f Wackersdorfif Productions Erik Mosoni4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. September 2018, Teil 8

N.N.

München  (Weltexpresso) -  Sie spielen den Landrat Hans Schuierer. Wie würden Sie diesen Mann charakterisieren?

Ein Mensch mit einem sehr genauen Sensorium für Recht und Unrecht, dazu ein Politiker-Naturtalent, hochgeschätzt und beliebt - nicht nur in den eigenen politischen Reihen.


Inwiefern ist es schwieriger, eine reale Figur zu spielen?

Die reale Figur als solche ist nun keine große Sache, eine prominente reale Figur sehr wohl. Viele Menschen haben ein klares Bild von Schuierer und kennen ihn viel länger als ich. Die werden natürlich meine Darstellung an ihrem Bild messen. Und Herr Schuierer selbst natürlich auch.


Sie haben ihn während der Dreharbeiten getroffen. Wie war das für Sie?

Da war ich doch sehr aufgeregt, in einer kleinen Pause der Dreharbeiten musste dieses Treffen Platz finden. Ich empfand es als eine sehr herzliche Begegnung mit einem Menschen, dem ich viel Respekt zolle. Und ich glaube, Hans Schuierer empfand das Gespräch auch als positiv.


Sound und Lebensgefühl der Oberpfalz sind in dem Film sehr gut getroffen. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Dass ich in einer Kleinstadt in der österreichischen Provinz aufgewachsen bin, in der Oststeiermark, einer ähnlich strukturschwachen Gegend wie der Oberpfalz, ist mir sehr entgegenkommen.


Wie aufwendig war es, den Oberpfälzer Dialekt zu erlernen?

Wieder kommt hier die Oststeiermark ins Spiel: Dort und in Teilen des angrenzenden Burgenlands wird ein sehr ähnlicher Dialekt gesprochen. Kein Scherz: Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten Oberpfälzer in meine Heimat aus, und haben den dortigen Dialekt nachhaltig beeinflusst. Also hatte ich einen kleinen Vorteil, bei allen doch vorhandenen Unterschieden der beiden Dialekte.


Inwiefern empfinden Sie die WAA-Geschichte als ein relevantes Thema im Jahr 2018?

Die Gesetzesänderungen zur Stärkung der „Inneren Sicherheit“ in Bayern, aber auch in Österreich – ganz zu schweigen von Ungarn, Tschechien, Polen – führen ja offensichtlich zu einer Schwächung der Demokratie und der damit verbundenen Grundrechte. Und genau deren Verletzung wurde zum Saulus-Paulus-Erlebnis für Hans Schuierer in Bezug auf die damals geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.


Der Protest dagegen war in der Geschichte der BRD einzigartig, das Vorgehen der bayerischen Regierung mehr als befremdlich. Wie blicken Sie heute auf diese Ereignisse?

Woran ich zuallererst denke, sind die Ausmaße und die unglaubliche Dauer der Proteste, und dass so viele verschiedene Bevölkerungsgruppen daran teilgenommen haben. Die Rolle des bayrischen Staates und seines Ministerpräsidenten muss hier in seiner Brutalität nicht weiter erklärt werden.


Im Internet-Zeitalter wäre ein Massenprotest viel leichter zu organisieren. Trotzdem ist eine Bewegung wie in Wackersdorf heute schwer vorstellbar. Warum?

Ein Denken und Handeln für die Gemeinschaft ist sicher über die Jahre einem pragmatischen Egoismus gewichen, genährt durch ein ausgeprägtes Konsumverhalten zur Selbstbelohnung.

Foto:
© Verleih, Erik Mosoni

Info:
Wackersdorf · Starttermin 20. September 2018, 2 Std. 02 Min., von Oliver Haffner, mit Johannes Zeiler, Peter Jordan, Florian Brückner u.a.

Der Film wurde beim Filmfest München mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Er enthält erkennbar filmische Ausschnitte aus der zurückliegenden Zeit-Periode.

Abdruck aus dem Presseheft