Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. März 2018, Teil 3
Hanno Lustig
Köln (Weltexpresso) – Grausliche Geschichte, denn der Grusel, der einen packt, beruht auf wahren Begebenheiten. Es geht um die Witwe Sarah Winchester (Helen Mirren), genau, die Erbin des Waffen-Imperiums von William Winchester, denn auch, wenn man nicht viel über Waffen weiß oder auch wissen will, so kennt man die Winchester irgendwie vom Hörensagen.
Und wenn man sie vorher nicht kannte, dann möchte man sie nach diesem Film auch nicht mehr gerne kennenlernen, denn eigentlich muß man schon einen ausgesprochenen Hang zum Skurrilen und Oberschrägem haben, um an diesem Film Gefallen zu finden, in dem alles, aber auch alles übertrieben ist, ohne daß die Übertreibung Erkenntniswert gewönne. Also besagte Witwe lebt in einer absolut monströsen Villa in einer öden Landschaft, so etwa 50 km von San Francisco. Kaum sieht man das Haus, weiß man schon, was los ist. Hier wird in der Art der mittelalterlichen Burgen oder der heutigen Village-Einkaufszentren unaufhörlich gebaut mit Türmchen und Anbauten, Zinnen und sonstigem SchnickSchnack.
Das geht nun schon jahrzehntelang so, daß die Erbin mit dem vielen Geld nichts anderes anfängt, als weiterzubauen und wieder abzureißen, wenn es ihr in den Sinn kommt. Es soll sich um 500 Zimmer handeln, oder mehr und das Mittelalterliche daran ist eben auch, daß die Irrwege mit eingebaut sind, die versteckten Fenster und die falschen Türen auch. Ein richtig irres Haus, und wenn wir nun die Kamerafahrten durch den architektonischen Irrsinn erleben, glauben wir sofort, daß man die Witwe für verrückt halten kann.
Das auf jeden Fall soll der Psychologe Dr. Eric Price (Jason Clark) nun herausfinden, der mit dem Auftrag, den Geisteszustand der Millionenerbin zu eruieren, in das Anwesen geschickt wird und dessen Abenteuer wir nun miterleben. Denn es wird rund gehen, in diesem Wahnsinnsmonument, das sich Villa nennt, und daß nach den Worten der Hausherrin voller gequälter Geister steckt, die nächtlich ihr Unwesen treiben. Aus gutem Grund hier. Sie haben nämlich der Witwe erzählt, daß sie die Opfer durch Schüsse sind, die aus den Winchesterwaffen auf sie abgezielt worden sind – und getroffen haben, weshalb sie nun tot sind, aber aus dem Tod heraus ihre Rache ankündigen. Die besteht darin, nicht Ruhe zu geben und die Witwe und andere zu quälen, wie sie selbst durch ihr Erschießen gequält worden sind. Es geht um Vergeltung, das ist klar.
Und jetzt mal Klartext: Die Winchester Repeating Arms Company ist die Schuldige, die die u.a. gefährlichen Repetiergewehre in den USA produzierte, die in allen historischen Konfrontationen den Mächtigen den Abschuß von Menschen schneller, einfach effizienter möglich machte: den entlaufenen Sklaven hinterherschoß, wie auch im Bürgerkrieg auf beiden Seiten die Schüsse als Erfolge zählte. Ganz schön irre und die direkte Folge, die die Witwe nun in der Rache der Erschossenen erkennen kann. Aber jetzt versteht man auch die Motive der Witwe besser, die vielen Zimmer sollen Wohnstatt sein für die Seelen, die keine Ruhe finden, ehe nicht die Schuldigen bestraft sind.
Verworrene Legenden gibt es dazu, die wir im Folgenden noch näher verfolgen, jetzt aber geht es darum, wie dies im Film wiedergegeben wird. Denn es soll ein Horrorfilm sein und nur die Architektursünden aufzuzählen, ist für die Horrorvorstellung dennoch zu wenig. Und das, was dann an Gespenstern und Horrorgestalten uns vor Augen kommen, das ist derart Lächerlich und ohne Konzept im Film, daß man, nachdem man lange durchhält, weil man ja glaubt, daß an dieser Geschichte endlich was dran sein könnte und immerhin sind ja gute Schauspieler dabei, aber es hilft nichts, das Ganze ist derart verworren, derart lächerlich angesichts der doch historische unglaublich wichtigen Geschichte, daß man immer ärgerlicher wird und nur feststellen kann: Thema verfehlt, schade um den ganzen Aufwand. Auch schade, um das Verschleudern einer solch guten Geschichte.
Foto:
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Info:
Besetzung
Sarah Winchester HELEN MIRREN
Dr. Eric Price JASON CLARKE
Marion Winchester SARAH SNOOK
Henry Winchester FINN SCICLUNA-O’PREY
Ben Block EAMON FARREN
Vorarbeiter John Hansen ANGUS SAMPSON
Arthus Gates TYLER COPPIN
Ruby Price LAURA BRENT u.v.a.