OFFENES GEHEIMNIS I

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. September 2018, Teil  1

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Asghar Farhadi zählt zu den klügsten Köpfen, die das iranische Kino hervorgebracht hat. Insbesondere die aus sozialen Unterschieden resultierenden Dynamiken und Konflikte in iranischen Mittelstandsfamilien hat er scharfsichtig psychologisch analysiert, denkt man an Dramen wie „Nader und Simin“ oder „Alles über Elly“.

In seinem jüngsten Werk kommt erstmals die iranische Heimat nicht mehr vor. Zwar beschäftigt sich der Regisseur einmal mehr mit Lebenslügen, dem Einwirken der Vergangenheit in die Gegenwart und Beziehungen, die unter einschneidenden Erlebnissen aus dem Lot geraten, aber die Feinheiten sind bei dem Transfer in das fremde gesellschaftliche Milieu großteils verloren gegangen. Zudem haben sich an den Leichen im Keller des europäischen Bürgertums schon andere Filmschaffende wie der Franzose Claude Chabrol reiflich abgearbeitet.

Die ihre Rollen mit Leben füllenden prominenten Darsteller sind noch das Beste in diesem, in Spanien verorteten Krimi. Anlässlich der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester kehrt Laura (Penelope Cruz) eigens aus Buenos Aires in ihr spanisches Heimatdorf zurück. Unter den Gästen findet sich auch Paco (Javier Bardem), ihre erste große Liebe, an den sie einst zum Leidwesen einiger Angehöriger ein Weingut aus dem Familienerbe verkauft hat.

Ein Platzregen mitten hinein in die ausgelassenen Feierlichkeiten ist Vorbote eines schrecklichen Ereignisses: Lauras Tochter wird Opfer einer Entführung. Aus Angst vor den Erpressern wagt sich niemand, die Polizei einzuschalten. Nach und nach entfalten Geheimnisse, Misstrauen und Schuldscheine aus der Vergangenheit ihr zerstörerisches Gift, alle verstricken sich in Widersprüche und machen sich verdächtig. Besonders bitter trifft der ganze Aufruhr Lauras nachgereisten Ehemann Alejandro (Ricardo Darín), der damit fertig werden muss, dass er gar nicht der Vater des entführten Mädchens ist.

So wie die Handlung jedoch immer wieder ins Stocken gerät, hält sich die Spannung in Grenzen. Und zur Auflösung gibt es nur eine enttäuschend schwache Pointe.