Solange ich atme1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. April 2018, Teil 5

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Ende der 1950er Jahre lernt der erfolgreiche Tee-Einkäufer Robin Cavendish (Andrew Garfield) die schöne Diane Blacker (Claire Foy) während eines Cricket-Spiels kennen, an dem auch ihre Zwillingsbrüder Bloggs und David Blacker (Tom Hollander in einer Doppelrolle) und ihr Freund Colin Campbell (Ed Speleers) teilnehmen. Sie heiraten kurz darauf und Robin nimmt seine junge Frau mit nach Kenia. Kurze Zeit später ist Diana schwanger.

Nach einem Tennismatch fühlt Robin sich schwach und bricht in der Nacht zusammen und kann nicht mehr richtig atmen. Es stellt sich heraus, dass er an Polio erkrankt und dadurch vom Hals abwärts gelähmt ist. Der 28Jährige kann nur noch mit Hilfe von einer Maschine atmen.

Die Ärzte geben Robin nur noch wenige Monate zu leben. Gegen den Willen der Ärzte lässt die hochschwangere Diana ihn mit einem Flugzeug nach England ausfliegen. Doch dort landet er in einem Krankenhaus - in einem Zimmer zusammen mit anderen gelähmten Patienten. Robin lernt in der Folgezeit zwar wieder zu sprechen, doch er will nicht mehr leben und ist auch nicht bereit, seinen inzwischen geborenen Sohn Jonathan anzusehen.

Daraufhin trifft Diana eine revolutionäre Entscheidung. Sie kauft ein Haus auf dem Land, lässt es behindertengerecht ausbauen und nimmt Robin gegen den ausdrücklichen Willen der Ärzte mit nach Hause. Ihr Freund Professor Edward Thomas "Teddy" Hall (Hugh Bonneville) hat dafür gesorgt, dass das Beatmungsgerät auch dort funktioniert.

Nach einigen Problemen haben Robin und Teddy Hall eine Idee: Teddy entwickelt 1962 einen Rollstuhl, in den das Beatmungsgerät integriert ist. Außerdem bekommen die Cavendishs einen umgebauten Kleinbus, in den der Rollstuhl verladen werden kann. Dadurch ist die Familie in der Lage, mit Robin nicht nur die Umgebung zu erkunden, sondern mit Hilfe von Verwandten auch in den Urlaub nach Spanien zu fahren.

Robin Cavendish engagiert sich immer mehr dafür, dass andere Menschen mit ähnlichen Behinderungen dieselben Möglichkeiten erhalten sollen. Doch dann hat er durch die jahrelange Beatmung Probleme mit seinen Lungen und trifft eine selbstbestimmte Entscheidung...


Solange ich atme2"Solange ich atme" beruht auf dem Leben des Briten Robin Cavendish, der 1958 an einer schweren Form von Poliomyelitis erkrankte, dadurch vom Hals abwärts gelähmt war und künstlich beatmet werden musste. Zusammen mit dem Oxford Professor Teddy Hall entwickelte er einen Rollstuhl mit integriertem Atemgerät, der ihm durch die Hilfe seiner Familie sehr viel mehr Freiheiten gab. Er wurde einer der wichtigsten Fürsprecher für behinderte Menschen und war maßgeblich an der Entwicklung zahlreicher Geräte beteiligt, die Gelähmten mehr Unabhängigkeit gewährleisteten. Er starb 1996 im Alter von 64 Jahren, er war der am längsten überlebende Polio-Patient in Großbritannien.

Der Film wurde von Jonathan Cavendish, Robins Sohn, produziert. Regie führte zum ersten Mal Andy Serkis nach einem Drehbuch von William Nicholson. Jonathan Cavendish und Andy Serkis sind nicht nur befreundet, sie haben 2011 zusammen auch die Produktionsgesellschaft "The Imaginarum" gegründet, die auch Serkis nächsten Film "Mowgli" produziert hat.

Serkis zeigt ein engagiertes Regiedebüt als klassisches emotionales Erzählkino. Dabei kann er sich voll auf seine Darstellerriege verlassen. Vor allem überzeugt Andrew Garfield als Robin Cavendish. Er spielt brillant und einfühlsam den gelähmten Mann mit minimalen Gesten. Allein durch das Muskelspiel im Gesicht verleiht er seiner Figur eine emotionale Tiefe. Er strahlt eine enorme Vitalität und Lebensfreude aus. Neben den herausragenden Hauptdarstellern Andrew Garfield und Claire Foy glänzen auch Tom Hollander in einer Doppelrolle als Dianas Brüder Boggs und David und Hugh Bonneville als Robins Freund und Tüftler Teddy Hall.

Insgesamt ist "Solange ich atme" großes Gefühlskino, das am Ende doch etwas stark auf die Tränendrüse drückt, auch wenn es hier um die Selbstbestimmung von Behinderten geht. Dennoch wird der Film sicher die Zuschauer in ihren Bann ziehen, denn er ist auf jeden Fall sehenswert.

Foto 1: Filmplakat © Square One Entertainment / Universum Film
Foto 2: Robin Cavendish (Andrew Garfield) mit seinem 10jährigen Sohn Jonathan (Harry Marcus) © Square One Entertainment / Universum Film

Info:
Solange ich atme (Großbritannien 2017)
Originaltitel: Breath
Genre: Drama, Biografie
Filmlänge: 120 Min.
Regie: Andy Serkis
Drehbuch: William Nicholson
Darsteller: Andrew Garfield, Claire Foy, Tom Hollander, Hugh Bonneville, Ed Speleers, Stephen Mangan u.a.
Verleih: Square One Entertainment / Universum Film
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 19.04.2018