Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2018, Teil 20
N.N.
Los Angeles (Weltexpresso) – MILE 22 ist das Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit zwischen Regisseur Peter Berg und Autorin Lea Carpenter, um deren erstes Drehbuch es sich handelt. Sie lernten sich 2013 bei einer Signierstunde für Carpenters ersten Roman Eleven Days kennen. Das in der Navy Seals-Community angesiedelte Familiendrama wurde kurz vor dem Kinostart von Bergs Lone Survivor (2013) veröffentlicht. Aufgrund ihrer jeweiligen Recherchen und Reisen ergaben sich einige gemeinsame Bekanntschaften, was dazu führte, dass man irgendwann anfing sich über eine eventuelle Zusammenarbeit zu unterhalten.
Berg war beeindruckt, wie Carpenter in ihren Romanen die Familiendynamik mit der Arbeit der Spezialeinheiten verwob. Er fragte sie, ob sie schon einmal ein Drehbuch geschrieben hätte. Carpenter verneinte, hatte aber große Lust sich auszuprobieren.
Berg kam zunächst mit einem Drehbuch zu ihr, das auf seiner Idee basierte. Seine Grundannahme war die Frage, was passiert, wenn jemand eine US-Botschaft betritt und brenzlige Informationen im Tausch gegen seine Freiheit anbietet. Berg merkte in den Diskussionen mit Carpenter schnell, dass sie mit ihrem Wissen über die CIA und die Spezialeinheiten genau die Richtige als Drehbuchautorin wäre. Carpenter hatte 2008 nach dem Tod ihres Vaters festgestellt, dass dieser an Geheimdienstoperationen beteiligt war. In der Folge begann sie, sich intensiv mit der Thematik zu befassen. Da Carpenter keine Erfahrung mit Drehbüchern hatte, gab ihr Berg einige von seinen zum Lesen. Darüber hinaus schaute sie sich relevante Filme an, so unter anderem Kathryn Bigelows Zero Dark Thirty (2012) und Steven Spielbergs München (2005).
Carpenter war begeistert von der Zusammenarbeit mit Berg: „Er hat mich angespornt, Risiken einzugehen. Pete ist unglaublich geduldig, steuert großartige Ideen bei und hat das ganze Projekt kreativ auf ein anderes Niveau gehoben“, führt sie aus. „Er verliert den humanen Aspekt nie aus dem Auge, was ungewöhnlich ist für einen Actionfilm-Regisseur. Das was auf der emotionalen Ebene passiert, ist ihm besonders wichtig.“
Programmieren und Computerviren zu erfahren. „Ich wollte herausfinden, wie diese Leute reden“, kommentiert sie. Auch während der Dreharbeiten blieb sie mit manchen in Kontakt, um auf dem Laufenden zu bleiben, über technische Entwicklungen, die sie eventuell in die Drehfassung übernehmen könnte. „Diese Experten haben mir geholfen, Dinge besser zu verstehen wie Zero-Day Exploits, Timer Scripts, wie man Code einbetten und auflösen kann oder wie man Code strukturiert,. Wir wollten, dass es sich echt anfühlt.“
Als die Geschichte begann sich zu entfalten, schlug Berg vor, dass die Distanz zwischen Botschaft und Flughafen 22 Meilen betragen sollte. „Es gefiel mir, dass es sich wie ein Spiel anfühlt“, führt Berg aus. „Vier Menschen müssen 22 Meilen in 38 Minuten zurücklegen. Sehr simpel. Und wir stellen sicher, dass es an Hindernissen nicht mangelt.“ Die täuschend einfache Grundsituation bot eine stabile Grundlage für einen komplexeren Plot. „Ich dachte zuerst, die Sache wäre schnell erzählt“, erklärt Carpenter. „Aber da gefühlt jeder in diesem fiktiven Land Li Noor tot sehen will und Silvas Team alles entgegen geworfen wird, was mobilisiert werden kann, zieht sich der Konflikt deutlich in die Länge.“
Jimmy Silva weiß sich nicht anders zu helfen, als Overwatch einzuschalten. Bei dieser 'Superwaffe' handelt es sich um eine Sondereinheit des CIA, angeführt von Bishop. „Sie können rasend schnell reagieren; Overwatch überwacht und steuert Operationen mit kurzen Zeitfenstern, aber äußerster Wichtigkeit“, kommentiert Carpenter. „Wobei Overwatch, im Gegensatz zu Ground Branch reine Fiktion ist.“ Peter Berg bestätigt, dass Overwatch in der QRF – Quick Reaction Force – ein reales Vorbild hat, aber sich nur lose daran orientiert; Berg hatte während seiner Recherche zu Lone Survivor (2013) von QRF erfahren. „Immer wenn es eine militärische Operation gibt, die Spezialeinheiten einsetzt, dann kommt auch die QRF zum Zug. Sie benutzen Satelliten und Drohnen, um die Soldaten am Boden bestmöglich zu unterstützen. Overwatch ist das Äquivalent dazu“, erläutert Berg.
