ThildaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. September 2018, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Aksel (Jakob Dyrud) und Grim (Tage Johansen Hogness) sind 14 Jahre alt und seit langem dickste Freunde. Sie haben eine Band, die sie "Los Bando Immortale" nennen, in der Aksel Gitarrist und Sänger und Grim der Schlagzeuger ist. Jetzt sind sie zum norwegischen Rockwettbewerb nach Tromsø eingeladen worden, denn Aksel hat ein Demotape an die Ausrichter geschickt.

Allerdings gibt es ein kleines Problem, denn Aksel ist zwar ein Super-Gitarrist, trifft aber als Sänger kaum einen Ton. Sein Gesang wurde bei den Aufnahmen regelmäßig vom Grim mit dem Programm "Autotune" geschönt. Grim traut es sich nicht, Aksel zu sagen, wie schlecht er singt, denn der ist ganz sicher, dass er der tolle Frontmann der besten Rockband aller Zeiten ist.

Zu Hause hat Grim große Probleme, denn seine Eltern Simen (Stig Henrik Hoff) und Anne (Ine F. Jansen) streiten sind andauernd, so dass der Vater im Keller in einem Zelt wohnt und Grim regelmäßig auch bei kleinen Problemen als Schiedsrichter herangezogen wird, wozu er keine Lust hat.

Da zwei Musiker noch keine Band sind, muss noch ein drittes Mitglied her; Grim dachte wohl eher an einen Sänger, aber Aksel meint, es fehlt ein Bassgitarrist. Auf die Annonce meldet sich aber nur Thilda (Tiril Marie Høistad Berger). Thilda ist neun Jahre alt und spielt Cello, das beinahe größer als sie selbst ist. Als sie den Jungen zeigt, dass sie nicht nur klassische Musik, sondern auch Rock spielen kann, wird sie in die Band aufgenommen, denn sie bringt auch gleich noch die Erlaubnis ihrer Eltern mit, dass sie zur Rock-Meisterschaft fahren darf.

Jetzt müssen die Drei nur noch von Süd-Norwegen nach Tromsø kommen, denn natürlich fliegt eine Rockband nicht, sondern fährt stilecht mit dem Tourbus. Nachdem Grim und Aksel das Band-Konto geplündert haben, fragen sie den 17jährigen Martin (Jonas Hoff Oftebro), den Sohn von Aslak (Nils Ole Oftebro), dem Besitzers der örtlichen Autolackierer-Werkstatt. Martin möchte eigentlich Musiker werde, sein Vater will aber, dass er entweder Autorennfahrer wird oder die Werkstatt übernimmt, und übt in jeder freien Minute mit ihm.

Martin nutzt die Gelegenheit, aus der verhassten Werkstatt seines autoritären Vaters auszubrechen. Er klaut auch nicht nur den Jesus-Campingbus seines nervigen religiösen Bruders Roger (Frank Kjosås), sondern malt ihn auch gleich noch zum Bandbus um. Jetzt machen sich die Vier, die alle einen Grund haben von zu Hause abzuhauen, auf den Weg vom Süden Norwegens über Schweden nach Tromsø.

Unterwegs stellen sie fest, dass Martin keinen Führerschein hat, Thilda von ihren Eltern via Fernsehen gesucht wird und Aksels angebetete Lina gar nichts von ihm wissen will, denn Rockmusik interessiert sie nicht. Dann ist da noch eine überkandidelte Braut, die noch rechtzeitig zur Trauung gebracht werden muss, der Besuch bei dem bekanntesten Drummer Norwegens und ein Karaoke-Wettbewerb, bei dem sich herausstellt, wer wirklich singen kann.

Daneben haben die Vier auch noch die Polizei und Martins Bruder und Vater auf den Fersen. Werden sie noch rechtzeitig zum Wettbewerb im hohen Norden Norwegens ankommen?


"Thilda & die beste Band der Welt" ist ein wunderbar gelungener norwegischer Jugendfilm, der seine internationale Premiere auf der Berlinale 2018 in der Sektion Generation Kplus hatte. Am 20. September kommt das musikalische Road-Movie in Deutschland in die Kinos.

Der norwegische Regisseur Christian Lo erzählt nach dem Drehbuch von Arild Tryggestad eine spannende Geschichte über vier Heranwachsende, die ihrem Traum um jeden Preis folgen, um an der norwegischen Rock-Meisterschaft teilnehmen zu können. Dazu müssen sie in einem geklauten Wohnwagen von Süd-Norwegen über Schweden bis Nord-Norwegen fahren. Unterwegs treffen die Vier auf größere und kleinere Hindernisse und Zwischenstationen, die sie mit Glück und Planung überwinden können. Nebenbei lernt der Zuschauer auch etwas über die Schwierigkeiten und Wünsche jeder einzelnen Person, denn alle haben zu Hause Probleme, sei es, dass sich die Eltern streiten oder nie erreichbar sind, sei es, dass man einen anderen Berufswunsch hat als der Vater verlangt oder dass man sich in das schönste Mädchen der Klasse verknallt hat, die einen aber mit keinem Blick würdigt.

