f DEINEJULIET 05 1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. August 2018, Teil 2

N.N.

Guernsey (Weltexpresso) - Die Insel Guernsey hat für Europa eine besondere, nicht gerade gerngesehene Bedeutung, die mit Steuerbefreiung zu tun hat. Aber geschichtlich gibt es heroische Ereignisse, die für Großbritannien die Rolle der Insel groß machen. Und dann gibt es seit langem die Kreuzfahrtschiffe, die auf Guernsey anlegen und denen, die auf Tour durch die Insel gehen, die berühmten blauen Guernsey-Pullover anbieten. Das Presseheft zum Film sieht als eigentlichen Hauptdarsteller die Insel vor, was wir gerne weitergeben. Die Redaktion

Dr. Jason Monaghan, Leiter für Denkmalpflege der Staaten von Guernsey, ist Experte für die Besetzung der Kanalinseln durch die deutschen Nationalsozialisten und liefert einige wichtige Fakten zum Thema: Im Mai 1940 erlitt die britische und französische Armee eine herbe Niederlage gegen Nazi-Deutschland. Daraufhin ergab sich Frankreich und wurde von den deutschen Truppen besetzt. Die Luftwaffe errichtete an der gesamten französischen Küste ihre Stützpunkte. Dies hatte zur Folge, dass die Kanalinseln nicht mehr verteidigt werden konnten und sich die britische Armee zurückzog. Die Inseln wurden sozusagen „entmilitarisiert“ zurückgelassen. Leider bekam der Feind diesen Abzug zu spät mit, sodass der Luftwaffenangriff auf den Hafen von St. Peter Port am 28. Juni 1940 nicht verhindert werden konnte. Es kamen 23 Menschen ums Leben. An sie erinnert ein Denkmal auf dem White Rock in Guernsey. Bis auf eine Handvoll Menschen auf der nördlich gelegenen Insel Alderney wurden alle nach England evakuiert, plus ca. 17.000 Menschen aus Guernsey. Es blieben 25.000 auf der Insel zurück. Die deutsche Armee entwarf Pläne für eine Invasion der Inseln, aber am 30. Juni landete ein Pilot der Luftwaffe auf dem Flughafen von Guernsey und stellte fest, dass die Insel wirklich keine Verteidigung hatte. Bereits am nächsten Tag ergab sich Guernsey gegenüber den deutschen Eindringlingen.

Die Inseln blieben für den Rest des Krieges unter deutscher Besatzung. An Widerstand war an einem so kleinen Ort nicht zu denken. Es kam ein Soldat auf zwei Inselbewohner. Diejenigen, die es wagten, sich den Deutschen zu widersetzen, wurden in Gefangenenlager geschickt. Drei jüdische Frauen fanden ihren Tod in Auschwitz. Zwei in Guernsey geborene Soldaten, die man zum Spionieren zurückschickte, wurden beinahe erschossen, als der deutsche Kommandant von Schmettow plötzlich beschloss, sie stattdessen als Kriegsgefangene zu behandeln. Radios und Funkgeräte wurden beschlagnahmt und den Bewohnern wurde das Betreten der Strände untersagt. Fischerboote durften nur mit einer Wache an Bord hinausfahren, um zu verhindern, dass die Männer flohen. Jedoch blieb Guernsey das meiste der Grausamkeiten und Zerstörungen, unter denen die anderen Länder in Europa zu leiden hatten, erspart. Adolf Hitler wollte die Besetzung der Kanalinseln nutzen, um dem britischen Volk zu zeigen, wie zivilisiert die Deutschen sein können. Einige der deutschen Soldaten waren erleichtert, an einem Ort zu sein, an dem es keine Kämpfe gab. Und einige kamen sogar nach dem Krieg zurück.

f DEINEJULIET 10Die Deutschen waren entschlossen, dass die Briten die Kanalinseln nicht zurückerobern konnten, so dass sie bis zu 37.000 Soldaten mit Artillerie, Flugzeugen, Schiffen und Panzern dort stationierten. Sie umgaben die Insel mit Betonbunkern, Gräben, Türmen und Artilleriestellungen, von denen einige noch zu besichtigen sind. Sklavenarbeiter aus Russland und dem besetzten Europa wurden zum Bau dieser Befestigungen eingesetzt und viele starben an Misshandlungen. Jedoch wurden die Befestigungen nie benötigt. Die Briten starteten nur wenige kleine Angriffe auf die Inseln mit Einsatzkommandos und Bomben, hauptsächlich um die Deutschen zu ärgern und Informationen herauszufinden. Eine große Invasion war zwar geplant, wurde aber glücklicherweise nie durchgeführt, da Guernsey danach in Trümmern liegen geblieben wäre und es hätte viele Menschenleben gekostet.

In den Jahren 1942 und 1943 wurden etwa 2.000 Bewohner der Kanalinseln in Lager nach Deutschland deportiert. Die Menschen aus Guernsey kamen vorrangig nach Biberach und verbrachten den Rest des Krieges hinter Stacheldraht. Für die Menschen, die auf der Insel blieben, wurde das Leben düsterer, je länger sich der Krieg hinzog. Selbst alltägliche Dinge wie Fahrradreifen und Kinderspielzeug waren nicht zu finden. Lebensmittel wurden knapp und die Kriminalitätsrate stieg. Im Juni 1944 fielen die Alliierten in die Normandie ein und eroberten Frankreich zurück. Ab da waren die Deutschen auf den Inseln isoliert und es gab keine Versorgung mit Lebensmitteln, Kohle und Medikamenten mehr. Im darauf folgenden Winter waren sowohl die Inselbewohner als auch die Besatzer kurz vor dem Verhungern und aßen sogar Seetang. Nur die Ankunft der Lebensmittelpakete des Roten Kreuzes an Bord des Schiffes „Vega“ rettete sie. Am 8. Mai 1945 endete der Krieg in Europa und die Briten schickten die HMS Bulldog nach Guernsey, um die kapitulierenden Soldaten der deutschen Streitkräfte zu empfangen. Am 9. Mai kamen die britischen Soldaten der „Force 135“ und übernahmen die Kontrolle über die Insel. Die Besatzungszeit nimmt einen wichtigen Platz in den Köpfen der Inselbewohner ein und der 9. Mai wird heute als Tag der Befreiung gefeiert.


Fotos:
Lily James in DEINE JULIET
©: Studiocanal GmbH

Juliet (Lily James) auf dem Hof von Dawsey Adams
© Studiocanal GmbH / Kerry BrownVerleih


Info:
Juliet Ashton            Lily James
Dawsey Adams        Michiel Huisman
Sidney Stark             Matthew Goode
Elizabeth McKenna  Jessica Brown Findlay
Eben Ramsey           Tom Courtenay

Abdruck aus dem Presseheft