f filmfalsch0Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Mai 2018,  Teil 12

N.N.

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie entstand die Idee zu ZWEI IM FALSCHEN FILM?

Ich hatte ein paar Beziehungen in meinem Leben, die nicht wie „die große Liebe“ aus Film und Büchern waren, sondern eher alltäglich, freundschaftlich, brüder- bzw. schwesterlich. Als eine dieser Lieben wegen der vermeintlich fehlenden großen Gefühle auseinanderbrach, war ich plötzlich so entrüstet darüber, dass es so wenige Geschichten über die kleine Liebe gibt, dass ich dachte, ich muss das ändern.
Denn ich wollte eine Existenzberechtigung für diese Art von Liebe schaffen. Mit einem Film als Vorbild für die kleine Liebe zweifelt der ein oder andere vielleicht nicht mehr so sehr über die Richtigkeit dieser Art von Beziehungen.
Auf eine Art gehe ich aber meiner eigenen Idee auf dem Leim. Denn immer wenn ich ZWEI IM FALSCHEN FILM sehe bin ich am Ende wahnsinnig in Marc Hosemann verliebt und möchte genauso eine Beziehung führen, wie Heinz und Hans.


Was waren wichtige Aspekte für die Rollenbesetzung und wie kam es zu der Besetzung von Laura Tonke und Marc Hosemann? Wie war das Zusammenspiel der Beiden?

Ich wollte ein Paar finden, die wie die Piktogramme auf Toiletten funktionieren: einfach Mann und Frau, ohne besondere Merkmale, mit denen sich jeder identifizieren kann. Heinz sollte eine Frau sein, die man sowohl als Frau als auch als Mann liebt und ebenso sollte es bei Hans sein. Ich hab die Rolle Laura von Anfang an für Laura Tonke geschrieben, denn wir sind schon lange befreundet und ich halte sie für eine der besten Schauspielerinnen, die es in Deutschland gibt.
Bei Hans wollte ich zuerst Hans Jochen Wagner besetzen, aber der war, als es nach sieben Jahren endlich zum Drehen kam, beim Tatort verpflichtet. Wir haben dann sehr lange nach einem passenden Ersatz gesucht und kamen irgendwann auf Marc Hosemann. Der war eigentlich schon für eine andere Rolle besetzt und wollte überhaupt nicht Hans sein, der ja auf Hans Jochen Wagner geschrieben war.
Marc hat aber so was „berufsjugendliches“ an sich, also im besten Sinne. Darauf habe ich dann seine Rolle angepasst. Außerdem ist er ein toller Schauspieler, sehr witzig und kollegial. Es war für mich und Laura sehr einfach und schön mit ihm zu arbeiten. Natürlich kann ich mir den Film nicht mehr anders vorstellen als mit Marc in der Hauptrolle.


Gab es besondere Herausforderungen beim Dreh?

Drehen ist an sich ja eine besondere Herausforderung. Emotional ist es wie eine Mischung aus Krieg und Hochzeit.



ZWEI IM FALSCHEN FILM beginnt mit einem Film im Film. Nach dem Besuch eines Liebesfilms im Kino beginnen Hans und Heinz ihre eigene Beziehung in Frage zu stellen. Denken Sie, dass die Vorstellung von Liebe sehr stark von der Kinoleinwand geprägt ist?

So ist es zumindest bei mir. Ich bin immer wieder überrascht, dass es im echten Leben nach dem ersten Kuss einfach weitergeht und nicht der Vorhang fällt.
Selbst wenn man wie ich ein Filmmensch ist, hat man unrealistische Vorstellungen von der Stärke von Gefühlen und dem Verlauf von Beziehungen. Es gibt bestimmte Rituale in der Liebe, die man mit macht, ohne sie in Frage zu stellen. Sonnenuntergänge sind romantisch, man stößt mit Champagner im Kerzenlicht an und der Mann kniet beim Antrag. Es gibt Regeln um die Liebe frisch zu halten, und No-Gos wie keine Socken beim Sex.
Ich gucke ja mit Leidenschaft den Bachelor, denn da wird das Ganze so auf die Spitze getrieben, dass sich die vermeintlich schönen Rituale als völlig schwachsinnig entlarven.


Sind Heinz und Hans Ihrer Meinung nach Stellvertreter für heutige moderne Beziehungen?

Modern finde ich Heinz und Hans jetzt nicht unbedingt. Aber sie sind aktionistisch und machen sich damit im Grunde selbst alles kaputt. Das Bessere ist der Feind des Guten. Der Wunsch nach Perfektion ist glaube ich sehr zeitgeistig.
Man sucht nach neuen Beziehungsformen und startet Versuche die Dinge anders anzugehen, nur um das Gefühl zu konservieren.
Dabei ist die Heiligkeit von romantischer Liebe wahrscheinlich einfach Quatsch. Aber versuchen Sie das mal jemanden zu erzählen, ohne gefrustet zu wirken.
Das Finden von der großen Liebe und der Loveinterest ist gerade bei Filmen über Frauen als Verkaufsargument super wichtig. Ich bin von dem Gedanken das Liebe das Wichtigste im Leben einer Frau ist, so zugekleistert worden, dass ich eine Weile brauchte mich zu trauen, das in Frage zu stellen.


Hans nennt seine Freundin Laura während des gesamten Films Heinz. Wie sind Sie auf diese ungewöhnliche Idee gekommen?

Ich wurde von einem Mann, mit dem ich zusammen war, Heinz genannt.
Ich bin wohl nicht der Typ der „Liebste “ genannt wird, sondern eher „Heinz“ oder „Schnappi“. Ich fand das immer lustig, obwohl es natürlich nicht gerade dabei hilft, verführerische Geliebte zu sein.


Gab es bei den Dreharbeiten Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Als ich aus Zeitmangel bei der Szene Liebeshotel das dreimal gegessene Essen von Laura Tonke im fünften Take vom Boden aufsammeln musste und ihr den Teller mit dem Worten „Tut mir leid, das musst du jetzt leider noch mal essen, wir haben keine Zeit das neu zu machen!“ hingeschoben hab.


Wie würden Sie Ihren Film mit drei Adjektiven beschreiben?

Merkwürdig, merkwürdig, merkwürdig


Was können Zuschauer von Hans und Heinz lernen?

Ich hoffe natürlich, dass das dem ein oder anderen aufgeht, dass man am besten sein eigenes Vorbild ist. Gerade was Beziehungen angeht. Nichts ist richtig oder falsch. Wer kann Liebe oder eine Beziehung schon beurteilen, wenn er sie nicht selber fühlt oder drinsteckt. Aber dazu braucht man natürlich auch Selbstbewusstsein.
Für mich persönlich war wichtig, zu begreifen, dass man in einer Beziehung besser dran ist, wenn man zueinander nicht „ich werde dich lieben“ sagt, sondern. „Ich will dich lieben“. Der Wille hat mehr Kraft als das Versprechen und ist außerdem ein ehrlicheres Vorhaben.

Foto:
© Verleih

Info:
Abdruck des Interviews aus dem Presseheft

Besetzung
Heinz .   LAURA TONKE
Hans      MARC HOSEMANN
Florian   DAVID BREDIN
Sarah    KATRIN WICHMANN
Lore      CHRISTINE SCHORN
Max      HANS LONGO