Passend dazu hat Eirik Myhr rockige Musikstücke komponiert, die für gute Laune sorgen, und auch Kameramann Bjørn Ståle Bratberg hat tolle Landschaftsbilder eingefangen, die immer wieder auf dem Weg der Gruppe nach Norden gezeigt wurden. Der Tourbus fährt an saftigen Wiesen und Feldern vorbei, unter dem mit Wolken behangenem Himmel. Wenn die Gruppe weiter nach Norden kommt, fahren die Vier an Fjorden und schneebedeckten Bergen vorbei.

Die vier jungen Hauptdarsteller sind ausgesprochen sympathisch und spielen ihre Rollen vorzüglich und haben deutlich Spaß am Filmen.

Jakob Dyrud ist der verträumte Aksel mit der Zahnspange, der seine wirklichen Probleme nicht sieht und sich seine Zukunft als Frontmann der Band rosig ausmalt, denn er kann zwar toll Gitarre spielen, bringt aber kaum einen richtigen Ton heraus und er merkt auch nicht, dass das von ihm angebetete Mädchen an ihm nicht interessiert ist.

Tage Johansen Hogness ist der konfliktscheue Grim, der zwischen seinen streitenden Eltern steht und der es auch nicht wagt, Aksel die Wahrheit über dessen Sangeskünste zu sagen. Im Zweifelsfalle versteckt er sich lieber hinter seinem Schlagzeug.

Die junge Tiril Marie Høistad Berger ist die willensstarke Thilda, deren Eltern eigentlich keine Zeit für sie haben und die sie zwar durch das Fernsehen suchen lassen, die aber bis zum Filmende nicht auftauchen. Sie kann sich auch jederzeit gegen die deutlich älteren Jungen durchsetzen. Besonders lustig sind ihre Szenen, wenn die winzige Thilda regelmäßig mit stoischer Miene ihren Cellokoffer hinter sich herzieht, der größer als sie selber ist.

Jonas Hoff Oftebro spielt Martin als freundlichen und hübschen Jungen, der sich lange nicht traut, sich gegen seinen Vater und seinen älteren Bruder aufzulehnen. Vom Aussehen her ist er die Idealbesetzung des Leadsängers einer Band. Übrigens wird Martins Vater Aslak von Nils Ole Oftebro gespielt, der auch im realen Leben der Vater von Jonas Hoff Oftebro ist.

Während die jugendlichen Darsteller toll spielen, übertreiben die erwachsenen Schauspieler manchmal doch recht stark. Dies gilt vor allem für Frank Kjosås als Martins cholerischen Bruder Roger.

Regisseur Christian Lo hat es geschafft, bei dem Roadtrip - Verfolgungsjagden eingeschlossen - immer auf Augenhöhe mit den jugendlichen Charakteren und damit auch der jungen Zielgruppe des Filmes zu sein. Gelungen ist auch, dass der Film nicht mit einem übertriebenen Happyend endet. Doch die vier Musiker sind wirklich Freunde geworden. Bezeichnenderweise heißt der Song, den Los Bando Immortale auf der Bühne in Tromsø spielen "Walk Your Own Way". Aber ihre gemeinsame Reise ist noch nicht zu Ende, sondern es geht noch weiter zu Norwegens nördlichstem Punkt.

Die Jugend Filmjury gibt dem Film 4 von 5 Sternen, da er die Botschaft von Lebensträumen und Freundschaft sehr schön darstellt. Daneben überzeugen auch die schauspielerischen Leistungen und die gut gewählte Musik die Juroren. Die Jury empfiehlt den Film ab 9 Jahren.

Insgesamt ist "Thilda & die beste Band der Welt" ein temporeicher und witziger Film, der nicht nur für Kinder und Jugendliche empfehlenswert ist, sondern auch für Eltern, die mal wieder gemeinsam mit ihren Kindern ins Kino gehen und sich amüsieren wollen.

Foto: v.l.n.r.: Aksel (Jakob Dyrud), Grim (Tage Johansen Hogness), Thilda (Tiril Marie Høistad Berger) und Martin (Jonas Hoff Oftebro) © Farbfilm Verleih GmbH

Info:
Thilda & die beste Band der Welt (Norwegen 2018)
Originaltitel: Los Bando
Genre: Jugendfilm, Road-Movie, Musikfilm
Filmlänge: 94 Minuten
Regie: Christian Lo
Drehbuch: Arild Tryggestad
Darsteller: Tage Johansen Hogness, Jakob Dyrud, Tiril Marie Høistad Berger, Jonas Hoff Oftebro, Nils Ole Oftebro, Frank Kjosås u.a.
Verleih: Farbfilm Verleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 20.09.2018