulrich Tukur oder Ken Watanabe. Für den zweiten Film konnte Robert Redford als Sprecher der englischen Originalversion und Günther Jauch für die deutsche Fassung gewonnen werden.

Bei der Dokumentation wurden als Themen der Ablauf eines Tages und die Bedeutung der Sonne für das Leben auf der Erde verwendet. Dabei wurden immer wieder neuartige Methoden der Beobachtung der Wildtiere mit teilweise zum ersten Mal eingesetzter Filmtechnik genutzt.

Der Film ist eine Koproduktion von BBC Earth und der chinesischen SMG-Pictures, so dass die in China gedrehten Teile des Films nicht nur einen chinesischen Regisseur sondern auch einen chinesischen Drehbuchautor hatten. Durch die vielen behandelten Themen wurde der Film dann doch leider etwas magazinartig. Auch führte das dazu, dass bei den Inhalten sehr stark hin und her gesprungen wurde und einzelnen Themen dadurch etwas zerrissen wirkten und manchmal auch zu kurz angesprochen wurden.

Die gezeigten Bilder sind allerdings - wie schon bei der ersten Dokumentation - ausgesprochen gelungen. Wenn man aber sich immer mal wieder Tierdokumentationen ansieht, kam einem doch die eine oder andere Geschichte bekannt vor. Ein großer Teil der Bilder und teilweise auch der Texte wurden schon für die sechsteilige BBC TV-Dokumentation "Planet Erde II: Ein Planet - viele Welten" von 2017 verwendet. Neu sind vor allem die chinesischen Beiträge über den Bambuswald, den Großen Panda, die Hellköpfigen Schwarzlanguren und wunderschöne Bilder mit Mandschurenkranichen.

An einigen Stellen war die Dokumentation dann doch etwas pompös geraten. Dies gilt sowohl für die Musik von Alex Heffes als auch für den von Günther Jauch gesprochenen Text, der nicht nur etwas zu salbungsvoll, sondern auch inhaltlich wenig sachlich, teilweise unkritisch und auch fachlich stark verallgemeinernd war. Leider wurden auch die Auswirkungen durch die Stadtbeleuchtung oder auch der Einfluss der Menschen im Film - ganz im Gegensatz zur TV-Dokumentation - zu kurz abgehandelt.

Trotz der genannten Kritik ist "Unsere Erde 2: So haben Sie die Welt noch nie erlebt!" ein durch seine spektakulären Bilder sehenswerter Film, der versucht mit Hilfe des Themas Tageszeit und Sonne möglichst viele Tiere und ihre Lebensweisen vorzustellen. Der Dokumentarfilm wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Da er keine allzu grausamen Szenen zeigt, ist er für die gesamte Familie geeignet.

Foto 1: Filmplakat © Universum Film GmbH
Foto 2: Männliches Dreifinger-Faultier beim Schwimmen © Universum Film GmbH

Info:
Unsere Erde 2: So haben Sie die Welt noch nie erlebt! (Großbritannien, VR China 2017)
Originaltitel: Earth: One Amazing Day
Genre: Natur-Dokumentation
Filmlänge: 94 Min.
Regie: Richard Dale, Peter Webber, Lixin Fan
Drehbuch: Frank Cottrell-Boyce, Geling Yan
Deutscher Sprecher: Günther Jauch
Verleih: Universum Film GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 15.03.2018