N.N.
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Warum ein Heimatfilm?
Das Genre hat mich interessiert weil es so "populär" ist und weil es in seiner klassischen Form schon immer dazu da war, Sehnsüchte zu wecken und eine fiktive Idylle zu schaffen. Das Thema Heimat hat Konjunktur und wird auch gerne instrumentalisiert. Ich wollte dieses Gefühl hinterfragen und mit den Sehnsüchten oder auch der Abneigung dagegen spielen. Dabei war mir wichtig, dem Genre eine kritische und auch sehr feministische Perspektive zu geben.
"Heimatfilm" ist natürlich auch immer mit Mundart verbunden. Bei Dialekten und Akzenten entsteht für mich eine Unmittelbarkeit und Farbigkeit, die Authentizität schafft.
Wie kamst Du auf die Idee zu diesem Film?
Auf dem Dorf wächst man mit Geschichten auf und ich war jahrelang auf der Suche nach der Story, die ich erzählen wollte. Ich hatte einen kleinen Clip mit Kathi und Nadine gedreht und ihr Zusammenspiel hat mich dann zu Toni und Rosa inspiriert.
Hat die Geschichte autobiografische Bezüge?
Die Geschichte ist von meiner Jugend, meiner Rückkehr nach Bubenhausen nach dem Studium und den Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, inspiriert. Speziell natürlich auch von Nadines persönlicher Geschichte.
In LANDRAUSCHEN gibt es fast dokumentarische Szenen wie der Faschingsumzug oder mit der Musikkapelle und auch fast psychedelische wie bei der Party. Welches Konzept steht dahinter?
Ich wollte einen Film machen, der sich aus diesen scheinbar konträren Realitäten zusammensetzt. Bayern ist nicht nur blau-weiß wie uns beharrlich erzählt wird, und diese Szenen sind auch nicht aus verschiedenen Welten. Fasching ist am Ende auch nur ein Delirium, das innerhalb des Normalen akzeptiert ist und den Menschen erlaubt ihrem geregelten Leben zu entfliehen. Ich würde grundsätzlich sagen: Bier.
Habt Ihr mit einem genauen Drehbuch gearbeitet?
Das Drehbuch war relativ genau ausgearbeitet, ließ aber viel Raum für Improvisation. Bei den dokumentarischen Szenen mussten wir uns auf den Moment einlassen. Die Dialoge habe ich den Schauspielern*innen nicht immer vorgelegt. Das Hauptaugenmerk lag auf der Authentizität der Sprache und der Charaktere. Die Herausforderung war auch, dass sich das Szenische ins Dokumentarische einfügt und viceversa.
Wie war die Arbeit mit den Laiendarsteller*innen und Familienmitgliedern?
Für viele war es eine komplett neue Erfahrung, aber dadurch war der Einsatz und die Begeisterung umso größer. Am Ende war das halbe Dorf beteiligt.
Die Darsteller*innen geben oft auch viel von sich selbst preis, dafür trägt man auch Verantwortung. Das habe ich sehr ernst genommen. Wenn so viele persönliche Beziehungen daran hängen, muss man sehr sensibel vorgehen.
Wie stehst Du zur Stadt-Land-Thematik?
Ich glaube diese Einordnung kann heutzutage nicht mehr so einfach gemacht werden. Im urbanen Raum hat man bestimmt besseren Zugang zu gewissen Dingen, aber das Klischee des Hinterwäldlers ist auch sicher kein Landproblem. Die einen überidentifizieren sich mit ihrem Kuhdorf, die anderen mit ihrem Szeneviertel. Politisch – definitiv in Bayern – geht es auf dem Land natürlich viel konservativer zu – aber eben auch nicht nur, und ich hoffe wir können unseren Teil zu einer Veränderung beitragen.
Wie lief der Crowdfunding-Prozess?
Wir waren sozusagen Crowdfunding-Pioniere. Erstmal mussten wir erklären, was das überhaupt ist. Allerdings war der lokale Faktor schließlich der Motor der unsere Kampagne so erfolgreich gemacht hat. Es ist wichtig, dass sich die Menschen mit dem Projekt identifizieren und Teil davon sein wollen.
BIOGRAFIE LISA MILLER
Seit ihrem Studium der Visuellen Kunst und Fotografie in Madrid und London arbeitet Lisa Miller als freischaffende Filmregisseurin und Dozentin. Sie unterrichtete an der bayerischen Ferienakademie und ist Mitglied des Künstlerhauses Ulm. Lisa inszenierte zahlreiche Theater und Videoperformances u.a. „Mir san mir” beim InVitro Festival (Havanna) sowie der Galerie Kloster Roggenburg (2014) und„Collateral Murder #2”, aufgeführt beim 100 Grad Festival in Berlin (2014). Ihr Kurzfilm „Marie” gewann 2009 beim CEV Madrid den Preis Bester Kurzfilm. Nachdem ihr Film „Tschernobyl, Fukushima, Gundremmingen” bereits auf lokaler Ebene erfolgreich uraufgeführt wurde, nähert sich Lisa mit LANDRAUSCHEN einmal mehr ihrer Heimat auf künstlerischer Ebene an, um als Einheimische mit internationaler Erfahrung ein sehr intimes Porträt Bayerisch-Schwabens zu zeichnen.
Fotos:
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Toni Kathi Wolf
Rosa Nadine Sauter
In weiteren Rollen: Heidi Walcher, Karl Fischer, Volkram Zschiesche, Rupert Markthaler
STAB
Regie/Buch Lisa Miller
Produzenten Johannes Müller, Lisa Miller
Abdruck aus dem Presseheft
© Verleih
Info:
BESETZUNG
Toni Kathi Wolf
Rosa Nadine Sauter
In weiteren Rollen: Heidi Walcher, Karl Fischer, Volkram Zschiesche, Rupert Markthaler
STAB
Regie/Buch Lisa Miller
Produzenten Johannes Müller, Lisa Miller
Abdruck aus dem Presseheft