BlacKkKlansman

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. August 2018, Teil 7

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es gehört zu den alten Weisheiten, daß die ganze schlimmen Sachen gegen Menschen besser zu ertragen sind, wenn sie in eine Form gebracht werden, die das Lächerliche an den Vorgängen herausstellt, so daß der politische Hintergrund wie unter der Hand vermittelt wird. Was diesen Film angeht, der die gesellschaftlichen Umbrüche in den 1970er Jahren der USA anhand des Ku-Klux-Klan zum Thema hat, beruht die Komik auf Realität: daß nämlich ausgerechnet der erste afroamerikanische Polizist im Colorado Springs Police Department sich inkognito in den verbrecherischen Club der rechtsaußen der Weißen einschlich und ihn aufmischte.

Doch, das muß man gleich erzählen, weil die Geschichte selbst, auf der der Film nachweislich beruht, so gut ist, daß man sie eher für erfunden hält. Eigentlich denkt man doch heute, daß es diese lächerlichen Figuren, mit den Tüten über dem Kopf, die an die grausame Inquisition und noch stärker ans finstere Mittelalter erinnern, überhaupt nicht mehr gäbe. Falsch gedacht. Schlimmer, denn der Ku-Klux-Klan fühlt sich seit der Machtübernahme durch Donald Trump, für den er auch gestimmt hatte, stärker. Von daher stößt der Film genau in eine gesellschaftliche Situation, in der erneut bestimmte Menschen und Gruppen ausgegrenzt werden. Was kann sich ein eigentlich historischer Film mehr wünschen. Regisseur Spike Lee trifft mitten ins Herz und setzt unerschrocken sogar diesen unamerikanischen Präsidenten Trump in Szene, auf doppelte Weise: einmal wird sein anerkannter Imitator Alex Baldwin eingespielt, dann aber tritt dieser Lügenbold sogar in persona in Dokumentaraufnahmen auf. Das geht alles in einem einzigen Film, der auf die Übertreibung und Komik setzt, um das Eigentliche erträglich zu machen.

Das gilt auch für diesen jungen Polizisten Ron Stallworth, dem JOHN DAVID WASHINGTON, tatsächlich ein Sohn von Denzel Washington, eine furiose Leinwandpräsenz gibt, wobei die Kunst eigentlich darin besteht, daß er mit weitem Abstand an der Lächerlichkeit entlangschrammt. Ron ist neu in diesem Kommissariat, wird noch nicht so ganz für voll genommen und macht gleich sein Meisterstück: er nimmt einfach auf eine Anzeige des KKK nach neuen Mitgliedern den Kontakt mit der lokalen Gruppe des Ku-Klux-Klans auf und gibt sich am Telefon als regelrechter Extremist aus, der so locker mit den dummen, den haßerfüllten rassistischen Sprüchen um sich wirft, daß er gleich den lokalen Anführer David Duke (TOPHER GRACE hier im Bild) von seiner Glaubwürdigkeit überzeugt und ihn treffen darf. Der wundert sich dann, daß der vermeintliche Stallworth doch etwas zahmer, ja gehemmter ist und weitaus schlichter spricht, was denn Zuschauer nicht wundert, denn natürlich kann Ron nicht als Schwarzer in die Hölle des Löwen schreiten, das übernimmt für ihn der weiße Kollege, der Undercover-Agenten aus der Drogenabteilung  Flip Zimmermann, dem Adam Driver kongenial eine richtig langweilige Gestalt gibt.

Überhaupt ist neben der umwerfenden Geschichte die Darstellung hinreißend, so daß der Film wie von alleine eine Sogwirkung entfaltet. Die Geschichte muß man überhaupt nicht im Detail erzählen, weil das Eigentliche in wenigen Sätzen erzählt ist. Spike Lee konnte auf die Details zurückgreifen, die Stallworth in seinem Tatsachenbericht BLACK KLANSMAN über sieben Monate der Infiltration des KKK schildert. Wir erleben dessen Mitglieder als die rassistischen Idioten und Gewalttäter, wie wir uns das schon immer vorgestellt haben. Gegen diese kommt einem dann David Duke fast als zurückhaltender Mensch vor. Neben allem Schwarz-Weiß der Typen, Stereotypen, die eine Komödie auch braucht, sind im Film immer wieder Stolpersteine eingebaut, so daß es passiert, daß einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Ein interessanter und komischer Film, der die jüngste Vergangenheit im Heute zeigt, wobei man hofft, daß das alles morgen dann wirklich nur Vergangenheit wäre.

Fotos:
© Verleih

Info:
Genre:Drama /SatireProduktionsjahr:2018Produktionsland:USAZusatzinfo:John David Washington, Adam Driver, Topher Grace,Regie:Spike LeeLänge:136 MinutenFSK:ab 12 JahreKinostart:23. August 2018BESETZUNG

Rolle                           Schauspieler                                       Synchronstimme

Ron Stallsworth         JOHN DAVID WASHINGTON              Tobias Schmidt
Flip Zimmerman        ADAM DRIVER                                    Robert Glatzeder
David Duke                TOPHER GRACE                                Timmo Niesner
Patrice Dumas           LAURA HARRIER                               Giovanna Winterfeldt
Walter Breachway      RYAN EGGOLD                                  Manou Lubowski
Felix Kendrickson      JASPER PÄÄKKÖNEN                       Martin Kautz