Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. März 2018, Teil 12
N.N.
Los Angeles (Weltexpresso) - Allison Janneys Verwandlung in Lavona Harding ist der Beitrag unter der Überschrift DIE KÄLTESTE MUTTER DER WELT im Presseheft zum Film, der schon eingeht auf die Auszeichnung mit dem diesjährigen Oscar für die beste weibliche Nebenrolle, der dem Golden Globe folgte. Da die Rolle doch mehr mit der Schauspielerin zu tun hat, als man bei einer 'normalen' Besetzung denken mag, drucken wir den Beitrag ab. Die Redaktion
„Zu Beginn denkt man, man sehe einen Film über diesen berühmt-berüchtigten Vorfall“, sagt Allison Janney, die für ihre Darbietung von LaVona Harding mit einem Golden Globe nominiert wurde. „Tatsächlich geht es aber um das Leben einer jungen Frau und in welchen Verhältnissen sie aufgewachsen ist. Diese Ereignisse zeigen, wer sie wirklich ist und wie es dazu kam, dass sie sich in all diesen Situationen wiedergefunden hat.“ Janney war I, TONYA persönlich verbunden, bevor sie überhaupt offiziell in dieser Rolle besetzt worden war.
Die Rolle der LaVona war tatsächlich von Anfang an für sie geschrieben worden. Rogers und Janney sind enge Freunde. Sie war außerdem in ihrer Jugend Eiskunstläuferin, bevor ein Unfall ihre Karriere beendet hat und sie ins Schauspielfach wechselte. „Ich habe dem Eiskunstlauf den Rücken zugekehrt, aber nie aus meinem Herzen verbannt. Daher wusste ich natürlich, wer Tonya und Nancy waren. Diese Geschichte und ihren Verlauf werde ich niemals vergessen.“
Rogers machte es zu einer der Bedingungen beim Verkauf des Drehbuchs, dass Janney als Mutter gecastet werden solle. Die Rolle, die Janney später ihre erste Oscar-Auszeichnung als beste Nebendarstellerin einbringen sollte, kam also aus ihrem engsten Freundeskreis. Aus Dank nahm sie ihren besten Freund als Begleitung zur Oscar-Verleihung mit und widmete ihm in ihrer Dankesrede ganz besondere Worte: „Du bist ein großartiger Autor. Danke für das Geschenk namens LaVona. Ich hab das nicht kommen sehen. Du schon. Du gibst dem Wort Freund eine ganz neue Bedeutung.“ ***
Nachdem sie Rogers’ Buch gelesen hatte, war Janney klar, dass hinter Tonya Hardings Geschichte viel mehr steckte als nur ein „Sportskandal“. Es war darüber hinaus eine tiefgründige Mutter-TochterGeschichte mit einer vielschichtigen psychologischen Dynamik. „LaVona erzog Tonya mit eiserner Faust und mit dem Wissen, dass ihre Tochter bessere Leistungen auf dem Eis ablieferte, wenn sie wütend war oder ihr gesagt wurde, dass sie etwas nicht könne. Sie manipulierte sie, um sie zu Höchstleistungen zu treiben. Aus ihrer eigenen Sicht war sie eine gute Mutter. Sie wollte aber auch sich selbst und ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen. Dank Tonya waren Sponsorengelder und ein sozialer Aufstieg in greifbare Nähe gerückt.”
Während Robbie hunderte Stunden Videoaufnahmen zur Verfügung standen, hatte Allison Janney kaum Material, mit dem sie arbeiten konnte, um LaVona Harding angemessen zu porträtieren. Und obwohl Janney gemeinsam mit Rogers versuchte, ein Treffen mit LaVona auf die Beine zu stellen, blieb ihr auch diese Gelegenheit verwehrt. Abgesehen von einem Interview in der “Montel Williams Show” aus den 90ern, in der LaVona während der Aufnahme das Bewusstsein verlor, gibt es von ihr nur sehr wenig und dazu noch äußerst kurzes Material online zu finden. Ebenso wie Robbie griff Janney zum Großteil auf die Dokumentation des Yale-Studenten zurück, um LaVonas komplexe und grimmige Persönlichkeit zu studieren. „““Diese Dokumentation hat mir enorm geholfen. Allein, dass ich sehen konnte, wie Tonya mit ihrer Mutter telefoniert hat. Man konnte nicht hören, was LaVona gesagt hat. Aber allein Tonyas Reaktionen auf ihre Mutter haben mir dabei geholfen, meine Rolle zu formen.”
Für die äußerliche Verwandlung in LaVona verließ sich Janney auf das Talent der Maske und Garderobe. Gemeinsam schufen sie eine unvergessliche modische Präsenz im Film, mitsamt Perücke, Pelzmantel und Sittich. „Sie hat eine ziemlich ungewöhnliche Frisur, die wohl nur wenige von uns in Betracht ziehen würden. Wir übernahmen alles, was wir in der Doku des Yale-Studenten sahen und verwendeten es in der Interview-Szene, in der über die Ereignisse während der Olympischen Spiele in Lillehammer geredet wird.”
Der Sittich mit dem Namen Little Man löste bei Janney die Angst aus, dass er ihr in einer zentralen Szene die Schau stehlen könnte. „Tiere spielen einen immer an die Wand“, erläutert Janney. „Ich hatte keine Zeit, mich mit dem Vogel anzufreunden, aber ich habe mich sofort in ihn verliebt. Sein Trainer hat ihn mir auf 12 den Finger gesetzt und plötzlich war er auf meinem Pelzmantel und versuchte, aus meinem Glas zu trinken. Er knabberte an meinem Ohr während ich versuchte, mich auf meinen Text zu konzentrieren. Es war zauberhaft.“
Obwohl es sehr einfach fällt, LaVona Harding als Monster abzustempeln – in einer Szene tritt sie die junge Tonya von ihrem Stuhl am Küchentisch – erkannte Janney unter der grausamen Fassade eine Art liebevolle Strenge. „Ich war mir nicht sicher, ob es möglich wäre, LaVona nicht als Monster darzustellen. Aber ich wusste, dass sie etwas in ihrer Tochter sah, das für sie beide den Ausweg aus der Armut bedeuten konnte“, erläutert Janney. „LaVona wusste, wie sie ihre Tochter motivieren konnte, indem sie sie demütigte. Ich denke, darin ist etwas Menschliches in ihren Taten ersichtlich. Sie wollte, dass es ihre Tochter einmal besser haben wird und sah, wie diese sich selbst bei jeder Gelegenheit selbst Steine in den Weg legte, indem sie sich nicht auf das Wesentliche konzentrierte. “sich für dich einsetzt und der dich abhärtet.
Foto:
© Verleih
Info:
I, Tonya (USA 2017)
Originaltitel: I, Tonya
Genre: Tragikomödie, Biografie
Filmlänge: 120 Min.
Regie: Craig Gillespie
Drehbuch: Steven Rogers
Darsteller: Margot Robbie, Allison Janney, Sebastian Stan, Julianne Nicholson, Bojana Novaković, Paul Walter Hauser, Mckenna Grace u.a.
Verleih: DCM Filmdistribution
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 22.03.2018
Abdruck aus dem Presseheft