f wilde1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Mai 2018, Teil 11

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie gebrochen Oscar Wilde nach der Verbüßung seiner zweijährigen Zuchthausstrafe 1897 wegen seiner mit Strichjungen ausgeübten Homosexualität war, ist aus der Literatur bekannt. Ebenso, daß er nach seiner Entlassung nach Paris ging, wo er unter ärmlichen Verhältnissen lebte und schon im Jahr 1900 mit 46 Jahren starb.

Der Film setzt mit dem dahinsiechenden Oscar Wilde (Rupert Everett) in Paris ein und in den Verlauf der wenigen Jahre bis zu seinem Tod werden einerseits diese Jahre dargestellt, die er nur durch die Zuwendung von Freunden finanziell durchsteht, wie dann gleichzeitig durch viele Rückblenden meist veranlaßt durch die ankommenden und abfahrenden Freunde, bzw. die ersehnten, sein bisheriges Leben dargestellt wird, in den Aspekten, die zum Prozeß und seinem frühen Tod führten. Es geht also in erster Linie um seine ruinöse Liebe zu dem 16Jahre jüngeren Lord Alfred Douglas, der als Bosie (Colin Morgan) durch die öffentliche Anklage seines Vaters Anlaß war, daß es damals zum Prozeß gekommen war, denn nicht seinetwegen wurde er verurteilt, das hätte ihn und dessen adlige Familie mit in den Schmutz gezogen, weshalb das Gericht Wilde lieber allein die jungen Prostituierten anlastete.

Auch deshalb eine ruinöse Liebe, weil sich dieser in Paris wieder einschleicht, nachdem die Freunde, zum einen Robert (Robbie) Ross (Edwin Thomas), der 1886 der erste gleichgeschlechtliche Partner für Wilde war, sein Lektor wurde und ihn ständig unterstützte, zum anderen Reggie Turner (Colin Firth) ihm dringend abraten, die den verheerenden Einfluß des Schönlings fürchten. Mit Recht.

Im Erinnerungsstrom der Gedanken und Gefühle kommt auch seine Ehefrau Constance (Emily Watson) vor, mit der er zwei Kinder hatte und sich erst einmal in sie verliebt hatte und mit ihr gelebt hatte. Ihm war eine Aussöhnung mit ihr, die er durch sein Leben und seinen Prozeß, innerlich und öffentlich beschädigt hatte, sehr wichtig, aber dazu kommt es nicht. Ihm wird aber wichtiger, daß sich nun in Paris der junge Galan angesagt hat, mit ihm wegfahren will, was geschieht, aber Wilde buchstäblich teuer zu stehen kommt.

Eine dritte Ebene ist noch nicht angesprochen. Neben den Erinnerungen und der Jetztzeit in Paris geht es auch um seine Halluzinationen auf dem Krankenbett, so daß auch wir die gewesene Wirklichkeit und die Phantasie in der Erinnerung nicht genau auseinanderhalten können. Das ist ein Kunstgriff, damit Rupert Everett seine Interpretation über die Person des genialen Dichters so ablaufen lassen kann, wie er möchte. Denn er ist der Allwissende: Drehbuchschreiber, Regisseur und sein eigener Hauptdarsteller in einem ist schon eine Omnipotenz besonderer Güte, wobei er als Schauspieler Oscar Wilde schon zuvor verkörpert hatte, der Film aber seine erste Arbeit als Filmemacher ist.

Nein, so richtig gut gefällt uns der Film nicht, weil uns das Werk von Oscar Wilde zu kurz kommt und irgendwie zu . Daß diese 2-3 Jahre in Paris, die zum Tode führten, entsetzlich für Wilde waren, konnte man sich nach dem Prozeß und der Zuchthausstrafe vorstellen. Aber Everett führt Wilde eben auch als einen Unbelehrbaren vor, der sich nicht vor sich selbst schützen kann.

Foto:
Rupert Everett als Oscar Wilde © Verleih

Info:
BESETZUNG

Oscar Wilde RUPERT EVERETT
Reggie Turner COLIN FIRTH
Alfred Bosie COLIN MORGAN
Robbie Ross EDWIN THOMAS
Constance Wilde EMILY WATSON
Felices Mutter FRANCA ABATEGIOVANNI
Mr. Howard ALISTER CAMERON
Mrs. Arbuthnott ANNA CHANCELLOR
Maurice Gilbert TOM COLLEY