Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. Februar 2013
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso – An dem Tag, an dem auch in Berlin mit einem chinesischen Großfilm das Filmfestival, die Berlinale, eröffnet wird, ist die Aufmerksamkeit weniger auf die anlaufenden Filme gerichtet, als auf die 400 in Berlin vorgestellten. Das sieht man auch daran, daß diese Woche wenig neue Filme anlaufen.
RENOIR
Erst mitten im Film wird einem verständlich, warum der Film schlicht RENOIR heißt und nicht Pierre-Auguste Renoir, wie der Maler, an den man sofort denkt, heißt und der auch die Hauptperson - Michel Bouquet - in diesem nostalgischen, der Schönheit und dem vergangenen Leben verpflichtete Film ist, der die gute alte Zeit wachruft. Gut für den Maler, der obwohl alt und krank nicht aufgibt, weil in ihm der Kunstwille die unfähigen arthritischen Hände überlistet und sein Hirn auch und er einfach großflächiger malt. Gut, weil ihm viele weiblichen Hände das alte und kranke Leben erträglich machen. Und auch nicht schlecht für seine vielen Frauen um ihn herum, die meist als Modelle für Akte anfingen und dann zu Hausbesorgerinnen wurden und fast wie in einem Harem den alten Künstlern liebevoll umsorgen.
Der Grund für den Familiennamen als Titel liegt daran, daß auch Sohn Jean Renoir, verkörpert von Vincent Rottiers, eine wichtige Rolle im Film spielt. Genau derjenige, der später als französischer Filmregisseur den berühmten Namen weitertrug. Im Film ist er der noch ganz junge Mann, der partout trotz der Verletzung als Soldat – wir sind im Ersten Weltkrieg – wieder in den Krieg gegen die Deutschen ziehen will, was sein Vater verhindern will, aber nicht kann. Er kann auch nicht verhindern, das will er aber auch nicht, daß die eigentliche Hauptdarstellerin, Andrée - hinreißend als diese Christa Theret - , die ihm als Aktmodell ins Haus schneit, sich in seinen Sohn verliebt – was diesen nicht hindert, in den Krieg zu ziehen, aber danach die junge Schöne zu heiraten.
Mit Andrée beginnt der Film, der sie durch die schöne Küstenlandschaft der Cote d'Azur radeln läßt, eine der modernen jungen Frauen, neugierig, selbstbewußt und schön! Das gefällt den älteren Frauen – denn alt war man schon bald – nicht so gut, an solch einer Kleinigkeit kann man sehen, daß sich der Regisseur, der auch mit Jerome Tonerre das Drehbuch schrieb, zutreffende Gedanken über die Zeit gemacht haben, denn genau damals gab es einen Aus- und Aufbruch von Frauen aus ihrer herkömmlichen Rolle. Zehn Jahre später tragen sie Bubikopf und kurze Röcke.
Hier trägt Andrée noch lange rote Haare, die im Winde wehen und sich auf der nackten Haut beim Modellsitzen ringeln. Äußerlich eine Augenweide und innerlich genau die Richtige für die beiden Renoirs, denen sie Dampf macht. Dem kranken und durch den Tod der Ehefrau zusätzlich deprimierten Maler ist sie Inspiration, noch einmal mit dem Pinsel das Leben auf die Leinwand zu zwingen, dem Sohn verhilft sie durch ihre Liebe, sich gegenüber dem allmächtigen Vater als eigenständiger Mann zu verwirklichen und im Filmen seine Meisterschaft zu finden.
CIRQUE DU SOLEIL – TRAUMWELTEN
Eine große Enttäuschung ist dieser Film, der in 3 D die phantastische Welt des so berühmten Zirkus durch lauter technische Supereinstellungen wie Weltraumartisten wirken läßt, wo ein technischer Schnickschnack den anderen totschlägt und der Zuschauer dauernd den Kopf einzieht, was wieder über ihn dahindonnert. Zauber und Magie, die Kennzeichen dieser Institution, bleiben dadurch auf der Strecke. Besonders ärgerlich ist die vordergründige Story, die einen inhaltlichen Zusammenhang vorgaukelt.
PARKER
Die Parker-Romane von Donald E. Westlake haben uns gezeigt, wie Parker von den Seinen betrogen wurde und die gerade noch die Anschläge überlebte. Hier im Film nimmt er – sehr sehenswert – Rache.
INUK
In einer völlig fremden Welt erleben wir ein grönländisches Drama. Der Vater bricht im Eis ein, der Sohn verwindet den Tod nicht, wird erst als renitenter junger Mann durch eine Sozialarbeiterin und einen Robbenjäger von seinem Trauma geheilt
BALKAN MELODIE
Ein gesicherter Schweizer macht sich auf den Weg und wandelt im Balkan auf den Spuren eines Mannes, der schon einmal Volksmusiken sammelte, woraus nun diese sehens- und hörenswerte Musikdokumentation entstand.