f madame aurora und der duft von fruehling aurora bild 06 JPG I8TiberiusFilmSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. April 2018, Teil 8

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese deutschen Verleihtitel! Dieser klingt nicht nur absolut kitschig, sondern man verspricht, bzw. verschreibt sich auch dauernd, weil das „der Duft nach Frühling“, einem auf der Zunge und in den Tasten liegt. Der Film ist nicht kitschig und die Madame ist eine gestandene Frau, die sich mehr als tapfer durchs Leben geschlagen hat und schlägt.

Der Film erklärt nicht viel und braucht das auch nicht, denn wenn wir Aurora (Agnès Jaoui) auf der Leinwand gleich am Anfang begegnen, erübrigen sich Worte: sie ist eine geschiedene Frau und Mutter von zwei Töchtern, zwei ausgewachsenen Töchtern, denn einfach ‚erwachsen‘ zu sagen, heißt ja nicht, die Bindung von der Mutter an die Töchter, vor allem aber umgekehrt als gegessen zu erklären.

Erst aber einmal geht es um Aurora, die an sich merkwürdige Phänomene feststellt, die als Hitzewallungen bezeichnet die Vorboten, ach was, die deutlichen Boten von etwas sind, was sich in ihrem Körper verändert: wenn nämlich aus gebärfähigen Frauen Monat für Monat Frauen werden, die erst weniger und dann gar keine Möglichkeiten der Empfängnis mehr haben. Kalt und sachlich wird das heute meist als Menopause bezeichnet, was man mit Wechseljahren deshalb besser beschreibt, weil der Prozeß dabei sinnlicher aufscheint, der nicht nur vom Wechsel kündigt, sondern auch das Psychische miteinschließt, denn auch die Stimmungen wechseln rapide. Im gewissen Sinn ist das wie in der Pubertät, wo der Körper sich selbständig macht und der in ihm steckende Mensch sehen muß, wie er damit zurecht kommt.

Doch, das Thema gefällt uns, weil es nämlich aufzeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Menschen sind. Denn da gibt es Frauen, die solche Wechseljahre ein ganzes Jahrzehnt zu ihrem Thema machen und von ihren schlaflosen und verschwitzten Nächten klagen und es gibt die, die überhaupt nicht wissen, worüber hier gesprochen wird, denn an manchen Frauen gehen diese Hormonveränderungen im Körper spurlos vorüber, sie merken nicht und schlafen gut. Das nur einmal zur Orientierung. Aurora ist wohl ein mittelschwerer Fall, außerdem hat sie auch keine Zeit, sich sehr um sich selbst zu kümmern. Sie hat erstmal mit ganz anderen Veränderungen zu tun.

In ihrer charmant resoluten Art hat sie bisher die Bedienung in einem Restaurant erfolgreich geschmissen, allein jetzt ist ein neuer Besitzer da, der genaue Vorstellungen vom Aussehen und dem Verhalten seines Personals hat und dafür Regeln aufstellt, die auch Aurora einzuhalten hat. Die jedoch denkt sich erfahrungsgesättigt, wie man mit Gästen umgeht, daß sie ja wohl hier nicht in der Schule ist und hält sich nicht dran. Die Folge: sie wird entlassen.

Vorher bekommen wir aber noch mit, daß sie im Kopf sowieso andere Probleme hat. Ihre jüngere Tochter hat bisher bei ihr gelebt, will jetzt aber zu ihrem Freund ziehen. Ein eigentlich normaler Vorgang, aber bisher hatte Aurora noch nie alleine gelebt, was jetzt auf sie zukommt und nicht als Freiheit von ihr verstanden wird. Noch nicht. Gleichzeitig ist sie als Mutter gefordert, denn die ältere Tochter ist schwanger und erwartet von ihrer Mutter Unterstützung bei all den Babyausstattungseinkäufen etc. Doch die hat ja eigentlich anderes zu tun, nämlich durch Bewerbungsschreiben ihren Lebensunterhalt zu sichern. Der Film hätte also auch gut: der ganz normale Wahnsinn lauten können, wie übrigens viele Filmtitel lauten könnten, allein, der Titel ist schon vergeben.

Aurora dagegen noch nicht. Denn sie hat durchaus Lust, es mit einem Mann mal wieder zu versuchen und passenderweise taucht auch einer auf: ihre Jugendliebe Christophe, der Totoche genannt wird, und ein Netter ist, nur kein sexuell-erotischer Partner sein will.

Mehr muß man nicht erzählen, denn der Film lebt von dem, was auf der Leinwand vorgelebt wird, wo es eigentlich um das Verstreichen der Zeit geht und wie wir damit umgehen. Eben waren sie noch klein, die Kinder. Jetzt bekommen sie selber welche. Aurora kommt auch an sich selber heran, wenn sie alte Musikkassetten entdeckt, die sie abhört und ihre Gefühle und Erinnerungen von damals passieren läßt. Das Leben eben.

Man kann diesen Film auch deshalb so gut anschauen, weil auf sehr unaufdringliche Weise gezeigt wird, wie man, nein, wie Frau mit dem Altern umgehen kann. Kein so häufiges Thema im Film, wo es die jungen attraktiven und dann die alten, jenseitigen Frauen gibt. In der Regel.

Foto:
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Info:
Besetzung
Agnès Jaoui                          Aurora
Thibault de Montalembert    Christophe (Totoche)
Pascale Arbillot                     Mano
Sarah                                    Suco Marina
Lou Roy-Lecollinet .              Lucie
Eric Viellard                           Hervé
Philippe Rebbot                    Nana