VERPISS DICH, SCHNEEWITTCHEN

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. März 2018, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zu befürchten ist, daß dieser Film sehr viele Zuschauer findet – und eigentlich kann man auch gar nichts dagegen haben, weil keinem ein Schaden entsteht, so harmlos ist dieser Film und so harmlos auch die Scherze des Bülent Ceylan als Monnemer Türk , also Mannheimer Türke, ein „Rock-Star am Comedy-Himmel“, der mit seinem Tourneeprogramm die größten Säle Deutschlands füllt.

Doch in diesem Film spielt er nicht sich selbst, was ja ein bewährtes Rezept bei Filmen mit Comedians über Otto, Olaf Schubert, in gewissem Sinne auch Helge Schneider (bis auf den Hitlerfilme) ist, sondern er schauspielert. Und daß der Film dann doch ab irgendwann einem zu dümmlich wird, liegt sicher nicht an der Verkörperung des Träumers Sammy durch Bülent Ceylan, sondern an der Geschichte, die sich einfach zwischendurch erschöpft.

Es geht ganz lustig los. Denn das geht ja vielen so, daß sie in den Phantasien eine ganz tolle öffentliche Person darstellen, in Wirklichkeit aber einer öden Tätigkeit nachgehen, wie Sammy im Hammam des Bruders Momo (Kida Khodr Ramadan) säubert, sowohl die Örtlichkeiten wie auch die handfeste Arbeit an den Körpern der zum Teil ganz schön gewichtigen, stark behaarten Kerle. Und diese Arbeit wird aufgehübscht durch die Auftritte als Lustigmacher in Altenheimen, wo ihm Prügel angedroht werden, wenn er nicht Schlager singt und solche Sachen.

Dann gibt es dazu noch eine Dritte im Bunde, Schwester Jessi, der Josefine Preuß eine putzmuntere und sehr agile Figur gibt. Und die treibt ihn auch an, sich dann doch zu bewerben, als im Internet ein Bandwettbewerb angezeigt wird, was ja auch nur deshalb geschieht, weil das Musiklabel nicht genug Platten absetzt und dringend neue Kundschaft braucht.

Aber zwei Probleme stellen sich der Teilnahme in den Weg. Es wird eine Band, kein Einzelvirtuose gesucht und Sammy muß kurzfristig den Bruder vertreten, also den Hamam führen, weil sein Bruder endlich mit seiner Angebeteten die Ehe schließt und dies auf einer Kreuzfahrt feiert. Dagegen kann kein Bruderherz etwas haben und so läuft der Film ab jetzt zweigleisig: zum einen wird das Hamam bespielt und zum anderen die Bewerbung zur Castingshow. Aber in Wirklichkeit werden jetzt diese beiden Fäden zu einem dicken Faden versponnen.

Als nämlich ein Aushilfsmasseur gesucht wird, meldet sich nur Wolle (Paul Faßnacht), der auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Penner/Altrocker/AfD-Anhänger, bzw. Alt Nazi, was er wohl war, aussieht. Für vieles also gut. Aber nicht für Sammy. Nein, den Typ will er nicht. Aber als sich überhaupt sonst niemand meldet, tritt er den Entschuldigungsgang an und Wolle nimmt die Aushilfsstelle an. Nun aber wird es schwierig im Hamam, die handfesten türkischen Typen akzeptieren den alten Mann nicht, ein Hänfling dazu. Dann aber gibt Samy ihm einen Tip und er bringt den übergewichtigen Mahmut (Özgür Karadeniz) beim Massieren der Beine zum Grunzen, daß es so gut noch nicht mal seine Frau mache.

Und eine halbe Filmstunde später ist Mahmut sogar der Retter des Unternehmens. Denn bei der Ganzkörpermassage kann Wolle seinem Fleisch Töne entlocken, die rhythmisch ein ganzes Schlagzeug simulieren. Hier aber wird von Mahmut als Trommel gesprochen und Wolle ist ihr Trommler.  In dieser halben Filstunde muß jetzt also Sammy Überzeugungsarbeit leisten, die Vier zu einer Band zu schweißen, denn seine treue Schwester Jessi macht alles mit und treibt das Unternehmen sogar voran.

Höchste Zeit von Madame Thomaschewsky (Sabrina Setlur) zu sprechen. Die strenge Chefin des Musiklabels hatte beim Sichten der Werbevideos allein Gefallen am eingereichten Probeband von Sammy gefunden, ihn aber zur Gruppe verpflichtet. Und nun kommt „Hamam Hardrock“ so was von an!! Also klar, daß am Schluß alles gut geht...

P.S.: 
Der Titel erschließt sich auch dem, der den Film nicht kennt. Es geht um die langen schwarzen Haare des Hauptdarstellers, der im Film von einem, ihm Übelwollenden, so angesprochen wird, er solle also Leine ziehen. 


Fotos: 
© Verleih

Info:
Darsteller:
Sammy                   Bülent Ceylan
Jessi                      Josefine Preuß
Wolle                      Paul Faßnacht
Mahmut                  Özgür Karadeniz
Thomaschewsky    Sabrina Setlur
Marie                      Franziska Wulf
Kerem                     Burak Yigit
Momo                     Kida Khodr Ramadan