f lovesi 03286 R 1400Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. Juni 2018, Teil 6

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Mit „Love, Simon“ kommt ein US-amerikanischer Film in die deutschen Kinos der bereits im Untertitel verkündet: „Jeder verdient eine großartige Liebesgeschichte!“ Auch der schwule Simon.

„Du bist ein uneheliches Kind von Doktor Freud und Christiano Ronaldo.“ Auf dem Weg zur Schule lädt Simon die anderen Kids seiner Clique ins Auto und blödelt mit ihnen über ihre nächtlichen Träume. Doch Leah (Katherine Langford) motzt, „bitte keine Traumdeutung vor dem ersten Kaffee!“ Der Tag beginnt wie ein fröhlicher, aber trivialer amerikanischer High-School-Film, in dem nach und nach die typischen Schülerfiguren auftauchen. Jedoch dann spricht Simon (Nick Robinson) aus dem Off direkt das Publikum an: „Ich bin genau wie Du, nur habe ich ein großes Geheimnis...“ Der Siebzehnjährige muss sich nicht nur mit den aufregenden Ritualen des Erwachsenwerdens herumschlagen, sondern auch mit seiner sexuellen Orientierung: Er ist schwul!

Niemand weiß davon, weder seine Clique noch die coolen Eltern, die meinen: „Wir sind Supereltern!“ Die unverklemmte Mutter war die schönste Cheerleaderin der Schule, der attraktive Vater der wichtigste Quarterback. „Oh sorry“, sagt er zu Simon, als er unverhofft in dessen Zimmer kommt, „ich wusste nicht, dass Du gerade masturbierst.“

Bald erfährt das Publikum, dass Simon im Internet gerade eine virtuelle Romanze mit Blue, einem Unbekannten beginnt. Beide leben in der gleichen Stadt, kennen sich nicht und haben Furcht, ihre Homosexualität zu leben. In Ihren E-Mails bekennen sie jedoch einander ihre Sehnsüchte. Eines Tages entdeckt Martin (Logan Miller), der unbeholfene Klassenclown, diesen Mailwechsel und erpresst Simon: Er soll ihn mit der schönen Abby (Alexandra Shipp) aus der Clique verkuppeln.

Immer wieder denken Simon und wir Zuschauer, „Oh, dieser Junge ist bestimmt Blue“ - doch die Beiden finden sich nicht, der Unbekannte hat Angst sich zu outen. Die Geschichte ist noch etwas verwickelter und vielschichtiger als hier dargestellt. Der eigenartige und aufdringliche Rektor der Schule könnte durchaus Simons Briefpartner sein, in der Musicalgruppe wird „Cabaret“ einstudiert, dabei geht es hoch her.

Die etlichen überraschende Wendungen und den Schluss des Films wollen wir nicht verraten. Denn auch wenn die Handlung manchmal vorhersehbar wirkt, ist man als Zuschauer doch immer voller Spannung und Neugierde - und hat viel zu lachen. Der Streifen schafft die Gradwanderung zwischen Klamauk und Simons schwieriger Auseinandersetzung mit seiner schwulen Identität. Zum ersten Mal setzt sich im US-amerikanischen Kino ein romantischer Mainstream-Film so offen und direkt mit diesem Thema auseinander, das auch für europäische Jugendliche - immer noch - relevant ist. „Wir wollten das Coming-out als ganz normale, alltägliche Entscheidung während der Schulzeit zeigen, so wie viele Menschen es erleben”, sagten die Produzenten des Films.

Der basiert auf dem - in Nordamerika erfolgreichen - Jugendbuch „Nur drei Worte: Love, Simon.” Für ihren Roman ließ sich die Psychologin Becky Albertallis von wahren Geschichten aus ihrer Praxis inspirieren, die sie verfremdet wiedergab.

„Du kannst jetzt ausatmen, Du kannst Du selbst sein!“, sagt Simons Mutter am Ende zu ihrem Sohn - und formuliert damit die Botschaft des Films. Er bestärkt das jugendliche Publikum mutig zu sein, zu sich selbst zu stehen, Veränderungen zu wagen - auch wenn das nicht einfach wird.

Foto:
Simons Familie © Fox 2000 Pictures

Info:
„Love, Simon“ USA 2018, 110 Minuten, Kinostart 28. Juni 2018
Regie Greg Berlanti mit Nick Robinson, Katherine Langford, Alexandra Shipp, Jennifer Garner