f grunerSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. August 2018,  Teil 9

N.N. 

Berlin (Weltexpresso) – Ein Roadmovie über den Wolken: Wie sind Sie auf das Buch und die Geschichte aufmerksam geworden?

Benjamin Herrmann: Elmar Wepper, der mit dem Autor der Romanvorlage, Jockel Tschiersch, bekannt ist, erzählte mir 2016 von dem Buch. Wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Arbeit an Doris Dörries KIRSCHBLÜTEN – HANAMI und sind seitdem befreundet. Ich habe den Roman sofort gelesen und die Hauptfigur des Romans war natürlich eine Paraderolle für Elmar, der ja nur noch Filme dreht, die ihm viel bedeuten. Und es war eine Geschichte, die sehr gut zu Majestic als Produktion und Verleih passt.


Was hat Sie daran gereizt?

Florian Gallenberger: Mich hat vor allem die Hauptfigur Schorsch gereizt. Ich kenne diesen Männertypus, der missmutig auf die Welt schaut, nicht über Gefühle spricht und sich insgeheim als Opfer fühlt. Einen solchen Mann auf eine Reise zu schicken, auf der dieser innere Panzer, den er um sich aufgebaut hat, Schritt für Schritt wegschmilzt und er dadurch wieder neuen Zugang zu sich, seinen Gefühlen und letztlich seinem Leben findet, das wollte ich schon sehr gerne erzählen.


Wie lange hat die Entwicklung gedauert?

Benjamin Herrmann: Wir haben im Sommer 2016 losgelegt, konnten sehr schnell Gernot Gricksch als Drehbuchautor gewinnen, hatten Ende 2016 eine erste Fassung, mit der wir finanzieren und besetzen konnten. Bereits im August 2017, ein Jahr nach Beginn der Arbeit, starteten die Dreharbeiten. Das war rasend und erfrischend schnell, die nur funktionieren konnte, weil Florian und ich ein so eingespieltes Team sind.


War Elmar Wepper die erste Wahl für die Rolle des Georg "Schorsch" Kempter?

Florian Gallenberger: Er war für uns nicht nur die erste Wahl, sondern einer der wichtigsten Gründe, warum wir den Film so gerne machen wollten. Elmar ist ja nicht nur ein wunderbarer Schauspieler, der besonders jetzt, in dem Alter, in dem er ist, geradezu aufblüht, sondern er ist auch ein großartiger Mensch, mit dem zu arbeiten für uns eine große Freude und Ehre war. Er gibt diesem Film seine Seele und keiner hätte das besser gekonnt. Für uns ist Elmar ein ganz Großer!


Wenn sich Produzent und Hauptdarsteller schon viele Jahre kennen, wie wirkt sich das auf die gemeinsame Arbeit aus?

Benjamin Herrmann: Alle drei Kinofilme, in denen Elmar die Hauptrolle spielt, KIRSCHBLÜTEN – HANAMI, DREIVIERTELMOND und nun GRÜNER WIRD’S NICHT... habe ich ins Kino gebracht. Das sorgt schon für ein großes Vertrauensverhältnis und, in unserem Fall, für eine Freundschaft. So dass wir beide sofort Feuer und Flamme waren, diese Geschichte gemeinsam zu verfilmen.


Sie haben sich während des gemeinsamen Studiums an der Münchener Filmhochschule kennengelernt und sind seitdem beruflich untrennbar. Wie würden Sie Ihre Zusammenarbeit beschreiben?

Florian Gallenberger: Benjamin und ich kennen uns so lange und so gut, dass wir sehr schnell wissen, was der andere denkt und wie er bestimmte Dinge sieht. Das macht die Kommunikation viel einfacher. Oft müssen wir gar nicht erst lange kommunizieren, denn wir wissen eh, was der andere sagen wird. Und wir kennen natürlich unsere jeweiligen Stärken sehr gut und können uns so gegenseitig ergänzen und unterstützen.


Ihre gemeinsamen Projekte sind eigentlich immer eine große Herausforderung, seien es die Dreharbeiten in China für JOHN RABE oder in Europa und Südamerika für COLONIA DIGNIDAD. Dieses Mal sind Sie nicht in die Ferne geschweift und dennoch: Vor welchen produktionstechnischen Herausforderungen steht man, wenn man ein "Roadmovie über den Wolken" dreht?

Florian Gallenberger: Auch wenn GRÜNER WIRD'S NICHT... vom Aufwand ein kleinerer Film war als JOHN RABE oder COLONIA DIGNIDAD, so hatte er doch seine Herausforderungen. Wir waren ja ständig auf Achse, haben in Bayern, Brandenburg, NRW, Sachsen und auf Norderney und Sylt gedreht. Das ist ein enormer logistischer Aufwand und gibt einem an keinem Ort die Zeit, anzukommen und sich einzuarbeiten, denn kaum hat man angefangen, zieht die Karawane schon wieder weiter. Aber das ist ja auch das reizvolle an diesem Stoff. Es ist eine Reise durch Deutschland und man erlebt im Film die Vielfalt und die atemberaubende Schönheit des Landes wirklich sehr eindrücklich.

