ChampionsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. September 2018, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Basketball-Trainer Marco (Javier Gutiérrez) hat gerade eine Pechsträne. Zuerst legt er sich als Co-Trainer während eines Profi-Basketballspiels mit dem Chef-Trainer Carrascosa (Daniel Freire) an und wird des Feldes verwiesen. Am gleichen Abend betrinkt er sich in der nächsten Bar und rammt auf dem Heimweg ziemlich angetrunken auch noch ein Polizeiauto.

Daneben hat er gerade auch Stress mit seiner Frau Sonia (Athena Mata), die unbedingt ein Kind will. Deshalb schläft er zurzeit bei seiner Mutter Amparo (Luisa Gavasa) auf der Couch.

Beim Prozess verdonnert eine Richterin (Laura Barba) Marco zu Sozialstunden oder er geht für 18 Monate in den Knast. Er soll die Stunden als Trainer eine Basketball-Mannschaft für geistig Behinderte ableisten. Zusätzlich wird er auch noch von seinem Verein als Co-Trainer entlassen.

Marco meint, dass er es sich dort recht einfach machen kann mit einmal Training in der Woche, doch die Richterin macht ihm mit Hilfe von Julio (Juan Margallo), dem Leiter des Sportzentrums, klar, dass er mindestens 2 - 3 mal in der Woche mit den behinderten Sportlern trainieren muss.

Marco beginnt seine Trainingsstunden mit sichtlichem Widerwillen und es zeigt sich, dass eigentlich kaum einer der Spieler auch nur die geringste Ahnung vom Basketballspielen hat. Dazu verstehen sie auch noch viele der Befehle falsch. Marcos schlimmste Ahnungen werden bestätigt.

Doch nach und nach rauft man sich zusammen. Die Spieler des Basketballteams "Amigos" werden nicht nur immer besser, sondern auch Marco merkt, dass ihm die Trainingsstunden mehr und mehr Freude bereiten, denn sein neues Team weist Qualitäten auf, die er im Profi-Basketball vermisst hat.

Dann meldet Julio das Team zu einem nationalen Turnier von Behindertensportlern an und je erfolgreicher die Mannschaft wird, desto mehr haben Marco und die Spieler Spaß an der Sache. Zur gleichen Zeit nähert sich Marco auch wieder seiner Frau Sonja an...


Javier Fesser, der Regisseur von "Wir sind Champions", hat für die Basketball-Komödie seine 10 Laiendarsteller hervorragend aus 600 Darstellern mit geistiger Behinderung ausgewählt.

Für die Hauptrolle des Marco konnte er mit Javier Gutiérrez einen bekannten spanischen Darsteller gewinnen, der in den letzten Jahren in Deutschland z.B. in den Filmen "El Olivio - Der Olivenbaum" (2016) oder "Assassin's Creed" (2016) zu sehen war.

Natürlich folgt der Film dem üblichen Schema eines Sportlerfilms, in dem ein überheblicher Trainer verdonnert wird, mit einer Gruppe von recht unfähigen Spielern zu trainieren. Während die Spieler immer besser werden, merkt auch der Trainer, dass es ihm nicht nur plötzlich Spaß macht, denn nach und nach stellen sich beim Team auch Erfolge ein. Daneben lösen sich auch bei ihm einige der familiären Probleme.

Javier Fesser hat dabei aber auch wunderbar darauf geachtet, dass die manchmal doch recht unkoordinativen Basketball-Spieler als normale Menschen dargestellt werden, die sich ihrer Behinderung aber sehr wohl bewusst sind, was in einer Bemerkung von Marin (Jesús Vidal) Marco gegenüber deutlich gezeigt wird. Der auffallenste Charakter ist aber die einzige Frau der Gruppe, die winzige und vorlaute Collantes (Gloria Ramos), die Down-Syndrom hat, und die dazu neigt ihr geringe Größe zu nutzen, indem sie ihren deutlich größeren Gegnern in die Genitalien tritt. Aber auch die Szenen mit dem traumatisierten Roman (Roberto Chinchilla), dessen Problem erst ganz zum Schluss aufgeklärt wird, oder mit Juanma (Jose de Luna), der sich wegen eines unangenehmen Erlebnisses in seiner Jugend nicht waschen will, bleiben sicher beim Betrachter haften.

Der Film zeigt aber auch, dass eigentlich alle behinderten Spieler einer Arbeit nachgehen. Dabei wird deutlich gemacht, dass sie manchmal auch von ihren Chefs ausgenutzt und heruntergemacht werden. Gleichzeitig ist klar, dass die wöchentlichen Sportstunden wichtige Jour fixes für alle sind.

Bei den komödiantischen Szenen wurde vom Regisseur am Anfang doch etwas übertrieben, wenn die Behinderten z.B. keine der Befehle Marcos verstanden haben, oder in einer Szene einfach gerade aus weiter laufen und dadurch die Sporthalle verlassen. Trotzdem wurde eigentlich keiner der behinderten Darsteller unangenehm vorgeführt. Der Regisseur hat in einigen Szenen deutlich darauf geachtet, dass die Unzulänglichkeiten einiger Spieler hervorragend kaschiert wurde (z.B. indem Schritt- und Abspielfehler der Amigos nur im Hintergrund stattfanden).

Das letzte Spiel der Amigos um den Gesamtsieg ist toll gefilmt. Obwohl doch recht lang, hat man hier nicht das Gefühl, dass es langweilig wird. Schön ist auch der finale Twist, der zeigt, dass es bei den Spielern nicht nur ums gewinnen geht, sondern vor allem um die Freude am Spielen.

Der spanische Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Die Jury würdigt in ihrer Begründung, dass der Film auf äußerst lebensbejahende Art und Weise das Konzept der Inklusion als gesellschaftliches Prinzip darstellt. Die Academia de Cine Español hat den Film übrigens für Spanien ins Rennen um den 91. Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film geschickt.

Insgesamt ist "Wir sind Champions" eine hervorragend gelungene Wohlfühlkomödie aus Spanien, die eigentlich nur einen kleinen Fehler hat, denn die Geschichte mit Marcos Mutter ist für den Fortgang der Story vollkommen überflüssig und in einigen Szenen sogar störend. Trotz der leisen Kritik ist der unbedingt sehenswerte Film uneingeschränkt der ganzen Familie zu empfehlen.

Foto: Marco (Javier Gutiérrez) beobachtet mit seiner Frau (Athena Mata) und seinen Auswechselspielern (v.l.n.r. Jesús Vidal, Fran Fuentes, Gloria Ramos, Stefan López) das Basketball-Spiel der Amigos © Concorde Filmverleih GmbH

Info:
Wir sind Champions (Spanien, 2018)
Originaltitel: Campeones
Genre: Sport, Drama, Komödie
Filmlänge: 118 Minuten
Regie: Javier Fesser
Drehbuch: David Marqués, Javier Fesser
Darsteller: Javier Gutiérrez, Athena Mata, Luisa Gavasa u.a.
Verleih: Concorde Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 20.09.2018