Serie: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (7. - 17. Februar 2013), Teil 4

 

 Roman Herzig

 

Berlin (Weltexpresso) -  Bereits zum achten Mal präsentiert Forum Expanded Filmprogramme, Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen im Rahmen der Berlinale. Als flexible Plattform für künstlerische Arbeiten gehört es zum Selbstverständnis von Forum Expanded, in jedem Jahr neue Wege zu beschreiten und neue Räume zu erschließen.

 

Inzwischen hat der noch immer namenlose Bereich zwischen Kino und Kunst Eigenständigkeit erfahren, ohne dabei an Offenheit einzubüßen. Das Programm schöpft seine Kraft und Kreativität aus dem Spagat zwischen der nervösen Energie des festivaltypischen Premierenmoments und der konzentrierten Diskussion mit den Künstlern und dem Publikum der Berlinale.

 

Forum Expanded präsentiert bereits zum wiederholten Male eine Arbeit von Isabella Rossellini, die wie kaum eine Zweite das Spannungsfeld zwischen großem Kino und künstlerischem Eigensinn verkörpert. Mammas ist die Fortsetzung ihrer Kurzfilmreihe Green Porno, die sie 2008 auf der Berlinale präsentierte. Wieder schlüpft die Schauspielerin und Regisseurin in unterschiedlichste Tierrollen – diesmal, um die Mutterinstinkte verschiedener Spezies zu erforschen. Zur Weltpremiere von Mammas wird der Film vom Komponisten der Filmmusik, Marc Chouarain, live am Klavier begleitet.

Ein Schwerpunkt des diesjährigen Programms von Forum Expanded liegt auf dem Werk des 1980 verstorbenen brasilianischen Künstlers Hélio Oiticica. Oiticica gilt als einer der berühmtesten Künstler Brasiliens und ist vor allem für seine interaktiven Objekte und partizipativen Installationen und Environments bekannt, die er in den 1960er Jahren produzierte. Doch er schuf auch ein umfangreiches filmisches und film-affines Werk und kam in seiner Zeit in New York in den 1970er Jahren mit der US-amerikanischen Underground-Filmszene in Kontakt. Neben den sogenannten „Quasi-Cinema"-Installationen aus der Serie „Block-Experiments in Cosmococa – program in progress", die im Hamburger Bahnhof und im Liquidrom gezeigt werden, wird auch der Dokumentarfilm Hélio Oiticica von Cesar Oiticica Filho, Kurator der Nachlassverwaltung und Neffe des Künstlers, präsentiert.

 

Der Co-Kurator des Schwerpunkts Max Jorge Hinderer Cruz präsentiert eine Auswahl von historischem Super-8-Material von und mit Oiticica, dazu bildet eine Podiumsdiskussion mit der Kunsthistorikerin Sabeth Buchman den diskursiven Rahmen. Zum Abschluss lädt die Installation im Liquidrom, die nur an einem Abend zu sehen sein wird, das Publikum dazu ein, im wahrsten Sinne des Wortes baden zu gehen, um die Bild- und Tonsequenz vom Pool aus zu erleben.

 

Ebenfalls zu Gast ist Richard Foreman. Der Gründer des legendären New Yorker Ontological-Hysteric Theatre, kehrt mit seinem Film Once Every Day nach über 30 Jahren zum ersten Mal auf die Leinwand zurück. Die aus Wiederholungsschleifen, Ellipsen und Fragmenten montierte Arbeit ist eine kongeniale filmische Umsetzung seiner einzigartigen Herangehensweise ans Theater und feiert im HAU Hebbel am Ufer ihre Europapremiere.

 

Die Forum Expanded Gruppenausstellung findet in diesem Jahr im Silent Green Kulturquartier, dem ehemaligen Krematorium Wedding statt. Eine ausführliche Liste der vertretenen Künstler und Arbeiten wird im Januar veröffentlicht.

 

Wie auch in den Jahren zuvor sind weitere Installationen im Marshall McLuhan Salon der Botschaft von Kanada sowie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart zu sehen. Für die Diskussionsveranstaltungen zieht Forum Expanded ins Kunstgewerbemuseum.

 

Das Foyer des Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz wird von den Prinzessinnengärten bereits zum dritten Mal in einen urbanen Garten verwandelt. Das Kreuzberger Kollektiv b_books ist wie immer mit einem Bücherstand vertreten.

 

INFO:

Forum Expanded wird kuratiert von Stefanie Schulte Strathaus (Leitung), Anselm Franke, Nanna Heidenreich, Bettina Steinbrügge und Ulrich Ziemons. Weitere Programminformationen sowie eine Übersicht aller beteiligten Filmemacher und Künstler folgen aktualisiert.

 

www.berlinale.de