arte winckelBlick auf die Biographie von Johann J. Winckelmann heute bei ARTE

Hubertus von Bramnitz

Saarbrücken (Weltexpresso) - Die Liebe zur Kunst beschrieb er von Jugend an als seine größte Neigung: Johann Joachim Winckelmann als Vertreter und Wiederentdecker der griechischen und römischen Antike. Er war der Vater der europäischen Kunstgeschichte und wurde 1768 Opfer eines Raubmordes. Die Dokumentation erzählt von seinem Leben, seinem Wirken und seinem frühen Tod.

„Edle Einfalt und stille Größe“ lautete Johann Joachim Winckelmanns Credo. Noch bis heute ist sein Einfluss spürbar: Zeugnisse seines Wirkens sind überall zu finden – seien es die klassizistischen Bauten Schinkels in Berlin, die Malerei eines Jacques-Louis David oder Capitol Hill in Washington.

Es war nämlich Winckelmann, der in der Zeit des schwülstigen Barocks die alten Griechen und Römer wiederentdeckte und deren Kunst, aber auch deren Lebensweise zur Nachahmung empfahl: Seine Werke werden noch heute gelesen und übersetzt.

Johann Joachim Winckelmann, der Sohn eines armen Schusters aus Stendal, der Begründer der modernen Kunstgeschichte und der wissenschaftlichen Archäologie, ist heute eher Fachleuten vertraut, denen allerdings bestens. Auch wenn manche nicht in die Tiefe gehen, ist sein Leben und vor allem seine Begeisterung für die Plastik, die erst die Archäologie als Wissenschaft begründete, jedem Archäologiestudenten bekannt. Sollte es wenigstens sein. Deshalb gibt es in Archäologiekreisen auch Winkelmanngesellschaften oder wie an der Frankfurter Universität am 9. Dezember, dem Geburtstag, regelmäßig Winckelmannfeiern. 

In den Schriften dieses tiefsinnigen, eleganten Essayisten verschmilzt das klassifizierende Auge des Wissenschaftlers mit dem lustvollen Blick des Kunstliebhabers. Lustvoll auch deshalb, weil es seine offen bekannten homoerotischen Neigungen, sein Blick für das Sinnliche der griechischen Plastik war, der sein Interesse an der griechischen Antike weckte, seine Feder beflügelte. „Ohne Freiheit und ohne Gleichheit keine große Kunst.“ Seine Schriften wurden in Frankreich auch politisch verstanden, inspirierten die Gedankenwelt der Revolutionäre. In Deutschland reduzierte man alles auf das Wahre, Gute, Schöne. Nach einem Leben, das Stoff für Filme böte, wurde der 50-Jährige vor 250 Jahren Opfer eines feigen Raubmordes. ARTE erinnert an ihn und seine epochemachende Leistung. Winckelmann hat unseren Blick geprägt und unser heutiges Schönheitsideal in Worte gefasst.


Foto:
© ARTE

Info:
52 Min.
Verfügbar von 15/06/2018 bis 13/09/2018
Live verfügbar: ja
Nächste Ausstrahlung am Samstag, 16. Juni um 20:15
Regie : Christian Feyerabend
Land : Deutschland
Jahr : 2017
Herkunft : ZDF