Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Januar 2013, Teil 3
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Keine Ahnung, was diese Woche los ist, daß gleich so viele neue Filme die Kinos stürmen, darunter einige Filme, auf die man schon wartete und ziemlich viele ziemlich gute Filme dazu!
HANNAH ARENDT
Biopic nennt man diese Art von biographischer Filmkost, wenn an einem bestimmten Ereignis entlang eine Person in ihrer Lebenssituation filmisch wiederkehrt. Barbara Sukowa ist Hannah Arendt, was ihr mit ständig brennender Zigarette und politisch zugespitzter Schlagfertigkeit gelingt.
In Szene gesetzt hat dies Porträt der jüdischen Deutschen, die sich in die Emigration nach Amerika hatte retten können und als eine der wenigen die deutsche Nachkriegsgeschichte aus der Nähe erlebte, Margarethe von Trotta.
Beide haben auch schon andere Frauenfilme miteinander gedreht, von denen insbesondere der über Rosa Luxemburg unvergessene ist. Dieser ist völlig anders, weil er sich an einem immer noch aktuellen Geschehen andockt: die Entführung des Naziverbrechers Adolf Eichmanns. Wie im Thriller geht es erst einmal zu und man muß der heutigen Generation erst einmal klar machen, daß sich die Bundesrepublik nicht in der Lage sah, die in Südamerika und sonst wo untergetauchten Nazis zu eruieren und sie deutscher Gerichtsbarkeit zu unterziehen. Heute weiß man, daß deutsche Stellen wußten, wo sich Adolf Eichmann aufhielt.
Hier aber ist es der israelische Geheimdienst, der ihn kidnappt und nach Israel bringt, wo er im Glaskasten geschützt seinen Prozeß mit Todesfolge erhält. Die Philosophin und Heideggerschülerin Hanna Arendt hat diesen Prozeß nicht nur beobachtet und für den „New Yorker§ darüber berichtet, sondern den Prozeß und die Person Eichmann mit dem Begriff von der BANALITÄT DES BÖSEN charakterisiert. Das hat ihr viel Pein bereitet, denn es machte die heroische Geste der Gefangennahme und den Prozeß,mit dem ja nicht nur Eichmann, sondern der Nationalsozialismus abgeurteilt werden sollte, zu einer substanzlosen Materie. Schließlich war es der Urfeind, der Schlächter des jüdischen Volkes, den man gerne diabolischer und geistig potenter hätte sehen wollen, als einen bürokratischen Buchhalter und Empfehlsempfänger.
Der Film stellt nun die Ereignisse um den Prozeß von 1961 und die Rolle von Hannah Arendt dar. Das geht nur mit Worten. So daß die Aktionen des Anfangs, die schnell im Schnitt und sicher im Verlauf sind, sich sodann im Wortgefecht, in den wie Pistolenschüssen kommenden Argumenten der Arendt aktionsreich wiederfinden. Sie ist schneller, genauer und treffender im Kern als diejenigen, die ihr Verharmlosung angesichts solcher Begriffe wie BANALITÄT vorwerfen. Ja, so waren sie, die Diskussionen, aber auch: ja, so waren die die wohlondulierten Haare der Heldin wie der jeder besseren deutschen Ehefrau. Ja, so bieder waren die Möbel der Zeit und die Kleidung auch. Sehr interessant.
DAS LIED DES LEBENS
Eine ansprechende Dokumentation um zwei musikalische Projekte mit alten Menschen in Deutschland, die der Musiker Bernhard König in Gang gesetzt hatte und sie tüchtig in Gang hält.
STAUB AUF UNSEREN HERZEN
Susanne Lothar in ihrer letzten Rolle als Mutter in einer schwierigen Beziehung zur Tochter, die obwohl schon lange kein Kind mehr und sogar selbst Mutter nicht in die Puschen kommt, es aber probiert.