FILMREIHE DES DEUTSCHEN FILMMUSEUMS in Frankfurt: Freitag, 8. Februar bis Donnerstag, 28. Februar

 

Sybille von Suden

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gert Fröbe, geboren am 25. Februar 1913 in Planitz, gestorben am 5. September 1988 in München, wäre in diesem Monat 100 Jahre alt geworden. Für uns ist es vielleicht nur noch Heinz Rühmann, ach und vielleicht O.W.Fischer, die so wie Fröbe die umwerfende auch körperlich sinnlich wahrnehmende Leinwandpräsenz in der alten Bundesrepublik hatten.

 

Bekannt wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg durch seine mitreißenden Auftritte auf Münchens Kabarettbühnen. Daraus resultierte auch seine erste Hauptrolle in dem kabarettistischen Film BERLINER BALLADE (1948). Dem großen Erfolg des Films zum Trotz bekam Fröbe in der Bundesrepublik weiterhin nur kleinere Rollenangebote.

 

Das änderte sich, als der französische Film ihn in den 1950er Jahren für sich entdeckte. Spätestens mit seiner Darstellung des Schurken im dritten James-Bond-Film GOLDFINGER (1964) wurde Fröbe zum internationalen Star. An den deutschen Ausnahmeschauspieler erinnert das Deutsche Filmmuseum in diesem Monat mit einer sechsteiligen Filmreihe.

 

DIE FILMREIHE

Freitag, 8. Februar, 20:30 Uhr, und Dienstag, 12. Februar, 20:30 Uhr

BERLINER BALLADE (Deutschland 1948. R: Robert A. Stemmle.) 35mm

Aus seinem Kabarettprogramm "Schwarzer Jahrmarkt" entwickelte Günter Neumann diese satirisch überspitzte Bestandsaufnahme der Nachkriegsjahre. Aus der Gefangenschaft nach Berlin zurückgekehrt, kämpft ein Mann - der später sprichwörtlich gewordene Otto Normalverbraucher - vergeblich gegen die Verhältnisse im zerstörten Berlin an: überbelegte Wohnungen, Hunger, Bürokratie, Missgunst. Auch durch die Darstellung Gert Fröbes, damals noch spindeldürr, wurde diese Figur zu einer Ikone der Nachkriegszeit. BERLINER BALLADE ist einer der wenigen deutschen kabarettistischen Filme, die sich ihren Witz und Charme bis heute bewahrt haben.

Sonntag, 10. Februar, 18 Uhr

NICK KNATTERTONS ABENTEUER. DER RAUB DER GLORIA NYLON (BRD 1959. R: Hans Quest.) 35mm

"Nick Knatterton" war ein Comic strip, der in den 1950er Jahren zuerst in der Illustrierten Quick erschien. Er war nicht nur als Parodie auf US-amerikanische Krimiserien angelegt, sondern auch gespickt mit einer Fülle satirischer Anspielungen auf die politische Situation der Bundesrepublik. In der Verfilmung der Episode "Der Raub der Gloria Nylon" muss der Meisterdetektiv Knatterton eine entführte Millionärstochter finden. Als Gauner Hugo spielte Gert Fröbe hier seine erste größere Rolle im bundesdeutschen Kino.

 

Donnerstag, 14. Februar, 18 Uhr und Freitag, 15. Februar, 20:30 Uhr

ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG (Schweiz/BRD/Spanien 1958. R: Ladislao Vajda.) 35mm

 

Heinz Rühmann (in seiner ersten ernsten Rolle) spielt einen Kriminalkommissar, der den Mörder eines kleinen Mädchens sucht. Gert Fröbe verkörpert diesen Verbrecher als bedrohlichen Sadisten. ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG ragt aus der Dutzendware jener Zeit heraus, indem er überzeugend die Stimmung der Lynchjustiz gegen einen zu Unrecht Verdächtigten schildert. Dieser bemerkenswerte Kriminalfilm entstand nach einem Originaldrehbuch von Friedrich Dürrenmatt.

 

Sonntag, 17. Februar, 17 Uhr

LUDWIG (Italien/Frankreich/BRD 1973. R: Luchino Visconti.) 35mm. OmU

 

Von allen Filmen über König Ludwig II. von Bayern ist LUDWIG, der dritte Teil von Luchino Viscontis "deutscher Trilogie", der mit Abstand eindrucksvollste - vor allem in der ungekürzten, rekonstruierten Version. Vielfach an Originalschauplätzen gedreht, schildert der Film mit großer Opulenz das Leben seines Protagonisten. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zu Richard Wagner. Viscontis Film ist die brillante Studie eines Träumers, dessen Sehnsucht nach dem absolut Schönen schließlich in Einsamkeit und Verfall mündet. Als einfühlsamer Beichtvater des Königs brilliert Gert Fröbe.

 

Dienstag, 19. Februar, 20:30 Uhr

THE SERPENT'S EGG Das Schlangenei (BRD/USA 1977. R: Ingmar Bergman.) 35mm. engl./dt. OF

 

THE SERPENT'S EGG ist Ingmar Bergmans erster außerhalb Schwedens entstandener Film. Er erzählt von dem Artisten Abel Rosenberg, der 1923 während der Inflation nach Berlin kommt. Zusammen mit der Frau seines toten Bruders nimmt er einen Job bei dem geheimnisvollen Dr. Vergerus an. Gert Fröbe spielt den Polizeiinspektor Bauer, der dem Doktor auf den Fersen ist. Es gelingt Bergman, das Klima allgemeiner Paranoia in einer politischen und ökonomischen Krise einzufangen; über dem Film schwebt der Geist von Fritz Langs DR. MABUSE.

 

Donnerstag, 28. Februar, 18 Uhr

$ (USA 1971. R: Richard Brooks.) 35mm. OF

 

Ein US-amerikanischer Sicherheitsexperte installiert in einer Hamburger Bank eine neue Sicherheitsanlage. Was der Manager der Bank (gespielt von Gert Fröbe) nicht weiß: Der Experte plant mit Hilfe seiner Freundin, die Banksafes von drei Kriminellen auszurauben. Deren deponiertes Vermögen wurde illegal erworben, deshalb könnten sie nicht zur Polizei. Richard Brooks' Film $ wurde in Deutschland gedreht. Er besticht durch eine virtuose Konstruktion, in der sich die Handlung aus einem Puzzle kurzer, zunächst scheinbar unzusammenhängender Einstellungen allmählich kristallisiert.

 

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