Claus Wecker
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Als bekannt wurde, dass Wim Wenders einen Papst-Film gedreht hat, war das Erstaunen groß. Warum gerade er? Ist er überhaupt katholisch? Nun hat er in einem Interview bekannt, dass er sich in jungen Jahren gewünscht habe, Priester zu werden. Das wäre also geklärt.
Bei näherer Betrachtung von Wenders’ Filmographie, leuchtet es auch ein, dass man im Vatikan auf die Idee kam, gerade diesem Regisseur den Auftrag für ein Papst-Porträt zu geben. Denn Wenders ist ja nicht nur ein angesehener Dokumentarist, der es sogar, wie der Verleih jetzt stolz verkündet, bis zur Oskar-Nominierung gebracht hat – er hat auch in seinen Spielfilmen versucht, zu dem existentiellen Kern seiner Filmfiguren vorzudringen, nicht nur in dem prätentiösen »Himmel über Berlin«, in dem ja bekanntlich ein Engel auftritt.
Andererseits fällt es schwer, ihn in eine Reihe mit Dreyer, Bresson und Bergman, den Großen des spirituellen Kinos, zu stellen, auf die er selbst im Interview verweist. Sie hätten vermutlich, wenn sie überhaupt einen Film mit dem Papst gedreht hätten, mehr Distanz gewahrt.
»Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes« ist jedenfalls ein undifferenzierter Werbefilm. Wenn Wenders ein Thema aufgreift, kommt er ohne ein gerüttelt Maß Bewunderung nicht aus. Was spricht also dagegen, nicht über, sondern mit Papst Franziskus einen Film zu drehen? Einen Film, der sich direkt an das Publikum wendet (ein Interrotron, ein umgebauter Teleprompter, der Fragesteller und Kamera zugleich ist, macht es möglich).
Unmittelbar spricht Franziskus das Publikum zu ethischen und politischen Themen an, betont er den christlichen Ansatz, bei sich selbst anzufangen, wenn man die Welt zum Besseren verändern will. Und er demonstriert, dass auch er bei sich selbst anfängt, etwa wenn er sich im Kleinwagen bei seinem Amerika-Besuch kutschieren lässt oder wenn er allzu prächtige Gewänder oder Schuhe (!) für sich ablehnt. So, als würde er sich an Dostojewskis Idioten erinnern, der gegen die Pracht in Rom wettert, mit der er die christliche Lehre auf den Kopf gestellt sah. Die Idee kommt einem, wenn Franziskus gegen Ende Dostojewski mit einer anderen Einsicht zitiert.
Gegen die Ethik, die der Papst vertritt, ist nichts einzuwenden. Zumal der Mann authentisch wirkt, und der Film alles tut, um dies zu unterstützen. Wenders hatte freie Hand, wenn er geeignete Interview-Orte im Vatikan oder Filmmaterial aus dem reichhaltigen vatikanischen Archiv aussuchen wollte.
Dass Wenders zusätzliche Spielfilmszenen mit dem Heiligen Franziskus drehte, um die Namenswahl des Jorge Mario Bergoglio, des Kardinals von Buenos Aires, der zum 266. Papst gewählt worden war, zu erläutern, ist eher ein stilistischer Fehltritt als eine gelungene Geschichtslektion. Doch das ist nur ein Nebenaspekt. Wichtiger ist der Inhalt des Films. Der handelt davon, dass die christliche Lehre ein Geschenk ist und Papst Franziskus ein glaubhafter Überbringer – auch für einen Protestanten.
Foto:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Rolle Schauspieler
Franz von Assisi IGNAZIO OLIVA
Erster Glaubensbruder CARLO FACONETTI
Zweiter Glaubensbruder DANIELE DE ANGELIS
BESETZUNG
Rolle Schauspieler
Franz von Assisi IGNAZIO OLIVA
Erster Glaubensbruder CARLO FACONETTI
Zweiter Glaubensbruder DANIELE DE ANGELIS