Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2018, Teil 4
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Mary Smith ist ein etwa 12jähriges rothaariges Mädchen. Da ihre Eltern noch arbeiten müssen, verbringt Mary die letzten Ferientage bei ihrer Großtante Charlotte im Dorf Redmanor. Mary ist fröhlich und lebhaft und langweilt sich. Sie würde gerne im Haus oder Garten helfen, doch leider stellt sie sich dabei recht ungeschickt an, dadurch passieren dauernd irgendwelche Unglücke, sei es dass eine Tasse beinahe herunterfällt oder sie einer wertvollen Dahlie den Kopf abknickt.
Mary hasst nicht nur ihre wilden roten Haare, sondern ärgert sich auch über den Nachbarsjungen Peter, der sie damit auch noch aufzieht und sie als rothaariges Äffchen verspottet.
Doch dann folgt sie Tib, einer schwarzen, und Gib, einer grauen Katze in den Wald. Auf einer Lichtung findet sie eine wunderschöne blaue Blume und an einen Baum gelehnt einen alten Besen, der von Efeu beinahe vollständig überwachsen ist. Sie nimmt eine Blütenrispe und den Besen mit nach Hause.
Zebedee, der Gärtner ihrer Tante, erkennt die geheimnisvolle Pflanze als "Nachtflug", die nur alle sieben Jahre blüht und die der Legende nach von Hexen wegen ihrer magischen Kräfte geschätzt und gesucht wird.
Durch ihre Ungeschicklichkeit zerdrückt Mary eine der Blüten, die eine blaue Substanz abgibt, die an ihren Händen kleben bleibt. Als sie danach den Besenstiel anfasst, hat der Besen plötzlich magische Kräfte. Er beginnt zu fliegen und trägt Mary und Tib über die Wipfel der Bäume in die Wolken. Er landet im Hof eines Schlosses, das sich als Endor-Universität herausstellt und das als die weltbeste Schule für Magier gilt.
Dort erhält Mary erst einmal von der Schulleiterin Madame Mumbelchook und dem Professor für Magiewissenschaften Doctor Dee eine ausführliche Führung durch die Schule und wird als neues großes Zauber-Talent gefeiert.
Doch dann erkennt Mary, dass die Direktorin eigentlich nur nach der Blume der Hexen sucht und dass Doktor Dee seltsame und gefährliche Experimente mit Tieren und Menschen durchführt.
Durch eine Notlüge Marys gerät eine andere Person und Gib in Gefahr und Mary muss zusammen mit Tib versuchen, diese Person zu retten, obwohl sie inzwischen ihre magischen Kräfte verloren hat.
Dabei entdeckt Mary nicht nur die Wahrheit hinter der blauen Blume "Nachtflug", sondern sie erkennt auch, welche Kräfte wirklich in ihr selber stecken...
"Mary und die Blume der Hexen" ist der erste Film des 2015 gegründeten Studio Ponoc des ehemaligen Ghibli-Produzenten Yoshiaki Nishimura. Neben Regisseur Hiromasa Yonebayashi ("Erinnerungen an Marnie" (2014)) haben viele ehemalige Mitarbeiter des Studio Ghibli mitgearbeitet. Wie schon die alten Ghibli-Filme ist auch dieser Film tricktechnisch auf höchstem Niveau. Gelungen sind besonders die detailreichen Hintergründe - wie die liebevolle Inneneinrichtung der Häuser und die netten Details, mit denen die Schönheit der Natur unterstrichen wird.
Das Drehbuch zum Film haben Riko Sakaguchi und Hiromasa Yonebayashi verfasst. Es basiert auf dem Roman für Kinder Der verhexte Besen - engl. The Little Broomstick (1971) der englischen Autorin Mary Stewart (1916 - 2014). Dabei wurden die englischen Namen der Vorlage beibehalten - auch im japanischen Original.
Es ist eine wunderschöner Anime-Film mit bezaubernden Bildern und einer verspielten und fantasievollen Abenteuergeschichte über eine magischen Welt entstanden, in dem es in kindgerechter Form um Verantwortung und den Mut geht, zu sich selbst zu stehen, und auch um die außergewöhnliche magische Kraft der Freundschaft.
Man wird bei dem Film möglicherweise an Harry Potter erinnert, allerdings ist die Vorlage von Mary Stewart 26 Jahre älter als das erste Buch von Joanne K. Rowling über Hogwarts und den jungen Zauberlehrling.
Der Film zeigt aber auch die Ambivalenz der Magie auf. Auf der einen Seite erlebt Mary in der Schule Wunderbares (etwa die Fähigkeit, sich unsichtbar machen zu können), merkt aber recht bald, dass die Macht der Blüten nur schwer zu kontrollieren ist. Daneben sieht sie, welche Auswirkungen es hat, wenn Madame Mumbelchook und Doctor Dee die Magie für Experimente einsetzen, die vor allem Leid verursachen. Am Ende des Films zeigt sich, dass Mary und Peter ohne Magie zufriedener sind, auch wenn sie diese Magie benötigt haben, um die Experimente von Doctor Dee, der ein Art Nachfolger von Dr. Frankenstein ist, zu beenden und um aus der Endor-Universität zu entkommen.
Insgesamt ist "Mary und die Blume der Hexen" ein Animations-Film voller liebenswerter Details und wunderbarer Ideen. Der charmante Film ist ein fantasievolles Abenteuer über eine junge Hexe wider Willen, der mit schönen Bildern und wundersamen Wesen bezaubert. Er ist ganz sicher nicht nur für Kinder, sondern für die ganze Familie sehenswert.
Zusatz: "Mary und die Blume der Hexen" läuft nur am Do. 13. und So. 16. September 2018 in ausgewählten Kinos. Es lohnt sich nachzusehen, ob der Film in den Kinos vor Ort vorgeführt wird.
Foto: Mary und die geheimnisvolle Blume "Nachtflug" © Peppermint Anime
Info:
Mary und die Blume der Hexen (Japan 2017)
Originaltitel: Meari To Majo No Hana
Genre: Anime, Fantasy, Romanverfilmung
Filmlänge: 103 Minuten
Regie: Hiromasa Yonebayashi
Drehbuch: Riko Sakaguchi, Hiromasa Yonebayashi nach dem Kinderbuch "Der verhexte Besen" von Mary Stewart
Deutsche Sprecher: Laura Jenni, Tim Schwarzmaier, Marion Hartmann, Angie Bender, Elisabeth Günther, Kai Taschner, Claus-Peter Damitz, Endo Erich Ludwig u.a.
Verleih: Peppermint Anime
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 13. + 16.09.2018