Benjamin Herrmann: Der Film hatte vier große Herausforderungen: erstens musste man im Drehbuch die feine Balance aus Leichtigkeit und emotionaler Tiefe hinbekommen. Dann musste man ein Ensemble an hochkarätigen Darstellern zusammenstellen, die den Figuren, die zum Teil ja nur zwei bis drei Szenen haben, dennoch eine Authentizität und Originalität verleihen, von der man gerne mehr sehen will. Drittens brauchte man hinter der Kamera ein Team, das mit überschaubaren Mitteln ganz unterschiedliche, dennoch glaubwürdige Orte kreiert und die Schauspieler strahlen lässt: Daniela Knapp an der Kamera und Erwin Prib als Produktionsdesigner haben mit ihren Crews hier Großartiges geleistet. Und viertens war die Drehlogistik eine riesige Herausforderung, die das Team um unsere Herstellungs- und Produktionsleiter Bülent Nacaksiz und Ole Nicolaisen gemeistert haben – zusammen mit unglaublichem Wetterglück.


Wie sind Sie auf das Flugzeug aufmerksam geworden?

Benjamin Herrmann: Im Roman ist das Flugzeug eine Piper, d.h. ein Flugzeug mit einer geschlossenen Kanzel. Ich wollte aber unbedingt einen offenen Flieger, am liebsten einen Doppeldecker, weil die so toll aussehen und außerdem in ihrer Altmodigkeit zu Schorsch passen. Wir haben uns zahllose Flugzeuge angesehen, sind regelrecht zu Spezialisten geworden, und haben letztlich auf einem Flugplatz in Sachsen durch Zufall in einer Halle eine rote Kiebitz gefunden, einen Doppeldecker, den man nicht fertig kaufen kann, sondern nur als Bauplan – die Teile muss man sich dann zusammensuchen und selbst zusammenbauen. Die Maschine gehörte Jan Meißner, der eine Flugschule betreibt, und der, manchmal muss man Glück haben, Teil unseres Teams wurde und den Doppeldecker bei sämtlichen Flugaufnahmen in ganz Deutschland geflogen hat.


Wurde chronologisch gedreht oder sind Sie kreuz und quer durch Deutschland gereist?

Florian Gallenberger: Wirklich chronologisch dreht man ja eigentlich nie, aber bei uns war es schon ein wenig verrückt. Wir haben aufgrund der Darsteller-Verfügbarkeiten mit dem letzten Drittel des Films begonnen und haben dann anhand der Locations gedreht. Also immer alle Szenen, die an einem bestimmten Ort spielen und dann zum nächsten Ort. Von Chronologie kann da also keine Rede sein und das ist dann manchmal schon schwierig, besonders für die Schauspieler, die ganze Zeit in der Geschichte des Films hin und her zu springen und trotzdem von den Emotionen her die Orientierung zu bewahren und glaubwürdig zu bleiben.


Können Sie grob überschlagen, wie viel Strecke die Produktion insgesamt zurückgelegt hat?

Florian Gallenberger: Da ist schon einiges an Kilometergeld zusammengekommen. Besonders in der Vorbereitung, denn jeder Drehort muss ja erstmal gefunden und geprüft werden, da reist man auch zu vielen Orten, die im Film dann gar nicht vorkommen... Ich denke, dass wir für knapp drei Monate die ganze Zeit kreuz und quer durch Deutschland gefahren und geflogen sind.


Wie sind die Flugaufnahmen zustande gekommen?

Benjamin Herrmann: Normalerweise würde man derartige Flugaufnahmen mit einem Hubschrauber drehen, da eine Drohne zu langsam wäre. Aber Hubschrauber sind für so viele Drehorte unbezahlbar und sorgen zudem für zu viele Verwirbelungen, die den Doppeldecker gefährdet hätten. Dazu fliegt der Doppeldecker mit ca. 80 km/h sehr langsam, eine Geschwindigkeit, bei der fast alle anderen Flugzeuge abstürzen würden. Also haben wir an einem zweiten Ultraleichtflugzeug, einer Savage, einen fernsteuerbaren Kamerakopf befestigt und dieses Setup immer wieder getestet, bis die Ergebnisse gut waren.

Ein zweiter Kameramann, Markus Eckart, hat diese Kamera dann aus dem Kameraflugzeug gesteuert. Nun kann man mit Flugzeugen ja nicht einfach in der Luft stehen bleiben, um die richtige Position für eine Aufnahme zu finden, so dass die beiden Piloten, Tom Huber und Jan Meißner, extrem koordiniert arbeiten mussten und ein großes Vertrauen in die fliegerischen Qualitäten des jeweils anderen brauchten. Zum Teil waren die Flugzeuge in der Luft nur Meter voneinander entfernt. Mit dieser Konfiguration haben wir dann halb Deutschland abgeflogen, teils mit der Philomena-Darstellerin Emma Bading mit an Bord, teils mit Elmar Wepper selbst; bei den meisten Aufnahmen saß ich als Regisseur der Flugaufnahmen mit einem Monitor eingequetscht im Fußraum des Doppeldeckers. So sind die wirklich sensationellen Aufnahmen entstanden.

Foto:
© Verleih

Info:
Besetzung
Georg „Schorsch“ Kemper      Elmar Wepper
Philomena von Zeydlitz            Emma Bading
Monika Kempter                      Monika Baumgartner
Hannah                                    Dagmar Manzel
Richard von Zeydlitz                Ulrich Tukur
Evelyn von Zeydlitz                  Sunnyi Melles
Miriam Kempter                       Karolina Horster
Ellen von Zeydlitz                     Gudrun Ritter
Dr. Starcke                                Bernd Stegemann
Hans                                         Michael Hanemann