LOMO - The Language of Many Others

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Kategorie: Film & Fernsehen
f lomoSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Juli 2018, Teil 3

Romana Reich

Berlin  (Weltexpresso) - Die Idee des Films ist aufrüttelnd. Da gibt es einen siebzehnjährigen Blogger, der in einer Art Kurzschlußhandlung sich in eine mehr als problematische Situation hineinmanövriert. Als er nicht weiter weiß, überläßt er seinen Followern die Lebensentscheidungen, die er selber treffen müßte. Es geht also um die vernetzte Welt und die Abgründe, die darin lauern. Und um junge Leute und ihre Abgründe.

Grundsätzlich ist erst einmal anzumerken, daß das so gegenwärtige Internet sich als doch etwas sprödes Medium der Verfilmung in leuchtenden Bildern dann doch entzieht, besser: es also sehr schwierig ist, daraus einen packenden Filmstoff zu gewinnen, der als Film überzeugt. Von daher ist es erst einmal mutig von Julia Langhof, daß sie mit dieser Entwicklungsgeschichte eines jungen Internetabhängigen ihren Debütfilm bestreitet.

Karl macht gerade Abitur. Er  lebt mit seinen Eltern und seiner Zwillingsschwester Anna in einem der besseren Berliner Bezirke. Sein Vater Michael ist Architekt, die Mutter Krista war früher Sängerin, dann Musiklehrerin. Es sind moderne Vorzeigeeltern, die sicher sind, für ihre Kinder nur das Beste zu wollen, aber zwischen ihrer Ansicht über sich selbst und dem, wie sie sich tatsächlich um ihre Kinder kümmern, klaffen Welten. 

Die Zwillinge gehen gerade einen unterschiedlichen Weg. Denn während Anna die Schule und das Abitur im Blick hat, also sich durch Lernen darauf vorbereitet und genau weiß, wie es mit Studium und Leben weitergehen soll, kümmert sich Karl intensiv um seinen Blog , den er erfolgreich betreibt und der  "The Language of Many Others" heißt. Sein konkretes Leben, sein Weiterkommen, das alles interessiert ihn nicht, das Alltägliche, das Wirkliche ist ihm fremd, lebendig allein das Internet. 

Statt sich anzupassen, weil er bei seinen schlechten Leistungen dringend darauf angewiesen ist, nicht weiter aufzufallen, macht er das Gegenteil und überzeugt alle von seiner Unreife. Auch mit dem Vater sieht es zappeduster aus, seit dieser entdeckt hatte, daß Karl auf seinem Blog lustig die privaten Bilder der Familie in die Welt postet. Doch dann kommt Doro. Die verführt ihn nach allen Regeln der Kunst. Da hat ihn das echte Leben eingeholt, auf das er gar nicht vorbereitet ist. Er verknallt sich total, doch Doro will nichts Festes. Nun ist für Karl jegliche Orientierung verloren gegangen. Er sieht kein Land, gibt sein eigenes Leben auf und überläßt es der Meute im Internet, denen, die seinen Blog verfolgen. Genau das ist sein Plan: Seine Leser sollen ab jetzt sein Leben bestimmen, sie sollen ihn orientieren, und sein Leben gestalten. mit ihm einlassen, und der enttäuschte Teenager startet ein riskantes Experiment: Fortan sollen die Leser seines Blogs entscheiden, wie er zu leben und was er zu tun hat.

Foto:
Lucie Hollmann, Jonas Dassler in "LOMO - The Language of Many Others" (2017)
© Quelle: Farbfilm Verleih, DIF, © Flare Film GmbH, Michal Grabowski

Info: 
Darsteller
Jonas Dassler                Karl
Lucie Hollmann              Doro
Eva Nürnberg                Anna
Karl Alexander Seidel    Paul
Marie-Lou Sellem          Krista