
N.N.
Berlin (Weltexpresso) - IN RUHE: „Gundi“ steht auf dem Grabstein. Keine Daten. Schlicht in Weiß und der Stein ist ein Findling. Auf dem Waldfriedhof Hoyerswerda Kühnicht liegt Gerhard Gundermann begraben. Immer wieder kommen auch Fans hierher und hinterlassen Kleinigkeiten. An diesem Tag im März liegt noch eine CD samt aufgeweichter Hülle von Gundermanns letztem Konzert in Krams im Rest von Schnee. Mit Widmung. „Was ich dir nicht mehr sagen kann: Deine Lieder haben mich bisher über 20 Jahre begleitet, mein Leben geprägt und beeinflusst. Danke! Gut, dass es dich gab“, steht geschrieben. Und: „Diese CD ist leider durch viele Nutzung unbrauchbar geworden. Aber der Neukauf ist schon erfolgt.“ Conny war lange Zeit nicht hier. Natürlich, Gundi ruht für sie woanders!
SCHNUR NACH BERLIN
Auf dem Weg nach Berlin ein letzter Zwischenstopp. Dort, wo die Region noch Region ist, bevor A15 und A13 als Nabelschnur in die Hauptstadt führen, der Tausende vor allem junge Menschen aus Hoyerswerda und Umgebung gefolgt sind. Conny Gundermann ist es nicht gewohnt, über sich zu reden, über ihre verblichenen Wünsche und neuen Sichten, über kleine Siege und größere Enttäuschungen, Halt und Haltung, Leidenschaft. Schnell kommt sie auf Gundi. Man muss hartnäckig sein und wird mit klaren, sachlichen wie emotionalen Aussagen belohnt.
Als es ums Singen geht, zum Beispiel. Schließlich war Conny Gundermann ab 1978 all die prägenden Jahre Mitglied der Brigade Feuerstein, jener im Osten legendären Musik-TheaterGruppe. „Singen hat mir alles bedeutet. Nachdenken darüber, wie die Welt funktioniert, Bildung auch. Singen war aber auch große Leidenschaft und half mir dabei, mich zu spüren und darin ganz viel zu verarbeiten. Wir konnten damals vielleicht nicht richtig singen und spielen, aber wir haben es gern gemacht. Wir waren darin Familie. Mir hat nach dem Ende der Brigade Feuerstein einfach das Selbstbewusstsein gefehlt, meine eigene Karriere weiterzuführen. Auch habe ich mitbekommen, dass Gundi auf der Bühne andere Partner braucht als mich. Mein künstlerischer Rückzug war ein bewusster, ich bin mir nur nicht sicher, ob er richtig war. Vielleicht hätte ich auch neben Gundi noch wachsen können. Ich habe ihm alles abgenommen, was für ihn unangenehm war. Ich war immer da, wir haben uns gemeinsam beraten. Ich habe die Dinge, in denen er steckte, von außen besehen können. Das ist immer eine gute Perspektive. Gundi hat es gebraucht und war sehr einverstanden mit der Entscheidung, meine Karriere zu beenden. Richtig glücklich war ich damit nicht.“
Jetzt singt sie wieder in ihrer freien Zeit und manchmal spontan auf dem Fahrrad. Conny Gundermann arbeitet in Berlin als Finanzbuchhalterin in einem Steuerbüro und musste sich schweren Herzens davon verabschieden, dass Beruf in erster Linie Leidenschaft bedeutet. Es musste auch anders gehen. „Als ich es erkannt hatte, ging es mir besser. Ich leide nicht auf der Arbeit oder quäle mich. Ich kann sie bewältigen und fühle mich sicher.“ Sicher wirkt sie auch im Blick auf das vergangene Land DDR, denn Sichten können sich verändern: „Was war bewahrenswert? Wo haben wir uns kleiner gemacht, als wir in Wahrheit sind? Darüber habe ich neu nachgedacht. Gleichermaßen war ich darüber entsetzt, was Menschen wirklich angetan wurde in diesem Land. Ich habe einfach größer geschaut, heraus aus meinem direkten Umfeld.“
Und jetzt GUNDERMANN, der Film. Was Conny sich wünscht von ihm? „Dass die Menschen Gundis Lieder entdecken oder wiederentdecken. Ich wünsche mir, dass der Film dabei hilft, einen differenzierten Blick zu bekommen. Das waren schließlich auch die Gründe, weshalb ich mein Einverständnis gegeben habe. Ich wollte mich eigentlich nie darauf einlassen. Doch es hatte natürlich auch damit zu tun, dass man gerade über Gundis Leben das Leben in der DDR komplexer erzählen kann.“
Die Redaktion:
Weltexpresso hatte schon verschiedentlich über den Film GUNDERMANN, seine 2. Weltpremiere, das dazugehörige Konzert und auch ein Interview mit Andreas Dresen veröffentlicht. Hier die Links:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/13660-gundermann
https://weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/13592-gundermann-film-hommage-an-den-leidenschaftlichen-singer-songwriter
https://weltexpresso.de/index.php/musik/13659-da-geht-was-ich-spuer-s
https://weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/13593-interview-mit-andreas-dresen
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Gerhard Gundermann Alexander Scheer
Conny Gundermann Anna Unterberger
Helga Eva Weißenborn
Führungsoffizier Axel Prahl
Puppenspieler Thorsten Merten
Wenni Benjamin Kramme
Parteisekretär Bjarne Mädel
Irene Kathrin Angerer
Volker Milan Peschel
Abdruck aus dem Presseheft
Und jetzt GUNDERMANN, der Film. Was Conny sich wünscht von ihm? „Dass die Menschen Gundis Lieder entdecken oder wiederentdecken. Ich wünsche mir, dass der Film dabei hilft, einen differenzierten Blick zu bekommen. Das waren schließlich auch die Gründe, weshalb ich mein Einverständnis gegeben habe. Ich wollte mich eigentlich nie darauf einlassen. Doch es hatte natürlich auch damit zu tun, dass man gerade über Gundis Leben das Leben in der DDR komplexer erzählen kann.“
Die Redaktion:
Weltexpresso hatte schon verschiedentlich über den Film GUNDERMANN, seine 2. Weltpremiere, das dazugehörige Konzert und auch ein Interview mit Andreas Dresen veröffentlicht. Hier die Links:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/13660-gundermann
https://weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/13592-gundermann-film-hommage-an-den-leidenschaftlichen-singer-songwriter
https://weltexpresso.de/index.php/musik/13659-da-geht-was-ich-spuer-s
https://weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/13593-interview-mit-andreas-dresen
Foto:
© Verleih
Info:
Darsteller
Gerhard Gundermann Alexander Scheer
Conny Gundermann Anna Unterberger
Helga Eva Weißenborn
Führungsoffizier Axel Prahl
Puppenspieler Thorsten Merten
Wenni Benjamin Kramme
Parteisekretär Bjarne Mädel
Irene Kathrin Angerer
Volker Milan Peschel
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