Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Mai 2018, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auf diesen Film gefreut. Denn Amy Schumer schwimmt gegen den Strom. Dachten wir. Den Filmtitel sofort als Marias Gesang aus WEST SIDE STORY erkannt, nicht nur Gesang, sondern die psychologische Selbststilisierung einer Frau, die deshalb schön wird, weil sie sich gerade verändert, d.h. verliebt. Aber dann: mit dem Film große Enttäuschung erlebt.
Das ist die Kurzfassung, die man auch länger niederschreiben kann. Amy Schumer kennt man aus der Presse, von DATING QUEEN, aus all den Berichten über die Funktion, die sie als Enfant Terrible des Filmgeschäfts ausübt, weil sie die angebliche political correctness im Fernseh- und Filmgeschäft sowie Leben nicht einhält ( Comedy Central TV-Serie „Inside Amy Schumer”). Denn dort ist der Schlankheitswahn so allgegenwärtig, daß jemand, der nicht nur rundlicher ist, sondern auch auf seine Kurven stolz ist und gute Laune verbreitet, aus dem Rahmen fällt. Doch hat der Rahmen eine Grenze, besser: es besteht bei alternativen Positionen eine grundsätzliche Gefahr, daß nämlich etwas zur Masche wird. Und genau das passiert in diesem Film und langweilt auf einmal und zwar gewaltig.
Von vorne. Renee Bennett (Amy Schumer) ist IT-Spezialistin, angestellt in einem Kosmetikkonzern, und bei allem, was sie tut, führt ihre Molligkeit, sie würde sagen, ihr Fett, nicht nur bewußt, sondern verbunden mit Minderwertigkeitsgefühlen, zu einer Fehleinschätzungeine ihrer Lage, nämlich zur Begründung, daß deshalb keiner mit ihr sprechen, mit ihr ausgehen und eben mit ihr ihre Zeit verbringen will. Es ist das Fett. Denkt sie zumindest. Ihre Freundinnen - Vivian (Aidy Bryant) und Jane (Busy Philipps) - wissen es besser, daß Renee nämlich im vorauseilendem Gehorsam den Leuten immer schon vermittelt, daß es sich nicht lohne, auf sie einen zweiten Blick zu werfen. Den sie doch so ersehnt. Das ist unsere Analyse von Szenen, die alle beweisen, wie durch ihr Gewicht, alles zusammenbricht, z.B. das Fahrrad im Fitnessstudio, zu der sich dann eine Szene gesellt, die alles umdreht.
Denn entgegen der Wahrscheinlichkeit gibt es im Fitnessstunde einen zweiten Zusammenbruch des Fahrrads und den Sturz der Renee, direkt auf den Kopf, was erst eine Ohnmacht, dann eine Amnesie verursacht. Denn als sie erwacht und sich im Spiegel anschaut, staunt sie über ihre neue Fasson, sie ist endlich schön geworden, fühlt sich prächtig. Und mit ihrem neuen Selbstwertgefühl powert sie und zwingt auch andere, auf ihre neue Rolle als schöne und erfolgreiche Frau positiv zu reagieren, einschließlich des beruflichen Aufstiegs.
Der Witz soll also nun sein, daß sie ja genauso aussieht wie vorher, aber eine andere Vorstellung von sich hat, weswegen auch ihre Freundinnen, die ja genau wissen, daß mit Renee alles beim Alten ist, so tun, als sei sie über Nacht eine andere, die gewünschte Renee geworden. Die Welt steht ihr offen und aus der langweiligen Angestellten, wird die Beraterin der Chefin (Michelle Williams), die wiederum sich alle Mühe gibt, besonders hohl und blutleer zu erscheinen. Und das ist eine Kunst.
Wie es ausgeht mit diesem Egotrip. Alles vorhersehbar. Das ist alles so sehr Klischee, daß es weh tut. Konventionelle Ware. Schade.
Foto:
Amy Schumer © Verleih
Info:
BESETZUNG
Amy Schumer (Renee Bennett/Produktion)
Michelle Williams (Avery LeClair)
Rory Scovel (Ethan)
Emily Ratajkowski (Mallory)
Busy Philipps (Jane)
Aidy Bryant (Vivian)
Tom Hopper (Grant LeClair)
Naomi Campbell (Helen)
Lauren Hutton (Lily LeClair)