f SchorschSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. August 2018,  Teil 10

N.N.

Berlin (Weltexpresso) – Wie war es für Sie mit dem Oscar®-Preisträger Florian Gallenberger zu drehen?

Florian ist ein ganz großartiger Regisseur! Er nimmt sich Dinge zu Herzen und bringt fachlich zweifelsfrei alles mit, schließlich hat er bereits sehr große und erfolgreiche Projekte realisiert. Florian ist aber vor allem ein „Schauspieler-Regisseur“. Man fühlt sich bei ihm gut aufgehoben. Er schaut ganz genau hin, sagt auch sehr genau, was er sich wünscht und vorstellt. Als Schauspieler kann man sich dann da nicht passiv verhalten, sondern muss schon auf den Punkt kommen. Es ist eine tolle Arbeit.


Nach den großen Erfolgen von KIRSCHBLÜTEN - HANAMI und DREIVIERTELMOND haben Sie erneut mit dem Produzenten Benjamin Herrmann zusammengearbeitet. Wie erleben Sie diese gemeinsame Zeit?

Mir hilft es oder hat es sehr geholfen, dass ich Benjamin nun schon viele Jahre kenne. Es ist über die gemeinsame Arbeit ein Vertrauen entstanden. Man muss sich dann nicht mehr positionieren, kann auf Augenhöhe miteinander kommunizieren und auch mal offen und ehrlich sagen wie es ist oder wie es einem gerade geht. Das ist mir sehr wichtig. In allen künstlerischen Dingen ist Nähe immer etwas sehr Positives. Es bietet die Möglichkeit, sich intensiver und konstruktiver austauschen zu können.


Wie haben Sie sich auf die Rolle des Gärtners vorbereitet? Haben Sie einen grünen Daumen?

Ich glaube, das mit dem grünen Daumen ist eine Geschichte, die reift. Ich hatte schon immer eine Affinität zu Pflanzen. Nun habe ich seit 25 Jahren einen Garten und da lernt man das Gärtnern einfach über die Jahre und kriegt so einen grünen Daumen. Man weiß dann, wann man den Rasen ansät, wie viel Wasser die Rhododendren bei Trockenheit vertragen, ohne dass sie Schaden nehmen und so weiter. Das ist alles learning by doing.

Für die Dreharbeiten musste ich aber beispielsweise lernen, einen Bagger zu steuern. Das war tatsächlich eine große Herausforderung. Ich habe geübt, viermal die Woche für jeweils 1,5 Stunden. Dann hast Du da diesen Joystick, der in vier Richtungen geht und jede Richtung hat dann noch eine Zusatzfunktion. Mal geht der vordere Arm runter, mal öffnet sich die Schaufel, mal schließt sie sich. Dann gibt es noch zwei Hebel um vorwärts, rückwärts oder auch mal eine Kurve zu fahren. Daran bin ich verzweifelt, denn mir war klar, dass wir für die Baggerszene auf dem Golfplatz nur eine Chance haben werden. Als schließlich die Klappe für diese Szene fiel, hat dieser Bagger natürlich genau das Gegenteil gemacht – ich habe es schlichtweg versaut. Am Ende haben wir es aber dann doch noch irgendwie gepackt und konnten die Szene retten.


Was hat Sie an der Rolle des Georg „Schorsch“ Kempter besonders fasziniert?

Es ist für einen Schauspieler natürlich immer interessant, eine Figur darstellen zu dürfen, die eigentlich immer dieselbe ist, aber am Ende doch eine andere, weil sie eine innere Entwicklung durchmacht. Das muss nicht heißen, dass sich in deren Leben dann alles grundlegend verändern muss. Aber wenn sich für die Figur innerhalb der Geschichte eine neue Perspektive eröffnet, den Blick auf etwas Neues freilegt, dann hat das einen Reiz das zu spielen. Und genau das passiert dann mit Schorsch, der ja eigentlich ganz verhärmt ist und eigentlich mit vielen Dingen im Leben schon abgeschlossen hat.


Für Ihre Figur Schorsch bedeutet das Fliegen, sich frei von allem zu fühlen. Wann fühlen Sie sich frei?

Ich muss nicht in ein Flugzeug steigen und Richtung Nordkap fliegen. Ich bin viel gereist in meinem Leben. Dahin gehen meine Sehnsüchte gar nicht. Freiheit ist für mich, wenn ich über meine Zeit verfügen kann. Freiheit ist für mich zum Beispiel auch – und das klingt jetzt ganz banal – mal so einen kleinen Jakobsweg zu laufen oder mit meinem Hund und meiner Frau spazieren zu gehen, über uns zu reden und dabei festzustellen, dass es einfach schön ist. Das soll jetzt nicht nach falscher Bescheidenheit klingen, aber es geht immer darum wie man Dinge empfindet.


Haben Sie vielleicht auch, ähnlich wie Schorsch, einen Traum, den Sie schon viel zu lange vor sich herschieben?

Eigentlich nicht, nein. Theoretisch, und das kennt jeder, gibt es Träume, Wünsche oder Vorstellungen, die man hat, bei denen es aber eigentlich gut ist, dass sie sich nicht erfüllen. Nicht weil sie so riskant sind, sondern weil man für sich weiß, dass der Gedanke daran in manchen Situationen auch schön sein kann. Man muss sich den Traum dann gar nicht mehr erfüllen. Für mich persönlich – und das hängt sicher mit dem Älterwerden zusammen – verfestigt sich zunehmend der Wunsch, sehr achtsam mit meiner Zeit und mit den Menschen, die mir am Herzen liegen, umzugehen. Zeit mit ihnen bewusst zu leben.


Foto:
© Verleih

Info:
Besetzung
Georg „Schorsch“ Kemper      Elmar Wepper
Philomena von Zeydlitz            Emma Bading
Monika Kempter                      Monika Baumgartner
Hannah                                    Dagmar Manzel
Richard von Zeydlitz                Ulrich Tukur
Evelyn von Zeydlitz                  Sunnyi Melles
Miriam Kempter                       Karolina Horster
Ellen von Zeydlitz                     Gudrun Ritter
Dr. Starcke                                Bernd Stegemann
Hans                                         Michael Hanemann