Als sich Berg und Carpenter Overwatch ausdachten, legten sie unter anderem die Regel fest, dass jemand zurückgelassen werden darf. Die Mitglieder sind notfalls ersetzbar, wenn die Mission es erfordert. Dies steht im krassen Widerspruch zu der üblichen Handhabe des Militärs. „Ich habe mich lange mit Pete darüber unterhalten, wo Patriotismus aufhört“, kommentiert Carpenter. „Wie erstellt man ein Reglement, wenn man keine Regeln beachtet? Also haben wir beschlossen, dass bei Overwatch davon ausgegangen wird, Verluste zu erleiden und Tote zurückzulassen. Im Falle einer Overwatch-Operation gibt man seine amerikanische Staatsbürgerschaft auf und wird zum Gesetzlosen. Dass es Tote geben wird, ist klar.“ „Für unser Team kommt der Auftrag an erster Stelle“, erklärt Peter Berg. „Jeder kämpft zwar in der Gruppe, aber in erster Linie für sich selbst. Wir erlauben uns hier gewisse Freiheiten, in Anlehnung an die echte Ground Branch. Da es sich bei dem Film letztlich um Fantasie handelt, ist das zum Glück erlaubt.“
Mark Wahlberg pflichtet dem bei und ergänzt: „Pete und ich haben bereits drei Filme zusammen gedreht, alle basierten auf realen Geschichten, inspiriert von tragischen Ereignissen. Diesmal wollten wir etwas mehr Freiheit und Spaß haben, indem wir eine fiktive Welt aus Gewalt, Betrug und Hinterlist erschaffen. Es sollte ein intelligenter Actionfilm werden, angetrieben von seinen Charakteren. Pete kennt sich aus mit Action, aber hier steht die Geschichte im Vordergrund, es gibt unvorhergesehene Wendungen, was uns beide sehr angesprochen hat.“
Um die Spannung weiter zu steigern, fügte Carpenter einen zweiten Handlungsstrang ein: Während das Team versucht, seinen Auftrag auszuführen, sehen wir ein russisches Überwachungsflugzeug, das alle Ereignisse am Boden beobachtet und die Kommunikationskanäle abhört. „Die Idee war zu zeigen, dass es immer jemanden gibt, der zuhört“, so Carpenter. „Also haben wir uns diese ultimative Waffe ausgedacht; sie kann sich in der Luft fortbewegen, derweil Informationen sammeln und alles überwachen. Außerdem verfügt sie über die Technologie, eine beliebige Person anhand ihrer Signale aufzuspüren. Es gibt darüber hinaus eine weiblichen Beobachterin an Bord, deren Identität erst am Ende des Films gelüftet wird.“
Auch wenn die Action klar im Vordergrund steht, war es für Berg und Carpenter wichtig, dass persönliche Themen erkundet und die humanitären Aspekte nicht aus dem Auge verloren wurden. Zu Beginn des Films sehen wir sie als Team in Aktion, danach erfahren wir etwas über die Einzelpersonen und wie sie als Team unter Silva funktionieren. Nach Meinung von Carpenter ist eines der Hauptthemen des Films Mütter und Kinder. Wir sehen es im Verhältnis von Alice zu ihrer Tochter, wie sie verzweifelt versucht, zwei Welten zu überbrücken; einerseits ist sie eine geschiedene Mutter, die ihr Kind über alles liebt, auf der anderen Seite eine tödliche Agentin, die zu extremer Gewalt fähig ist. „Während des gesamten Films kommunizieren Silva und Bishop mit den Rufzeichen Mutter und Kind“, erklärt Carpenter. „Das heißt, diese Worte sind in das gesamte Drehbuch eingewoben. Sie werden sehr häufig wiederholt und bilden den Hintergrund, vor dem sich das reale Mutter- und Tochterdrama entspinnt.“
Es war auch eine Priorität, Frauen, die in Spezialeinheiten tätig sind, zu porträtieren. Wie Carpenter betont, gibt es bereits einige Frauen unter anderem bei den Navy Seals und sowohl Autorinnen, als auch Filmemacherinnen, wie zum Beispiel Kathryn Bigelow und Patty Jenkins, die auf diesem Terrain aktiv sind. „Ich dachte, dass es zu einer Neubewertung führen könnte, wenn ich einigen Frauen starke, physische Rollen zuschreibe“, spekuliert Carpenter. „Es sind die Frauen, die alles im Film in der Hand haben. Alice hält Jimmy Silva in Schach. Sam, M.I.T. und die geheimnisvolle Vera tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Das sind keine Mauerblümchen.“ Die von Carpenter und Berg entwickelten weiblichen Charaktere zeugen von intellektueller wie physischer Stärke. Sie sind ihren männlichen Mitstreitern ebenbürtig und kämpfen mit ihnen Seite an Seite.
Foto:
Meile für Meile in höchster Schussbereitschaft: James Silva (Mark Wahlberg)
© Universum Film
Info:
BESETZUNG
James Silva..........................................Mark Wahlberg
Alice Kerr..............................................Lauren Cohan
Li Noor..................................................Iko Uwais
Sam Snow.............................................Ronda Rousey
Johnny Porter........................................Terry Kinney
Bishop...................................................John Malkovich
M.I.T........................................................Emily Skeggs